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Editorial

Ivo und Nico in Solothurn

Françoise Deriaz, Chefredaktorin

Die Wortgefechte zwischen Ivo (Kummer) und Nico (Bideau) – dem Direktor der Solothurner Filmtage und dem Leiter der Sektion Film des Bundesamtes für Kultur – haben die Aufmerksamkeit der Presse auf den Schweizer Film gelenkt. Umso besser. Ersterer verteidigt das kinematographische Biotop, letzterer die erlesene Auswahl. Der eine plädiert für das Giesskannenprinzip, der andere für eine höhere Anforderung. «Populäre Filmprojekte sollen vom Bund stärker gefördert werden, andere werden rausfliegen, auch wenn sie hohe Qualität besitzen», behauptet Ivo Kummer. Er hatte den Mut, jene Befürchtungen laut zu äussern, die viele Filmschaffende und Produzenten in dieser Phase der Überlegungen und Debatten rund um die Filmförderung hegen, doch dürfte die Zukunft des Schweizer Films kaum in einer «Gemischtwarenhandlung» liegen. So wie die Solothurner Filmtage die Spreu vom Weizen trennen – mitunter nach umstrittenen Kriterien –, so möchte auch Nicolas Bideau das Qualitätsniveau heben. Muss man künftig von jedem Projekt erwarten, dass es auf Anhieb populär ist? Nicht viele, doch manche Perlen der Filmkunst, die ihr Publikum nicht fanden, bereichern heute die schweizerische Kinematographie. Diese seltenen Meisterwerke auf dem Altar der Popularität zu opfern, wäre schlimm, doch kann man im Namen der Kunst alle mittelmässigen Filme verteidigen, die in Solothurn ihre Glanzzeit erleben, dann mit Ach und Krach ins Kino kommen und ihr Publikum schliesslich im Fernsehen finden? Die Debatte ist eröffnet.

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Themen n°364