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Editorial

Demokratie mit Risiken

Françoise Deriaz, Chefredaktorin

Die Schweizer Filmakademie war heuer erstmals auch für die Zuweisung des Schweizer Filmpreises Quartz 2010 zuständig. Fast 250 Mitglieder beteiligten sich an den zwei Wahlgängen. Die Unzufriedenen dürfen jedoch nur ihren Kolleginnen und Kollegen und nicht dem Bundesamt für Kultur die Schuld geben! Die Vorzüge einer Demokratie sind unumstritten, doch muss man sich fragen, weshalb «Giulias Verschwinden» mit fünf Nominationen und «Sinestesia» mit drei Nominationen keinen einzigen Quartz erhalten haben. War im zweiten Wahlgang auch wirklich die Beurteilung der Filme und Leistungen aus künstlerischer Sicht ausschlaggebend, oder waren es eher taktische Überlegungen? «Dieser Film ist so erfolgreich: Braucht er wirklich noch einen Quartz?», mögen sich einige gefragt haben. Oder: «Alle werden jenem Film die Stimme geben, also unterstütze ich lieber einen anderen, der ebenfalls einen Quartz verdient hat». Es gibt viele Unwägbarkeiten, doch die Verteilung der Preise des 13. Schweizer Filmpreises hat sogar den Präsidenten der Akademie, Fredi M. Murer, überrascht (siehe Interview «Schweizer Filmakademie» ). Soll die Wahl der Preisträgerinnen und Preisträger einer Jury (der Akademie) anvertraut und nur über die Nominierungen abgestimmt werden? Man könnte sich auch vorstellen, die Kategorien bester Schauspieler und beste Schauspielerin – Symbole eines überholten Sexismus – wie beim Nachwuchs in einem Preis zusammenzufassen. Dafür könnte man einen Quartz für ein Erstlingswerk vorsehen. Bei der Einführung solcher Innovationen werde ich höchstwahrscheinlich nicht mehr auf dem Posten der Chefredaktorin des Ciné-Bulletin sein, denn ich habe beschlossen, ihn zu verlassen. In einigen Monaten werde ich in aller Form Abschied nehmen – mit einem weinenden Auge, versteht sich!

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Themen n°414