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David Rihs: «Die Zusammenarbeit zwischen Schweizer und internationalen Vertreibern ist eine gute Sache»

Adrien Kuenzy
12. Januar 2024

David Rihs Produzent und Mitbesitzer von Point Prod. © Simon von Gunten

Gespräch mit dem Koproduzenten der Serie «Winter Palace», die sich zurzeit im Dreh befindet.

Wie wurde für «Winter Palace» der Kontakt zu Netflix hergestellt?

Das lief in mehreren Schritten ab, insbesondere durch Treffen an internationalen Festivals, direkte Kontakte und Gespräche mit unserem Koproduzenten Oble. Nach sechs Jahren Entwicklungsarbeit erzielten wir eine Vereinbarung für das Projekt mit ausgearbeitetem Drehbuch. Netflix wirkte bei der Finalisierung der Produktion mit und brachte eine internationale Dimension ein, die im Einklang mit der Entstehungsgeschichte des Projekts steht. In den Gesprächen ging es, ähnlich wie mit RTS, um das Verständnis der Thematik und die Dramaturgie für das Publikum.

 

Gibt es in den Verträgen mit Netflix Aspekte, welche die Arbeit komplexer machen? 

Nein, die Diskussionen drehen sich, wie bei anderen Vertreibern auch, um künstlerische Aspekte und um das Zielpublikum, nur dass wir hier von Anfang an von einem weltweiten Vertrieb reden. Der Vorteil dabei ist, dass wir alle Akteure und Akteurinnen an einen Tisch bringen konnten, da Netflix die weltweiten Vertriebsrechte besitzt, mit einem prioritären Auswertungsfenster in der Schweiz für RTS und Play Suisse.

 

Hat sich der Kern des Projekts mit dem Hinzukommen von Netflix nicht verändert?

Das Projekt wurde stets respektiert. Natürlich gab es Diskussionen, und der internationale Blickwinkel auf die Geschichte war sehr bereichernd. Das Projekt war ziemlich ehrgeizig in Bezug auf die Kulissen und die historische Nachstellung, dazu brauchten wir die Beteiligung eines grossen Akteurs wie Netflix. Es war nicht wirklich der Vertreiber, der das Projekt ausgestaltete, sondern das Projekt, das nach einer solchen Zusammenarbeit verlangte.

 

Es gibt Befürchtungen, unsere «Schweizer Identität» werde von den Plattformen geschluckt. Was sagen Sie dazu?

Genau das Gegenteil ist der Fall. Wir erzählen eine Schweizer Geschichte, die dank dieser Zusammenarbeit grössere Verbreitung findet. Die Beteiligten stammen grösstenteils aus der Schweiz. Sie stammen von Zürich, aus Genf wie aus dem Wallis und Waadt. Alles Drehorte, die über die Serie so weltweite Sichtbarkeit erlangen. Dank RTS und Netflix haben all diese Filmschaffenden Arbeit, und es werden Mittel generiert, um Arbeitsplätze in der Schweiz zu schaffen. In die Regionen im Wallis und im Waadt, wo wir gedreht haben, sind mehrere Millionen geflossen.

 

Haben Sie irgendwelche Bedenken?

Ich sehe vor allem einen Markt, der sich öffnet; Sorgen mache ich mir keine. Wir müssen Hand in Hand arbeiten, unsere eigenen Geschichten entwickeln und unseren Filmschaffenden Arbeit geben. Wenn ich mir über etwas Sorgen mache, dann ist es vielmehr darüber, dass in der Schweiz die Mittel des öffentlich-rechtlichen Rundfunks durch Initiativen gegen die SRG gekürzt werden sollen. Wir haben zurzeit ein günstiges, aber fragiles Umfeld. Nach Jahren der Entwicklung sind wir heute im Ausland sichtbar. Doch ohne eine Berufskultur im Film- und Fernsehsektor und ohne Investitionen unserer drei Stützpfeiler – BAK, SRG und regionale Stiftungen – wären wir nicht in der Lage, mit diesen internationalen Akteuren zusammenzuarbeiten, da die nötigen Kompetenzen fehlen würden. Nur dank dieses Umfeldes war es möglich, innerhalb weniger Wochen alle Fachkräfte für die Realisierung der acht 45-minütigen Folgen zu rekrutieren.

 

Wie fühlen Sie sich heute, mitten im Produktionsprozess?

Es berührt mich sehr, all diese verschiedenen Fachleute mit so viel Leidenschaft arbeiten zu sehen. Das müssen wir unbedingt erhalten. Die Schweiz ist klein, unterteilt in drei Sprachregionen, und ohne starken politischen Willen könnten wir leicht untergehen. Wir können auf diese Formate, die mit den Kinofilmen koexistieren, nicht verzichten. Das schafft Synergien zwischen den Drehorten und den Beteiligten, die an verschiedenen Projekten arbeiten.

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