MENU Schliessen

Reaktionen aus der Verleih- und Kinobranche

Adrien Kuenzy
22. September 2023

Edna Epelbaum, Leiterin der Kinos Cinemont, Cinepel, Cinevital und Quinnie © Lucia Hunziker

Die Reaktionen aus dem Verleih- und Kinosektor fallen heftig aus. Edna Epelbaum, Leiterin der Kinos Cinemont, Cinepel, Cinevital und Quinnie, zeigt sich zwar zufrieden, dass die Kulturbotschaft den gesamten Wertschöpfungsprozess miteinbezieht, einschliesslich Filmauswertung. «Das Versprechen, die ganze Wertschöpfungskette zu integrieren, zeigt sich leider nicht in den Filmparagrafen, was sehr enttäuschend ist. Die Tatsache, dass die Kulturbotschaft der Kinoseite nicht den Platz einräumt, den sie erhalten sollte, werden wir selbstverständlich über unsere Verbände (ProCinema, SKV, SSV, fds) anfechten und damit am Vernehmlassungsprozess teilnehmen». Gemäss René Gerber, Generalsekretär von ProCinema, wird der Verband «eigene Anregungen und Forderungen einbringen, wie die Schaffung eines eigenen Paragrafen «Kino» im Kapitel Film, in dem die Bedeutung der Kinos als Kulturort mit einem niederschwelligen Zugang zu kultureller Teilhabe betont wird. Auf die Anerkennung der Leistungen der Kino- und Verleihbranche, um dem Schweizer Film die notwendige Visibilität zu verschaffen sowie die Erhöhung der Vielfaltsprämien und der Prämien für Sonderprogramme, um künftig eine Auszahlung der Fördergelder ohne Kürzungen zu garantieren, soll ebenfalls eingegangen werden».

 

«Das Versprechen, die ganze Wertschöpftungskette zu integrieren, zeigt sich leider nicht in den Filmparagrafen, was sehr enttäuschend ist.»
Edna Epelbaum, Leiterin der Kinos Cinemont, Cinepel, Cinevital und Quinnie

 

Epelbaum bekräftigt, dass die Beiträge, welche die Kinos für Succès Cinéma und Angebotsvielfalt erhalten, bei weitem nicht ausreichen und auf einen Fixbetrag festgesetzt werden müssen. «Zurzeit werden die Beträge je nach Jahr und Anzahl der Filme gekürzt. Die Kinos werden also finanziell bestraft, wenn sie ihre Arbeit machen. Das ist nicht mehr haltbar.» Gemäss der Kinobetreiberin besteht ein weiterer Schwachpunkt des Förderkonzepts für die Kinos darin, dass Kinos mit mehr als 25 Sälen vom System ausgeschlossen werden, «auch wenn es gerade diese Kinobetriebe sind, die eine wichtige Rolle spielen in der Promotion und Lancierung der Schweizer Filme und der Filmvielfalt auf dem Schweizer Markt».

 

«Wir antworten auf die Kulturbotschaft mit verschiedenen Empfehlungen und Forderungen, beispielsweise indem wir die Bedeutung der Kinos als kulturelle Orte herausstellen.»
René Gerber, Generalsekretär von ProCinema

 

Laurent Dutoit, Verleiher bei Agora Film und Kinobetreiber, hat zusammen mit «filmdistribution schweiz» (fds) und dem Schweizer Studiofilm Verband (SSV) die Entwicklung der Beiträge untersucht, die dem Verleih- und Auswertungssektor gemäss Verteilplan des BAK zugutekommen. «Wir haben festgestellt, dass die Verleihförderung für Schweizer Filme zwischen 2010 und 2023 um 20 Prozent gesunken ist, obwohl die Anzahl produzierter Filme zugenommen hat. Das Gesamtbudget der Succès Cinéma Fördergelder für Verleih und Auswertung ist seit 2010 unverändert geblieben. Das Gesamtbudget der Sektion Film des BAK hingegen wurde im gleichen Zeitraum um 24 Prozent erhöht, der Anteil für die Produktionsförderung um 42 Prozent, jener für Festivals um 83 Prozent, für den Export um 139 Prozent und  für die Cinémathèque um 141 Prozent». Dutoit betont: «Der Verleih- und der Auswertungssektor werden in dieser Kulturbotschaft kaum berücksichtigt, obwohl sie aufgrund der Probleme, die seit der Corona-Pandemie zutage traten, und der Strukturschwäche der Fördermittel für diese beiden Sektoren eigentlich eine zentrale Rolle spielen sollten. Dabei ist es nicht wirklich nötig, die Förderprogramme zu verändern oder neue zu schaffen; die bestehenden Programme würden sehr gut funktionieren, wenn sie mehr Mittel zur Verfügung hätten».

Interessieren Sie sich für den Schweizer Film?

Abonnieren Sie!

Tarife