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«Filme und Talente zu promoten, ist ein Teamsport»

Die Fragen stellte Adrien Kuenzy
28. Juli 2023

Nicola Ruffo hat seit 2020 die Leitung von Swiss Films inne. © Swiss Films

Der Direktor von Swiss Films Nicola Ruffo spricht von der Herausforderung, die Verbindungen mit dem restlichen Europa auszubauen.

Welche Beobachtungen haben Sie aus der Sicht von Swiss Films über die Situation zwischen der Schweiz und Creative Europe MEDIA gemacht?

Creative Europe unterstützt wichtige europäische Programme, die den Austausch und die Sichtbarkeit des europäischen Filmschaffens mit Talent- und Promotionsprogrammen fördern. Dazu gehört auch die European Film Promotion (EFP). Swiss Films hat sich als Gründungsmitglied dieser Organisation stark eingebracht.  

Ein Schlüsselmoment war der Brexit: Als klar wurde, dass Grossbritannien, wegen des Austritts aus der EU, sich nicht mehr aktiv beteiligen kann, wurde auch unsere Position neu bewertet. Wir konnten einen Ausschluss nur dank viel Diplomatie und einem neuen Beitragsschlüssel verhindern. Wichtig war auch die Unterstützung unserer Kollegen und Kolleginnen der europäischen Filmorganisationen und der EFP selbst, die sich für unseren Verbleib starkgemacht haben. Dafür sind wir sehr dankbar.  

 

Welche Massnahmen musste Swiss Films ergreifen, um die Verbindungen zu ausländischen Investoren und Partnern aufrechtzuerhalten, weil die Schweiz nicht an Creative Europe teilnehmen kann?

Dank der MEDIA-Ersatzmassnahmen des Bundes, die durch MEDIA Desk Suisse verwaltet werden, konnten wir bei EFP unseren Beitrag anpassen, sodass wir bei einer Teilnahme am Programm neu die vollen Kosten tragen, während die Mitglieder von Creative Europe entsprechend finanziell unterstützt werden. Dies war nur möglich, weil das Bundesamt für Kultur (BAK) und MEDIA Desk Suisse für eine schnelle, flexible Lösung im Sinne der Sache Hand boten.  

 

Welche Auswirkungen hat die Aussenstellung der Schweiz auf die Netzwerkbildung im Ausland?

Es ist klar: Filme und Talente zu promoten, ist ein Teamsport. Natürlich kann man als Einzelspieler mit gewissen Einzelleistungen glänzen, doch wenn man innerhalb eines ganzen europäischen Teams mitspielen kann, kommt man nicht nur im Sport, sondern auch in der Netzwerkbildung zu besseren Resultaten. Mit massgeschneiderten Lösungen kann man zwar besser auf die eigenen Bedürfnisse eingehen, sie sind jedoch in der Umsetzung personell und pekuniär aufwendiger. 

 

Welche Anstrengungen haben Sie seit 2013 unternommen, um die Unterstützung für den Export und die Promotion von Schweizer Filmen im Ausland auszuweiten?

Seit meinem Amtsantritt bei Swiss Films im Jahr 2020 haben wir erfolgreich verschiedene Pilotmassnahmen und Digitalisierungsprojekte vorangetrieben, um auf den stark beschleunigten digitalen Wandel und das schwierige Marktumfeld bei der Kinoauswertung zu reagieren. Dadurch haben wir neue Fähigkeiten erworben und können bereits in der digitalen Promotion erste Erfahrungen mit unseren europäischen Partnern und Partnerinnen und der Schweizer Filmbranche teilen. Doch bei dieser Pionierarbeit gibt es noch einiges zu tun.

Nach der Pandemie ist das internationale Festivalpublikum mehr denn je filmbegierig. Deshalb lag ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit darin, die physische Festivalpräsenz der Schweiz bei den wichtigsten Festivals weltweit deutlich auszubauen und neue Märkte zu erschliessen: Ein besonderer Erfolg war dabei, dass das Festival von Annecy dem Schweizer Animationsfilm einen Fokus widmete.  Auf diesem fruchtbaren Beispiel eines gemeinsamen internationalen Auftritts mit der Schweizer Filmbranche wollen wir bauen.

Analog zu den Schweizer Festivalerfolgen verzeichneten wir 2022 ein Rekordjahr bei unseren Unterstützungsmassnahmen, deren Mittel direkt der Branche zugutekommen. Bei der Exportförderung und der Festivalunterstützung, die wir im Auftrag des BAK ausführen, war eine starke Zunahme der Anträge zu verzeichnen. Trotz dieses Anstiegs konnten wir die gestiegenen Bedürfnisse der Branche letztes Jahr abdecken – keine Selbstverständlichkeit in Zeiten stagnierender Kulturausgaben. 

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