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Offener Brief an das BAK: «Die meisten Forderungen wurden nicht berücksichtigt»

Von Jean-Marc Fröhle, Rajko Jazbec (IG Produzenten) – Barbara Miller, Roland Hurschler (ARF/FDS) – Elena Pedrazzoli, Jacob Berger (GARP) – Heinz Dill, Ivan Madeo (SFP)
11. Februar 2021

Für die Verbände haben die Co-PräsidentInnen unterschrieben. (Bild: Lettre / Pixabay)

Die unterzeichnenden Verbände haben das in Cinébulletin vom November/Dezember 2020 veröffentlichte Interview von Ivo Kummer zur Kenntnis genommen. Die darin gemachten Aussagen haben uns überrascht. Die Branche hat in den letzten Jahren in unzähligen Sitzungen und stundenlangen Diskussionen, mit zahlreichen schriftlichen und mündlichen Anregungen nicht nur ihre Vorbehalte, sondern auch konkrete Vorschläge und Forderungen zum Filmförderungssystem des Bundes geäussert. 

Es zeigt sich nun, dass die neuen Förderkonzepte die Anliegen des professionellen Geflechtes, das die Branche letztlich ausmacht, in keiner Weise berücksichtigen. Das ist eine Enttäuschung. 

Ivo Kummer stellt fest, dass die Branche mit den selektiven Kommissionen und mit dem A/B- System zufrieden sei. Die Branche hat jedoch fast einstimmig sehr deutliche Vorbehalte gegen das aktuelle System vorgebracht und u.a. bemängelt, dass die Kommunikation des BAK ungenügend ist, vor allem mit Blick auf die Beratungen und Entscheide der Kommissionen. Weiter, dass das Milizsystem immanente Schwächen aufweist, namentlich die Schwierigkeit, die Kommissionen mit den kompetentesten Expertinnen und Experten zu besetzen und schliesslich, dass das aktuelle Fördersystems schwerfällig und unflexibel funktioniert, insbesondere in der Frage des overbooking und des underspending

Wir stellen fest, dass den Stossrichtungen oder Änderungsanträgen der Berufsverbände vom BAK und von der Sektion Film nicht ernsthaft Rechnung getragen wurde. Die Gründe dieser Unbeweglichkeit sind uns unerklärlich. 

Die Themenliste, die wir zu Beginn der Konsultationen zu den neuen Filmförderkonzepten 2021-2024 vorlegten, sah insbesondere vor: 

  • Überlegungen zur flexibleren Ausgestaltung der Förderung der Projektentwicklung; 
  • Massnahmen zur Sicherstellung einer besseren Spezialisierung der Mitglieder der selektiven Kommissionen; 
  • Bestrebungen für eine massvolle Reform dieser Kommissionen. Begrüsst würde namentlich der Beizug von Beraterinnen und Beratern aus dem schweizerischen und internationalen Markt, auch wenn diese aus dem Ausland stammen. So liesse sich im Biotop eines Gremiums, das ausschliesslich aus Milizangehörigen besteht, die Problematik von zu grosser persönlicher Nähe vermeiden; 
  • Einfache Lösungen, um die Transparenz und die Kommunikation über die selektiven Förderentscheide des Bundesamtes zu verbessern; 
  • Konkrete Massnahmen, um die schädlichen Auswirkungen des overbooking und underspending zu vermeiden. 

Weitere kleine Reformen wurden vom Dachverband Cinésuisse und von diversen Einzelverbänden individuell vorgeschlagen. Die Tatsache, dass die meisten dieser Forderungen nicht berücksichtigt wurden, sorgt innerhalb der Branche für echte Frustration. 

Die Verbände bemängeln diese Situation.  

In der gegenseitigen Wertschätzung, die unsere Beziehungen kennzeichnet, in denen die Offenheit und manchmal die Härte des Austauschs in keiner Weise die Überzeugung schmälert, dass wir die gleichen Ziele verfolgen, fordern wir ein Ende dieses Stillstands, den wir als kontraproduktiv empfinden, gerade in der aktuellen Krisen- und Wendezeit, die uns alle sehr herausfordert. Wir wünschen einen offenen und respektvollen Austausch zwischen der Sektion Film und unseren Verbänden, der es uns ermöglicht, nötige kurzfristige Anpassungen der Reglemente einzubringen sowie die grundsätzlichen Reformen des Fördersystems voranzubringen, die für die Zukunft des Schweizer Films und des audiovisuellen Sektors unerlässlich sind. 

 

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