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Artikel

«Es ist eine grosse Diskussion»

Kathrin Halter
07. November 2016

Edna Epelbaum, Bieler Kinounternehmerin, über Onlinetransfer, die geteilte Verantwortung von Verleihern und Kino­betreibern und die Auseinandersetzung um die Kostenaufteilung bei der neuen Methode.   

Das Gespräch führte Kathrin Halter


Welche Erfahrungen haben Sie als Kinobetreiberin mit Onlinetransfer gemacht? 
Wir sind eines der letzten Länder in Europa, das noch nicht ganz umgestellt hat. Technisch gesehen ist das sicher ein zukunftsgerichtetes Modell und funktioniert erfahrungsgemäss auch, obwohl die Schweiz noch lange nicht überall mit einem Glasfasernetz ausgerüstet ist. Politisch ist die Sache noch nicht geregelt. Eine Problematik liegt sicher in der Frage der Verantwortung und der Finanzierung. 

Wie steht es denn damit?
Bis der Film auf unserem Server ist, liegt die Verantwortung beim Verleih. Das Bestimmungsrecht der Kinos betrifft eigentlich nur die Kabinen. Uns interessiert, ob der Film rechtzeitig ankommt – ob das nun mit Diagonal, Gofilex, mit FedEx oder mit Filmsped geschieht, sollte uns schlussendlich gleichgültig sein. 

Sie überlassen die Wahl der Anbieter von Onlinetransfer also den Verleihern und passen sich an? 
Solange das System funktioniert, die Lieferung der Filme pünktlich ist und die Helpline funktioniert, wenn mal etwas nicht funktioniert, ist das in Ordnung. Es gibt Kinobetreiber, die nicht zu viele Geräte in ihren Kabinen wollen, und es gibt persönliche Gründe, weshalb nicht alle mit allen arbeiten wollen. Meine Städte sind offen und wir arbeiten mit verschiedenen Anbietern zusammen. Vom wirtschaftlichen Standpunkt wäre es wünschenswert, es könnte eine Schweizer Lösung geben, andererseits ist es durchaus auch interessant, mindestens zwei Anbieter auf dem Markt zu wissen, denn wenn wir das E-Delivery-Verfahren einmal durchgesetzt haben, dann wird ein Rückschritt ins Postverfahren schwierig.

Sie sind Präsidentin des Schweizerischen Kinoverbands. Wie intensiv wird das Thema in der Branche diskutiert? 
Es ist eine grosse Diskussion! Auf Initia­tive des SKV wurden zusammen mit den Verleihern schon vor mehreren Jahren Runde Tische organisiert. Man wollte vermeiden, dass jeder in seinem eigenen Gärtchen improvisiert. Ungeregelt ist vor allem die Kostenverteilung. Die Schweiz ist europaweit das einzige Land, wo die Transportkosten in beide Richtungen auf die Kinobetriebe abgewälzt worden sind, dabei zahlen wir schon eine sehr hohe Verleihmiete. Das muss mit den neuen Methoden neu verhandelt werden. 

Sie möchten also, dass die Verleiher den gesamten Online­transfer bezahlen müssten?
In allen anderen Ländern Europas ist das so der Fall: Wir zahlen eine Filmmiete und sollten nicht noch den Hin- und Rückweg des Produkts bezahlen müssen, wie wir das bisher immer getan haben. Es gibt bereits amerikanische Verleiher, die den europäischen Guidelines folgen und den Transport kostenlos durchführen. Andere Verleiher haben mehr Mühe mit dieser Umstrukturierung.

Kleine Verleiher haben das Problem, dass sie DCPs mehrfach verschicken müssen – teils per Onlinetransfer, teils wie anhin per Post. Für sie hat sich die Digitalisierung bisher kaum ausbezahlt, für die grossen Verleiher ist alles billiger geworden...
... es wurde entschieden billiger. Es hat viele Arbeitsprozesse gespart. Auch die unabhängigen Verleiher sparen viele Kosten ein und haben unter anderem auch Kosten eingespart, indem gerade die kleinen Verleiher ein DCP für mehrere Städte verwendet haben. Der finanzielle und zeitliche Aufwand ist für die Kinos damit grösser geworden.

 

Die Bieler Kinounternehmerin Edna Epelbaum (Bild: Berner Zeitung) ist Besitzerin der Apollo AG mit 28 Leinwänden in Biel (Cinevital AG), Neuenburg und La Chaux-de-Fonds (Cinepel SA), Delémont (Cinemont SA) sowie der Quinnie-Kinos in Bern. Zudem ist sie Präsidentin des Schweizerischen Kino-Verbands SKV und im Board of Directors der UNIC, des europäischen Kinoverbandes. 

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