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Editorial

Zehn Jahre ist es her, dass die Schweiz nicht mehr an den MEDIA-Programmen der EU teilnimmt. Die Umsetzung der MEDIA Desk Suisse-Ersatzmassnahmen hat die dadurch unzugänglich gewordenen Fördermodule, für die Schweizer Filmbranche weiträumig ausgleichen können. Es darf auch einmal gesagt werden, dass dies nur möglich ist, weil das Bundesamt für Kultur sich dafür engagiert, was nicht unbedingt selbstverständlich ist. Dabei braucht es nämlich einen Rückhalt auf Bundesebene und den Willen neben der bereits eigenen Filmförderung weitere Strukturen zu schaffen. 

Die Herausforderungen sind mannigfaltig. So wie die allgemeine politische Beziehung zwischen der Schweiz und der EU ein stetes Tauziehen bedeutet, ergeben sich auch im kulturellen Bereich regelmässig neue Erwartungen aneinander. Einige davon verantworten das vorläufige Ende der MEDIA-Mitgliedschaft. Mit dem neuen Film- und Jugendschutzgesetz hat die Schweiz nachgearbeitet, was für die Verhandlungen für einen Wiedereinstieg 2028 hilfreich sein sollte. Diesen braucht die Schweizer Filmbranche zweifelsohne, wenn sie nicht nachhaltig isoliert werden (bleiben) will. Was die Ersatzmassnahmen nämlich kaum auffangen können, sind die Verluste, die auf der Ebene der Netzwerkbildung und des Wissensaustauschs entstehen.   

​Vor dem Hintergrund einer sich ständig verändernden Filmindustrie gibt es viele Fragen, die die Branche beschäftigen und die auf die eine oder andere Weise unsere Verbindungen zu Europa und anderen Ländern betreffen. Angefangen bei der Frage, wie die Streaming-Giganten mit unseren nationalen Akteuren, darunter die SRG SSR, zusammenarbeiten werden, wenn die «Lex Netflix» in Kraft tritt. Wie können wir mit ihnen einen interessanten Fusionspunkt finden, um unsere kreativen Ambitionen nicht aus den Augen zu verlieren, und gleichzeitig dafür sorgen, dass diese neuen Beziehungen für unsere Branche von Vorteil sind? Nur ein fruchtbarer Dialog mit diesen neuen Akteuren kann uns weiterbringen.

Dazu kommen sozialpolitische (angemessene Arbeitsbedingungen, wie sie aktuell international die Schauspieler und Schauspielerinnen fordern) und technologische Herausforderungen (künstliche Intelligenz und Förderung über NFT-Gemeinschaften), die ebenfalls alle angehen und wofür im Austausch nachhaltige Lösungen gefunden werden können. So wie in Frankreich, wo das Centre national du cinéma et de l’image animée (CNC) Programme zur Förderung technologischer Innovationen in der audiovisuellen Industrie anbietet, um Arbeitsabläufe zu optimieren, insbesondere mithilfe künstlicher Intelligenz.

Die Berücksichtigung der Entwicklungen in den Nachbarländern erfordert jedoch zunächst eine grundlegende Arbeit an uns selbst. In diesem Sinne sind auch die aktuellen Diskussionen über den neuen Pacte audiovisuel 2024-2027 von entscheidender Bedeutung. Ebenso wie die Analyse des Systems der Filmförderung, die das BAK mit seinem «Sounding Board» initiiert hat. Die öffentliche Filmförderung entwickelt sich weiter, ebenso wie die Produktions-, Vertriebs- und Konsummuster. Wir müssen jetzt darüber nachdenken, bevor es zu spät ist. Im Anschluss an die Präsentation der einzelnen Schritte dieser Studie an den letzten Solothurner Filmtagen wird derzeit in Zusammenarbeit mit einem Dutzend Personen aus den verschiedenen Bereichen der Branche eine Bestandsaufnahme der audiovisuellen Landschaft in der Schweiz vorgenommen. Es bleibt zu hoffen, dass sich aus der eingehenden Analyse die Umsetzung konkreter Massnahmen ergeben wird. 

Adrien Kuenzy und Teresa Vena
Chefredaktion von Cinébulletin

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