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Editorial

Locarno aus Pariser Sicht

Françoise Deriaz, Chefredaktorin

1985 hatte «Höhenfeuer» von Fredi M. Murer in Locarno den Goldenen Leoparden erhalten. 21 Jahre später wird diese höchste Auszeichnung wieder einem Schweizer Film zuteil. Der Film wurde bereits allerorts kommentiert, doch dieser Preis für «Das Fräulein» von Andrea Staka verdient es, erwähnt zu werden. Von einer Erneuerung des Schweizer Films zu sprechen, ginge zu weit, doch ein sehr gutes Zeichen ist der Preis allemal. Einen sehr guten Eindruck hinterlässt auch das erste Festival unter Frédéric Maires Leitung. Vor genau einem Jahr übernahm er die künstlerische Leitung des Anlasses – nicht ohne Vorbehalte hier und da. Nach Ende des 59. Festivals kann man nun sagen, dass er etliche Punkte verbucht hat, wie auch die französische Tageszeitung Le Monde festhält, die im vergangenen Jahr nicht mit Kritik gespart hatte: «…Frédéric Maire ist es gelungen, seinen Anlass neu zu positionieren. Statt seinen Konkurrenten das Revier streitig zu machen, die alles – von den hollywoodschen Superproduktionen bis hin zu Experimenten an der Grenze der zeitgenössischen Kunst – erfolgreich unter einen Hut bringen wollen, hat das Festival der Leoparden auf Unabhängigkeit gesetzt – Unabhängigkeit von Produzenten, die sich immer nur knapp über Wasser halten können, und von Filmschaffenden, die sich aus innerem Drang in Projekte mit wirtschaftlich ungewissem Ausgang einlassen.» Die Plänkeleien rund um die DVD «Le cinéma suisse de demain» des Bundesamts für Kultur (zwangsläufig unvollständig, aber immerhin gibt es sie!), die unglückliche «Doppelrolle» eines Jurymitglieds und ein verbesserungsfähiger erster Tag des Schweizer Films sind also nur Nebensächlichkeiten in Anbetracht des im Ausland erweckten guten Eindrucks. Doch es gibt auch eine Schattenseite: Frédéric Maires Gesundheit. Er wird sich von seiner Leidenschaft nicht verzehren lassen dürfen!

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Themen n°371