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Produktionsfirmen unter einem gemeinsamen «Dach»

Teresa Vena
03. August 2023

© Heike Ulrich Fotowork

Die Schweizer Produktionsfirmen Zodiac Pictures und Hugofilm Features schliessen sich mit österreichischen und deutschen Partnern zusammen und haben das «DAS DACH»-Netzwerk gegründet. Ein Gespräch mit Reto Schaerli, Zodiac Pictures und Noah Bohnert, Hugofilm Features.      

Aus welchem Bedürfnis heraus ist «DAS DACH» entstanden?  

Die Film- und Serienbranche befindet sich in einem massiven Wandel, von dem auch die Schweiz betroffen ist. «DAS DACH» ist aus dem Bedürfnis heraus entstanden, den neuen Entwicklungen proaktiv zu begegnen, indem die Kräfte von führenden, unabhängigen Produktionsfirmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gebündelt werden und gleichzeitig die Unabhängigkeit bewahrt wird. 


Wie kam es zur Zusammensetzung der Mitglieder? Soll die Gruppe perspektivisch wachsen?

Die Gruppe hat sich organisch konstituiert. Jede der beteiligten Firmen hat für sich eine beeindruckende Filmographie. Zwischen den Mitgliedern gab und gibt es bereits diverse Koproduktionen, mehrheitlich im Spielfilmbereich wie beispielsweise «Heidi», «Lovely Louise», «Der Räuber Hotzenplotz» oder «Töte mich» mit jeweils Schweizer Beteiligung von Zodiac Pictures oder Hugofilm Features. Das Ziel war, diese existierenden Arbeitsbeziehungen in einen grösseren und strukturierteren Rahmen zu überführen und dadurch die Zusammenarbeit auszuweiten und zu vertiefen. 

Das Netzwerk hat sich gerade erst gebildet und vorläufig ist keine Erweiterung geplant. Sie ist für die Zukunft aber auch nicht explizit ausgeschlossen. 


Wie kann man sich die Zusammenarbeit unter den Mitgliedern vorstellen? Wie soll an gemeinsamen Projekten gearbeitet werden?  

Die beteiligten Produktionsfirmen befinden sich in einem regelmässigen Austausch, so dass alle Produzenten und Produzentinnen von den Kontakten und vom Know-how untereinander profitieren können. Über einen gemeinsamen Entwicklungsfonds sollen Projekte im frühen Stadium der Entwicklung Unterstützung erfahren, die aus Sicht der Produzent:innen Potenzial im gesamten DACH-Raum vorweisen und sich für die Koproduktion eignen.


Sind bereits Projekte in der Entwicklung oder in der Produktion?  

Es gibt bereits viele realisierte und sich in Finanzierung befindende Projekte, die die Firmen von «DAS DACH» gemeinsam koproduziert haben. Dazu sollen in Zukunft nun auch Serien und Kinofilme kommen, die über den gemeinsam Entwicklungsfonds entwickelt werden. 


Wie kann die einzelne Produktionsfirma von der Allianz profitieren?  

Jede Produktionsfirma profitiert vom Know-how und Netzwerk der anderen Firmen. Sie kann ihre Unabhängigkeit wahren und gleichzeitig im Netzwerk als grösserer und internationaler Partner auftreten. Weiter erhält sie in einem frühen Stadium von erfahrenen Kollegen und Kolleginnen wertvolles Feedback auf die eigenen Ideen und Projekte in Bezug auf Inhalt und Markttauglichkeit.


Wie kann insbesondere eine Schweizer Produktionsfirma im europäischen Kontext vom Zusammenschluss profitieren? Was kann sie besonders beitragen?  

Der zu Beginn beschriebene Wandel wirkt sich in jedem der beteiligten Länder unterschiedlich aus. Die Herausforderungen für die Produzent:innen in der Schweiz sind nicht identisch mit denen in Österreich oder Deutschland, aber alle profitieren von der gemeinsamen Kooperation. Die Schweiz beispielsweise ist mit der ab 2024 geltenden Reinvestitionspflicht für die Streamer den anderen Ländern voraus, hat aber zurzeit (noch) keine sinnvolle Serienförderung. Im Kino kämpfen alle beteiligten Länder mit sich veränderndem Publikumsverhalten. Den DACH-Raum als einen Markt anzusehen, kann helfen, Ausfälle sowie Veränderungen in den einzelnen Ländern zu kompensieren und auf den Markteintritt globaler Player zu reagieren. 


Sind gemeinsame Veranstaltungen in Planung?  

Wir spüren ein grosses Interesse an «DAS DACH», vielleicht, weil Kreative wie auch Vertreter und Vertreterinnen der Förderinstitutionen und Sender genauso wie wir realisieren, dass sich die Rahmenbedingungen des Film- und Serienschaffens verändern. Wir haben bereits Anfragen für Podiumsdiskussionen erhalten und sind offen, unsere Gedanken und Ansätze zu teilen. Mittelfristig möchte «DAS DACH» zu einer Stimme werden, die angehört wird, wenn es um Fragen des Produzierens im deutschsprachigen Raum geht.


Wie könnte sich die Allianz auf den Zugriff auf Fördertöpfe auswirken?

Die Bedingungen und Kriterien der Förderer werden sich aufgrund unseres Netzwerks nicht direkt ändern. Die Mitglieder wirken weiterhin als unabhängig agierende Produktionsfirmen. Aber vielleicht können Ansätze wie «DAS DACH» dabei helfen, wenn es darum geht, Wege zu finden, wie Fehlanreize des Förder-Systems in Zukunft eliminiert werden können. Gerade wenn wir an Green Production denken, führen die geltenden Ausgabenverpflichtungen der einzelnen Förderungen in internationalen Koproduktionen teilweise zu Ressourcenverschwendung. Natürlich müssen sich die Förderer genauso mit dem sich verändernden Markt auf verschiedenen Ebenen weiterentwickeln und auf neue Bedürfnisse eingehen, um fit für die Zukunft des Schweizer Film- und Serienschaffens im nationalen wie internationalen Kontext zu werden.

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