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Das Cinéma Capitole in Lausanne steht kurz vor der Wiedereröffnung

Teresa Vena
24. September 2023

© Alexandre Ducommun

Ab nächsten Februar bespielt die Cinémathèque suisse die restaurierten Räume des historischen Lausanner Kinos. Kurz vor dem Ende der Bauarbeiten luden die Bauherren zu einer Besichtigung der Anlage.

Das Capitole ist einer der ältesten Kinosäle der Schweiz. Gebaut wurde er 1928, als Kino noch Stummfilm bedeutete. Entsprechend war die Architektur, der grosse, monumentale Saal mit Orchestergraben und einem üppig dekoriertem Rahmen um die Leinwand herum ausgestattet. In den 1950er Jahren fanden in zwei Phasen Modernisierungen statt, wovon die wichtigste die markante Vergrösserung der Leinwand auf die Gesamtfläche der Kopfwand war. Damals gab es auch eine neue Bestuhlung, die die Anzahl der Plätze von anfänglich 1077 auf 869 reduzierte.

Seit 2021 sind die neuesten Bauarbeiten im Gange. Nach ihrem Abschluss wird der Hauptsaal über eine Kapazität von 750 Sitzen verfügen. Der Hauptsaal wie das gesamte Gebäude wird minutiös restauriert und gleichzeitig erneut modernisiert. Die Stadt Lausanne hatte das Gebäude bereits 2010 von seiner Vorbesitzerin und Mäzenin Lucienne Schnegg erworben, mit dem Ziel, es als bedeutendes Kulturdenkmal zu erhalten. Das «Haus des Kinos» soll als öffentliche Institution weitergeführt werden. Dafür zieht die Cinémathèque suisse mit ihren multiplen Aktivitäten ein. Sie bespielt die beiden Kinosäle, betreibt eine Mediathek und Archiv, führt ein Café und einen Laden mit Buchhandlung.

 

Erweiterung

Der Raum, der neu zur Verfügung stehen wird, ist um ein Vielfaches grösser, als die Institution bisher zum Empfang des Publikums hatte. Es wird eine Herausforderung sein, den Hauptsaal zu bespielen. An der Attraktivität des Ortes wird es nicht fehlen. Das Erlebnis vor einer so grossen Leinwand ist zweifelsohne überzeugend. Im Zug der Renovierung wird der Saal zudem mit der neuesten Projektionstechnik ausgestattet. Das beinhaltet auch, dass traditionelle analoge Filmformate zu den besten Bedingungen gezeigt werden können. Das Capitole wird das einzige Kino der Schweiz sein, das einen festen 70 mm-Projektor installiert hat. 

Ebenfalls sein Publikum wird ein zweiter, kleinerer Saal von 150 Plätzen suchen. Dieser wurde ganz neu unter dem Hauptsaal ausgehöhlt. Das war ein bautechnisch ehrgeiziges Unterfangen (fünf Bäume, die nach Fertigstellung wieder ersetzt werden, mussten deswegen zum Beispiel gefällt werden) und der massivste Eingriff in die Bausubstanz. Der Saal hat eine Höhe von sechs Metern und ist ebenfalls technisch auf dem höchsten Stand. So ist er beispielsweise mit Oberflächen versehen, die den Schall absorbieren und damit die beste Tonqualität bieten. Der Saal ist der Hauptbestandteil, der zur Erweiterung der Nutzungsfläche des Gebäudes geführt hat. Neu wird sich diese auf 2500 Quadratmeter ausweiten, 800 Quadratmeter mehr als ursprünglich.

 

© Alexandre Ducommun

Restaurierung

Sowohl diese Vergrösserungs- und Modernisierungsmassnahmen als auch die Restaurierungsarbeiten sind kostenintensiv. Man hat sich entschieden, so viel wie möglich von der Grundsubstanz zu erhalten. Das bedeutet, dass Teile der Toilettenausstattung der 1920er Jahren wiedereingesetzt werden wird, Stuckelemente saniert und Tapetenmuster wiederhergestellt werden. Aus den 1950er Jahren übernimmt man die Beleuchtung (mit modernen Leuchtmitteln), den Schriftzug an der Fassade, aber auch die Farbe des Spannteppichs und insbesondere die Originalvorhänge und Stoffverkleidung des Hauptsaals. Gerade die Arbeiten an letzteren sind langwierig. Wo immer möglich, wird die Gelegenheit ergriffen, Anpassungen an heutige Anforderungen bezüglich Energieeffizienz und Sicherheit zu machen. So werden die Textilien eine bessere Feuerfestigkeit haben.

Diese Ansprüche haben ihren Preis. Das Gesamtbudget beläuft sich auf 21,6 Millionen Franken. Von der Ursprungskalkulation von 18 Millionen gab es eine Abweichung von etwa 7 Prozent. Die Finanzierung kommt aus öffentlichen wie privaten Töpfen. Die Stadt Lausanne beteiligt sich mit 5 Millionen, der Kanton Waadt mit 2 und der Bund mit einer Million. Die Lotterie Romande steuert 3 Millionen bei, die Ernst Göhner-Stiftung 500'000 Franken. Für die Sicherung dieses Budgets wurde im Übrigen eine Stiftung gegründet. Offiziell ist auch die Fondation Capitole, die Bauherrin des Capitole und auch Vermieterin an die Cinémathèque suisse.

Der Stadtpräsident von Lausanne Grégoire Junod und Frédéric Maire, Direktor der Cinémathèque suisse, betonten während des Pressetermins, wie wertvoll es sei, dass man sich auf allen politischen Ebenen einig wurde, dass ein Ort wie das Capitole erhalten bleiben müsse. Angesichts der Diskussion, dass es fortan, auch im Hinblick auf die nächste Kulturbotschaft, die Aufgabe der Kantone und Städte sein soll, Kinos als Kulturorte und Kulturdenkmäler zu erhalten, stimmt das Engagement in Lausanne zuversichtlich. Auch wenn es sich hier aber um ein Ausnahmeprojekt handelt und es abzuwarten bleibt, ob der so deklarierte Wille auch auf breiterer Ebene Resultate zeitigen wird.

Eröffnen soll das Capitole Ende Februar mit einem Wochenende der offenen Türen am 24. und 25. Februar. Das Programm wird die Cinémathèque suisse bestreiten. Als «maison du cinéma» soll hier auch ein Ort entstehen, der dem Schweizer Film und spezifisch dem Westschweizer Film mit Vorpremieren und Sonderveranstaltungen eine bevorzugte Heimat bietet.

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