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Wir machen uns Sorgen. Und unsere Mitglieder auch.


18. Mai 2017

Der Schweizer Berufsverband der professionellen Filmschaffenden SSFV vertritt die Inter­essen von rund 400 FilmtechnikerInnen und 120 FilmschauspielerInnen der Schweiz. Wir vertreten die gewerkschaftlichen Belange und Interessen unserer Mitglieder gegenüber den Produzentinnen und Produzenten oder anderen Arbeitgebern sowie den Behörden. Unsere Mitglieder sind kompetent, erfahren und engagiert. Und es geht uns darum, ihre Zukunft in der Schweizer Filmbranche zu sichern.

Personal aus dem Ausland engagiert

Der Schweizer Produktionsstandort ist enorm unter Druck. Seit einigen Jahren stellen wir fest, dass sogar bei einheimischen Kino- und Fernsehproduktionen immer öfter nicht die Schweizer FilmtechnikerInnen beschäftigt werden, sondern Personal aus dem umliegenden Ausland. Alle Landesteile sind davon betroffen. Diese Praxis ist dann besonders fragwürdig, wenn es sich um Produktionen handelt, die zu 100 Prozent durch einheimische Filmförderung und Gebührengelder finanziert werden.

Wir haben Verständnis für die Besetzung durch ausländische Fachkräfte, wenn der Markt in der Schweiz ausgetrocknet ist, niemand für ein Projekt arbeiten kann oder eine Dienstleistung nicht zur Verfügung steht. Leider ist aber oft genau das Gegenteil der Fall: Der Druck des Produktionsstandortes Schweiz schlägt auf unsere Mitglieder durch. Sie werden nicht berücksichtigt. Folglich müssen sie teilweise gravierende Lohnausfälle hinnehmen und auf Anfragen warten. Oder sie sind sogar gezwungen, sich bei den Arbeitslosenämtern anzumelden.

Wenigstens sollten unsere Mitglieder angefragt werden. Wir helfen gerne mit, um die optimale Besetzung von neuen Film- und Fernsehprojekten zu finden. Wir wissen, dass jedes Projekt künstlerische Freiheiten braucht und damit auch passendes Personal benötigt. Die Suche nach diesen Fachleuten sollte jedoch in der Schweiz beginnen.

Es geht uns nicht um Protektionismus. Aber wir sehen die berufliche Zukunft unserer Technikerinnen und Techniker in der Schweizer Film- und Fernsehbranche durch die erwähnte Praxis gefährdet! Deshalb rufen wir alle Beteiligten auf, mit uns in Dialog zu treten und gemeinsam für die Branche zu kämpfen. Wir möchten mit den ProduzentInnen und Förderinstitutionen die Ursachen eruieren und über die Zukunft der Schweizer FilmtechnikerInnen und FilmschauspielerInnen reden.

Wie eine heisse Kartoffel

Die Verarbeitung in der Schweiz funktioniert, dies haben erste Erfahrungen mit der Standortförderung des Bundes (FiSS) gezeigt. Die Standortförderung verlangt, dass 80% der zur Verfügung gestellten Beiträge in der Schweiz ausgegeben werden. Dies war bis jetzt kein Problem, da es genügend qualifizierte und verfügbare Leute und Betriebe gibt. Bislang wurden gute Filme mit einer hohen Schweizer Beteiligung gedreht, fürs Kino wie fürs Fernsehen. Aber wird das so bleiben?

In Gesprächen mit Verantwortlichen haben wir widersprüchlicheSignale erhalten. Das Thema wird gerne wie eine heisse Kartoffel weitergereicht. Aber wir müssen uns den Fragen stellen. Alle!

Letztes Jahr haben Gespräche zu einer aktuellen Richtlohnliste geführt. Es wurden neue Berufsbilder erstellt und den heutigen Drehgegebenheiten angepasst. ProduzentInnen und die Förderinstitutionen akzeptieren unsere Richtlöhne. Sie fordern auch, dass alle, die hier arbeiten, dieselben Löhne erhalten. Es geht doch nicht an, dass Schweizer Produktionen mit Schweizer Gebühren- und Steuergeldern finanziert werden und sich «Dumper» bedienen, um ihre Projekte durchzubringen. Fairness geht anders!

Es geht auch um den Nachwuchs

Der ssfv und seine Mitglieder möchten zum Filmproduktionsstandort Schweiz und qualitativ hochstehenden Kino- und Fernsehproduktionen beitragen. Dafür ist neben dem Drehbuch, der Regie und den Produktions­firmen – die alle direkte Kultur- und Fördergelder erhalten – auch eine erfahrene, gut ausgebildete und motivierte Szene von Schweizer FilmtechnikerInnen und SchauspielerInnen nötig. Und diese braucht Aufträge, um zu existieren. Sie braucht Arbeit, um den Nachwuchs auch am Set ausbilden und sichern zu können. Voraussetzung dafür ist, dass wir bei der Besetzung von Film- und Fernsehcrews berücksichtigt werden.

Da der Schweizer Filmmarkt klein ist, finden wir es wichtig, dass wir miteinander einen offenen und konstruktiven Dialog führen. Allerdings darf dieser Dialog nicht von den parallel geführten Diskussionen um Gebührengelder ablenken. Gerade weil unser Markt so klein ist, brauchen wir die Gebührengelder für einen erfolgreichen Schweizer Film.

Christian Schläpfer, Präsident SSFV

▶ Originaltext: Deutsch

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