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Editorial

Editorial

Françoise Deriaz, Chefredaktorin

Es wartet Arbeit auf Jean-Frédéric Jauslin, wenn er die Zügel des Bundesamtes für Kultur (BAK) übernimmt. Denn das Jahr 2004 endete in mit einer beunruhigenden Bilanz. Der Film feierte seine «glorreiche» Stunde in Locarno. Das BAK hat mit der fragwürdigen Verabschiedung David Streiffs nicht an Ansehen gewonnen. Die Erhöhung des Filmkredits um 700'000 Franken wurde abgelehnt und schliesslich wurde die Pro Helvetia mit einer Budgetkürzung für ihre «Vermessenheit» bestraft und die Kunstfreiheit mit Füssen getreten. Die politischen Kreise scheinen beschlossen zu haben, sich intensiv mit der Kultur zu befassen. Frau Langenberger, freisinnige Präsidentin der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur, hat dies laut und deutlich angekündigt, nachdem sie im Rat bereute, sich an der Massregelung der Pro Helvetia beteiligt zu haben. Im Klartext: «Sich befassen» bedeutet Umgestaltung, um noch mehr kürzen zu können. Die im Blickpunkt stehende Pro Helvetia wird zum Leidwesen der Kulturschaffenden möglicherweise entdecken müssen, dass Autonomie in der heutigen Zeit nicht unbedingt ein gesicherter Wert ist. Und Pascal Couchepin, der tapfer den Kopf der Präsidentin Yvette Jaggi verteidigt hat, kündigt keine besseren Zeiten an. Er möchte in der Kultur Angebot und Nachfrage spielen lassen, redet einer weniger elitären Kultur das Wort, um ein breites Publikum anzusprechen, und sieht denn auch keine höheren Förderungen vor. Wird damit das SVPKulturprogramm – ein winziger Absatz, der sich grob in drei Sätzen resümieren lässt: «Keine Staatskultur vor leeren Zuschauerrängen. Die SVP setzt auf gelebte Volkskultur. Sie lehnt überbordende staatliche Kulturförderung ab» – an Boden gewinnen? An den 40. Solothurner Filmtagen wird der Widerstandsgeist zweifellos mit von der Partie sein.

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Themen n°351