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Editorial

Gemeinschaftsarbeit

Bei der Wahrnehmung des Schweizer Films im Inland wie im Ausland spielen Koproduktionen eine wichtige Rolle. Ein Blick ins Programm der Solothurner Filmtage zeigt es deutlich, die Filmauswahl internationaler Filmfestivals ebenfalls. Und es sind die Koproduktionen, die an letzteren Preise erzielten. «Unrueh» von Cyril Schäublin, der ohne ausländisches Geld produziert wurde, mag eine Ausnahme der ungeschriebenen Regel sein. «Drii Winter» von Michael Koch (Koproduktion mit Deutschland) ist Oscar-Kandidat, jüngst hat nun wieder der Animationsfilm «Interdit aux chiens et aux italiens» von Alain Ughetto, eine minoritäre Koproduktion mit Schweizer Beteiligung, den Europäischen Filmpreis gewonnen. Die Beispiele sind zahlreich. Ein altbewährtes Sprichwort besagt: «Viele Köche verderben den Brei». Doch Filmemachen ist eine ausgesprochene Kollektivarbeit.

Wenn man mit Produzenten und Produzentinnen spricht, wird deutlich, dass man zwar manchmal erfinderisch sein muss, um den komplexen Anforderungen des Koproduktionssystems zu entsprechen, dass diese Anstrengungen aber nur selten die Freude an der Zusammenarbeit mit dem Ausland trüben. Jeder Fall ist anders, und es gibt für jeden Geschmack etwas. Wenn man sich in den Dienst einer Geschichte stellt, die nicht aus unserer Kultur stammt, auch nicht im weitesten Sinne, dann schmälert dies nicht den Wert des Schweizer Beitrags: Das Engagement für die Sache, das wahre Engagement, steckt in jedem Detail, sei es bei einem Mitglied des technischen Teams bei den

Dreharbeiten oder im Gespür bei der Suche nach dem richtigen Schauspieler oder der richtigen Schauspielerin. Während unser Filmgesetz strenge Kriterien ansetzt, um einen Schweizer Film und seine verschiedenen Koproduktionsmöglichkeiten zu definieren, erlauben darüber hinaus andere, universellere Gründe zwangsläufig, unser Blickfeld zu erweitern.

Das zeigt der neue künstlerische Leiter der Solothurner Filmtage Niccolò Castelli bereits in seinem ersten Jahr, indem er mit seinen Kollegen neue Akzente setzt. Für diese erste Cinébulletin-Nummer in der neuen Redaktionskonstellation war es genauso notwendig, eigene Sicherheiten an denen des anderen zu messen und anzupassen.

Und selbst wenn dies nicht sofort sichtbare Spuren hinterlässt, muss man die Zeit nutzen, um die Dinge geschehen zu lassen. Auch das neue Zentrum für digitale Kreativität wird heute in einem Geist der Zusammenarbeit gegründet mit dem Ziel, die Kräfte um ein gemeinsames Projekt zu bündeln, um die Bedürfnisse des Sektors, insbesondere in Bezug auf die Finanzierung, besser zu verstehen. Dabei sollen die bestehenden Akteure nicht verdrängt werden, ganz im Gegenteil. Um zunächst zu verstehen, wo die «Lücken im System» sind, wie es der neue Direktor des Zentrums, Emmanuel Cuénod, ausdrückt, ist Zuhören die beste Option.

Für ein starkes Schweizer Filmschaffen gilt es, noch einige Löcher zu stopfen. Sei es, wie MEDIA Desk Suisse es mit der neuen Förderung der Koentwicklung bei minoritären Koproduktionen vor- hat oder die AG Kinderfilm mit der Förderung der Produktion eigener Schweizer Filme für ein junges Publikum vorschlägt. An Ideen mangelt es also nicht.

 

Adrien Kuenzy und Teresa Vena

Co-Redaktor Romandie und Co-Redaktorin Deutschschweiz

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