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Anita Hugi und die Zukunft des Films an der HEAD

Adrien Kuenzy
03. November 2023

Anita Hugi leitet seit September die Filmabteilung bei der HEAD. © zvg

Während die audiovisuelle Branche mitten im Wandel steht, sorgt die neue Leiterin der Filmabteilung der HEAD in Genf für frischen Wind und Innovation.

Ein Gespräch mit Anita Hugi gleicht der Erkundung einer weiten Landschaft, in der jedes Wort einen Horizont voller Möglichkeiten eröffnet. Für die neue Leiterin der Filmabteilung der HEAD in Genf ist die audiovisuelle Branche ein Sektor im stetigen Wandel, geprägt von grundlegenden Veränderungen in der Produktion und im Vertrieb. «Ich befinde mich in Genf derzeit in der Erkundungsphase und habe keine vorgefertigten Lösungen, doch eines ist dabei bereits klar: Es gibt in der Schweiz einen sehr talentierten Nachwuchs», so  Hugi. «An der HEAD möchte ich die Studiengänge Regie, Ton und Montage weiterentwickeln. Ich denke dabei an das Drehbuch in all seinen Facetten, vom Film über Serien bis hin zu immersivem Erzählen. Und ich denke an die Kamera, wo es grossen Bedarf gibt, insbesondere an Frauen hinter der Kamera, die heutzutage nur gerade zwölf Prozent der Kameraleute ausmachen.» Und weiter: «Wenn ich mir die neue Generation von Filmschaffenden anschaue, so stelle ich fest, dass unsere Filmbranche ein grosses Potential hat. Ich sehe durchaus Möglichkeiten, ein grösseres Publikum zu erreichen und wieder in die Kinosäle zurückzuholen.»

Die Leiterin der Filmabteilung, die seit September im Amt ist, führt gerade ein Kinoprojekt durch, das von der neuen Direktorin der HEAD, Lada Umstätter, aktiv unterstützt wird. In Zusammenarbeit mit der Architekturabteilung der HEAD könnte so auf dem Dach der Hochschule ein «Kino der Zukunft» entstehen, mitten im Genfer Servette-Quartier, wo sie seit 2019 zu Hause ist. Das Projekt zielt auf die Nachwuchsförderung ab: «Ich finde, ein Kinosaal kann weiterhin einzigartige, emotionale Erlebnisse bieten, im digitalen Zeitalter erst recht. Deshalb ist es wichtig, dass wir den Nachwuchs dazu anleiten, sich diesen Herausforderungen zu stellen, sich darauf einzulassen und Neues auszuprobieren».  Hugi wurde mit der Aufgabe betraut, die Interdisziplinarität zu fördern. So setzte sie es sich zum Ziel, Neuerungen einzuführen und neue Partnerschaften aufzugleisen. «Die Musikhochschule Genf (HEM) schreibt beispielsweise diesen Herbst eine Stelle im Bereich der Filmkomposition aus, und wir werden zwischen unserer Vertiefungsrichtung Ton und Komposition neue Verbindungen knüpfen».

Hugi, die selbst Regisseurin und Produzentin ist, war während 15 Jahren beim Schweizer Radio und Fernsehen SRF verantwortlich für die Programmierung und Produktion von Dokumentarfilmen. Von 2019 bis 2021 leitete sie die Solothurner Filmtage und schuf den Preis «Opera Prima», der lange Erstlingsfilme auszeichnet. Heute möchte sie ihre Erfahrung in den Dienst der Bildung stellen. «Filmemachen ist ein Beruf der Zukunft, wenn man bedenkt, wie viele Leute heute Filme schauen. Wir können dieser Nachfrage begegnen, indem wir starke Filmideen bieten, und etwa auch indem wir uns noch mehr den ästhetischen Ausdrucksformen von Frauen und LGBTQ+-Personen öffnen». In den kommenden Monaten wird zudem die Ausbildung im Bereich kreative sowie nachhaltiger Filmproduktion ausgebaut. 

In Bezug auf den aktuellen Mangel an Fachkräften betont Hugi: «Eine Schule muss präsent sein und ausbilden. Der derzeitige Fachkräftemangel ist jedoch kein Zeichen des Versagens, im Gegenteil. Vergleicht man unsere heutige Gesellschaft mit der vor 50 Jahren, wird klar, dass Film, Bild und Ton an Bedeutung gewonnen haben und deshalb neue Möglichkeiten bieten». 

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