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Editorial

Fokus auf die junge Generation

Um die Komplexität der Welt besser verstehen zu können, müssen Kinder und Jugendliche in der Schweiz Zugang zu einem umfassenden, qualitativ hochstehenden Filmangebot haben. Mit der heutigen Fülle an Bildschirmen ist die junge Generation einerseits äusserst minderwertigen Inhalten mit Suchtpotenzial ausgesetzt und kann andererseits wahre Filmkunst entdecken – beide Enden des Spektrums also. Um das Interesse des jungen Publikums für die eigene Kultur zu wecken, seinen Horizont zu erweitern und sein Bewusstsein für Freiheit zu fördern, müssen wir ihm mit einheimischen Produktionen Alternativen zu den zahlreichen amerikanischen Blockbustern bieten.

 

Der Bericht «Was wir von Europa lernen können» der Arbeitsgruppe Kinderfilm zieht eine aufschlussreiche Bilanz der Situation in der Schweiz, die in Bezug auf die Anzahl Langfilmproduktionen für Kinder und Jugendliche schlecht da steht. Ohne einseitige Schuldzuweisungen analysiert der Bericht unser Wirtschaftssystem, indem er es mit dem anderer Länder vergleicht, wo das junge Publikum seit Jahren im Zentrum steht. Nun ist es an uns, aus den Fakten und den unterschiedlichen Ansätzen die richtigen Schlüsse zu ziehen und weiterführende Überlegungen anzustellen.

 

Wir haben mit den Autoren und Autorinnen der Studie und anderen Beteiligten gesprochen, insbesondere mit Vertretern und Vertreterinnen der SRG und der im Bildungsbereich tätigen Verbände. An Initiativen mangelt es nicht, sowohl seitens der Filmschaffenden, als auch der Organisationen, die sich für Filmbildung und Filmvermittlung einsetzen, wie Filmkids, die Zauberlaterne und viele andere. Allerdings braucht es eine bessere Koordination unter den beteiligten Akteuren und Akteurinnen, um überzeugende Vorschläge auszuarbeiten, vor allem für die verschiedenen Förderorgane. Diese machen aufgrund der geringen Anzahl eingereichter Kinderfilmprojekte ein mangelndes Interesse der Branche aus. Die Filmschaffenden hingegen bemängeln, den Entscheidungsgremien fehle das Verständnis, um solche Projekte angemessen beurteilen zu können. Im Bereich der Festivals bieten, neben den auf Kinderfilme spezialisierten Festivals, auch andere – wie Visions du Réel, das demnächst startet – seit einigen Jahren spezielle Programme und Aktivitäten, die stetig ausgebaut werden.

 

Um unser junges Publikum angemessen zu berücksichtigen, müssen wir den Schweizer Filmschaffenden mit mehr gezielten Massnahmen und Ausbildungsmöglichkeiten die Mittel an die Hand geben, um die Werke zu erschaffen, die unsere junge Generation verdient. Dies würde auch dazu beitragen, den Stand eines Faches zu verbessern, das in der Schweiz unterschätzt wird und viel mehr Aufmerksamkeit bräuchte.

 

Adrien Kuenzy
Co-Chefredaktor Romandie

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