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Editorial

Editorial

Françoise Deriaz, Chefredaktorin

Ciné-Bulletin ist 30 Jahre alt, und darf sich in diesem ehrenvollen Alter gewiss etwas gönnen – nämlich eine Titelseite von Jonas Raeber, die sich vom Gewohnten deutlich abhebt. Doch Nicolas Bideaus Amtsantritt in der Sektion Film am 1. Oktober bleibt natürlich das Ereignis des Monats: Willkommen an Bord und gute Fahrt! Wir wünschen ihm vor allem Erfolg bei seinem Vorhaben, die Sichtbarkeit des Schweizer Films zu verbessern und ihm ein grösseres Publikum zu bescheren. Die Resultate im ersten Halbjahr 2005 dürften ihn dazu anspornen, in den Schnellgang zu schalten: Die Besucherzahlen bei Schweizer Filmen sind gegenüber dem Vorjahr in den ersten sechs Monaten von 2,82 % auf 1,93 % gesunken. Nur ein Spielfilm überschritt die Schwelle von 30'000 Eintritten, ein anderer verbuchte mehr als 20'000, ein dritter mehr als 10'000 Eintritte. Zwei Dokumentarfilme streiften die Grenze von 7000, drei die Grenze von 4000 Besuchern. Zwar handelt es sich nur um eine Zwischenbilanz, die im Kontext eines Schwindel erregenden Rückgangs der Besucherzahlen (- 17 % von Januar bis Juni) zu sehen ist, und doch muss man bis ins Jahr 1998 zurückgehen, um auf einen kleineren Marktanteil zu stossen (1,6 %). Allerdings könnte ein spektakulärer Richtungswechsel bevorstehen, denn «Mein Name ist Eugen» von Michael Steiner (60 Kopien) mit 100'000 Eintritten in der Deutschschweiz (67'350 am ersten Auswertungswochenende!) und «Snow White» von Samir (11 Kopien) mit 37'000 Eintritten in zwei Wochen deuten auf grosse Publikumserfolge hin. Und weitere Filme werden kommen... Auf Nicolas Bideau, von dem man sich viel (sprich: alles!) erhofft, wartet keine einfache Aufgabe, allerdings traf dies auf alle früheren Chefs der Sektion Film zu, seit es sie gibt. Alex Bänninger, der ihr von 1972 bis 1983 vorstand, schrieb in diesen Spalten, dass der Schweizer Film nicht nur unterstützt, sondern entwickelt werden müsse. Dies strebte 2003 auch das Projekt ImageSuisse an: «…wir müssen heute eine klare Wahl treffen, um unsere reellen Entwicklungsmöglichkeiten auszuschöpfen […] Mit rund 20 Millionen Franken pro Jahr verfügt der Kinobereich über das Geld für die Kosten von drei bis vier europäischen Filmen mit mittlerem Budget…» Geschätzte Kosten des von ImageSuisse geforderten Quantensprungs? Ein jährlicher Bundesbeitrag von 40 Millionen Franken für die Produktion (heute rund 20 Millionen) und weitere 40 Millionen von SRG SSR idée suisse (ab 2006 19,3 Millionen). Mit anderen Worten: Entweder zaubert Nicolas Bideau diese 40 Millionen aus Pascal Couchepins Zylinder, um alle Filme komfortabel unterstützen zu können, oder er setzt die Messlatte hinsichtlich Qualität oder Erfolg beim Publikum und Kritik höher. Succès Cinéma hat den Schweizer Filmen den Weg zur Kinoleinwand geebnet, doch jetzt geht es darum, deren Publikum zu vergrössern!

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Themen n°360