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Editorial

Mehr oder weniger Staat

Françoise Deriaz, Chefredaktorin

Zwei Jahre vor Ablauf seines Mandats wird Andreas Iten am 13. Dezember zum letzten Mal die Eidgenössische Filmkommission präsidieren. 1999 hatte er auf Anfrage von Marc Wehrlin Peter Tschopps Nachfolge angetreten, und als nun der ehemalige Chef der Sektion Film von seinem Amt zurücktrat und die Stelle des stellvertretenden Direktors des Bundesamtes für Kultur (BAK) übernahm, beschloss er, sich zurückzuziehen. Es sei daran erinnert: Andreas Iten hatte sich im September 2004 in der Neuen Zürcher Zeitung gegen die massive Kritik gewehrt, die auf die eidgenössische Filmpolitik niederprasselte und zum Rücktritt des BAK-Direktors David Streiff führte. Der bedächtige und überlegte Andreas Iten bedauerte offensichtlich diese öffentlichen Anschuldigungen – er, der Verfechter stilvoller Debatten und Argumentationen. Wer tritt seine Nachfolge an? Der Name der Person, die ab Januar die Präsidentschaft übernimmt, wird Mitte Dezember bekannt sein. Bereits gibt es Stimmen, die die Daseinsberechtigung der Eidgenössischen Filmkommission anzweifeln und sie durch eine Eidgenössische Kulturkommission ersetzen möchten. Tatsächlich hat die Institutionalisierung der regelmässigen Treffen zwischen den Berufsverbänden und der Sektion Film den Austausch intensiviert. Ausserdem dürfte der Bund im neu aktivierten Dachverband der Schweizerischen Film- und Audiovisionsbranche Cinésuisse einen repräsentativen Verhandlungspartner finden. Aus der soeben beendeten Vernehmlassung zu den Entwürfen zum Kulturförderungsgesetz und zum Pro-Helvetia-Gesetz geht hervor, dass die vom Gesetzgeber gewünschte einfache Klärung der Aufgabenteilung und der Kompetenzen nicht widerstandslos angenommen wird und die Filmbranche nicht verschont bleibt. So verkündet die Pro Helvetia, die eine Vormundschaft des BAK von vornherein ablehnt, ihre Absicht, sich Swiss Films einverleiben zu wollen – es wird sogar gemunkelt, dass die Stiftung es auf die gesamte Filmförderung abgesehen hat! –, während der Schweizerische Verband der FilmproduzentInnen (SFP) seinerseits die Schaffung einer unabhängigen Struktur für den Film und ein Ad-hoc-Gesetz fordert. Die Diskussion zwischen den Anhängerinnen und Anhängern einer autonomen Verwaltung der Filmförderung und jenen, die eine direkte Bundesintervention befürworten, wird hitzig sein. In diesem leidlich verworrenen Kontext werden die neuen Filmförderungskonzepte Gestalt annehmen

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Themen n°362