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Editorial

Das Karussell dreht

Nun folgt also die letzte Ausgabe unter Carlo Chatrian: Der künstlerische Direktor des Locarno Festival wurde bekanntlich von der Berlinale abgeworben; nach sechs Ausgaben und gleich nach Festivalende zieht der Italiener weiter nach Berlin, wo er an der Seite der geschäftsführenden Leiterin Mariette Rissenbeek fortan dem grössten deutschen Filmfestival vorstehen wird.

Und so dreht das Direktoren-Karussel auch in der Schweiz – zumal mit Seraina Rohrer (Solothurner Filmtage), Thierry Jobin (Filmfestival Fribourg) und Anne Delseth (Quinzaine des réalisateurs von Cannes) mindestens drei Schweizer Kandidaten mit intakten Chancen Interesse signalisiert haben. Für Marco Solari bietet die Neuwahl nicht zuletzt eine Gelegenheit, selbstbewusst auf die Bedeutung des Festivals hinzuweisen: Dieses ist durch die Schlagzeilen ins Licht des internationalen Feuilletons gerückt. Und hat, wenn auch teils mit gönnerischem Tonfall, gute Noten erhalten.

Jetzt freuen wir uns aber erstmal auf das diesjährige Programm, in dem viele interessante Schweizer Premieren laufen: Die neuen Filme von Bettina Oberli und Denis Rabaglia (beide auf der Piazza), Thomas Imbach und Christoph Schaub, Barbara Miller oder Nicolas Wadimoff (beide in der Semaine de la critique). Und da ist von den «Leoparden von morgen» noch gar nichts gesagt. Einen Überblick über alle Schweizer Premieren (von Langfilmen) sowie über sämtliche Branchenanlässe erhalten Sie übrigens in unserem Festival-Newsletter, für den Sie sich auch dieses Jahr wieder eintragen können.

Nicht nur in den Sommermonaten gewinnt man den Eindruck, dass die Zuschauer den Kinos regelrecht davonlaufen. Vielen Kinos geht es bekanntlich nicht gut, auch wenn kaum jemand offen Eintrittszahlen kommunizieren will. Auch ein ­Locarno-Panel beschäftigt sich unter dem Titel «Where is the future of cinema?» mit der Frage, wie unser Konsumverhalten (Stichwort Streaming-Plattformen) die Wahrnehmung des Kinos als Ort verändert – und wie dieses die gemeinsame Seherfahrung vor der grossen Leinwand wieder in «einzigartige Ereignisse» verwandeln könnte. Einer unserer Beiträge im Heft listet schon einmal auf, was Kinobetreiber tun oder tun könnten, um der gegenwärtigen Krise zu begegnen.

Ausserdem gratulieren wir in diesem Heft der Schweizer Trickfilmgruppe, die fünfzig wird. In einem Gespräch mit Maja Gehrig und Rolf Hächler erfährt man viel Interessantes über Gegenwart und Vergangenheit der Schweizer Animationsfilmszene, die sich hierzulande meist mit einer Nebenrolle begnügen musste. Der Erfolg von «Ma vie de Courgette» und neue Projekte wie «Chris the Swiss» erinnern daran, wieviel Potential in dieser Kunstform liegt – auch in Langfilmen also und fürs grosse Publikum.


Erhellte Nächte und glückliche Tage in Locarno wünscht


Kathrin Halter

Unsere aktuelle Nummer (PDF)