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Vom Leben und Überleben der Tessiner Programmkinos

Chiara Fanetti
15. Mai 2024

La sala del Lux Art House di Massagno © Giorgio Marafioti

Debatten über Räume für Kultur, Vorschläge aus der Politik und Schwierigkeiten aller Art – wir beleuchten die Strategien, die drei Tessiner Kinobetreibern das Weitermachen ermöglichen.

Ende 2023 stellten die Stadt und der Kanton Zürich fast 600’000 Franken bereit, um die Kinos der Neugass Kino AG und der Arthouse Commercio Movie AG zu retten (letztere musste innerhalb von weniger als einem halben Jahr zwei Kinos schliessen). Ausschlaggebend für die Freigabe dieser Mittel war die Überzeugung, dass sich die Schliessung weiterer Kinos negativ auf das Zürcher Kulturangebot ausgewirkt hätte, da viele unabhängige, experimentelle und auch einheimische Filme an keinem anderen Ort gezeigt worden wären. So besorgniserregend die Situation der städtischen Kinos auch ist, in einer Hinsicht machen die Bemühungen von institutioneller Seite Mut: Man betrachtet die Kinos als Ort der Kultur für Gesellschaft und Region.

Ähnlich verliefen auch die Wiedereröffnung des historischen Kinos Capitole in Lausanne, das dank dem Kauf durch die Stadt und der Führung durch die Cinémathèque suisse überleben konnte, und die Rettung eines Kleinkinos, des Cinema Teatro Blenio in Acquarossa, das von der öffentlichen Hand und von Vereinen unterstützt wird und dem eine ganze Gemeinschaft den Rücken stärkt.

Tendenziell müssen Programmkinos und andere von den grossen Ketten unabhängige Betriebe aber Strategien finden, wie sie ihr Geschäft, das nicht nur Geschäft ist, nachhaltig ausüben können.

 

Zusammenarbeit mit Städten, Gemeinden und Kultureinrichtungen

«Wir überleben, weil wir der Gemeinde nur eine symbolische Miete für so viel Fläche zahlen. So können wir uns gut über Wasser halten, und wir wissen auch, dass wir um Hilfe bitten können, falls wir in Schwierigkeiten geraten sollten», sagt Joel Fioroni, der mit seiner JFC sarl seit 2018 das Lux Art House betreibt (Eigentümerin ist die Gemeinde Massagno). Seit 2022 kümmert sich die Firma auch um das Cinema Iride mit seinen 80 Plätzen, das der Fondazione Maghetti gehört. Auch in diesem Fall basiert die Vereinbarung auf einer günstigen Miete, dazu kommen aber eine Grundstossrichtung des Angebots und einige Einschränkungen bezüglich der Auswahl der Filme, da es sich um eine kirchennahe Stiftung handelt. Das kombinierte Betreiben zweier Kinos bewährt sich, auch dank der von Fioroni initiierten Kooperationen mit Kultureinrichtungen (LAC, Museo d’Arte della Svizzera Italiana und Museo delle Culture) und der Verlegung städtischer Angebote ins Kino Iride: «Man musste den Leuten bewusstmachen, dass es im Kinobereich bereits gute Akteure gibt, diese aber auf Synergien angewiesen sind. Wir leben von solchen Kooperationen, sie bringen uns auch neues Publikum.»

 

Einen Filmvertrieb gründen, das Angebot differenzieren

Vor bald einem Jahr entstand in Locarno ein kleiner Filmvertrieb, Onde Cinema. Dahinter steht Antonio Prata, der seit mehreren Jahren für das Programm des privaten Einzelkinos Otello in Ascona verantwortlich ist. Neu ist nun auch das Cinema Rialto dazugekommen, ein Veranstaltungsort des Locarno Film Festival mit drei Sälen. «Diese Saison war die beste der letzten Jahre. Ich konnte besondere Filme auf mehrere Säle verteilen und sie länger im Programm behalten, und wir haben auch jüngere Generationen erreicht», sagt Prata, «Kino und Kultur müssen sich Zeit zurückerobern, sowohl in Bezug auf das künstlerische Schaffen als auch auf den Verleih und die Verbreitung. Wenn die Leute länger Gelegenheit haben, einen Film zu sehen, lösen sie auch eher ein Abonnement. Wir sollten uns im Tessin unter Kinobetreibern mehr vernetzen, uns zuerst untereinander absprechen und dann den Filmverleihern Angebote machen.»

Kinos seien letzten Endes immer von den Entscheidungen des Publikums abhängig, sagt Luca Morandini, Filmverleiher und Betreiber des Cinema Multisala Teatro di Mendrisio, das über vier Säle verfügt und seit fünf Generationen im Besitz seiner Familie ist. «Wer dem Publikum nichts gibt, bekommt nichts. Wir legen seit je Wert darauf, technisch und in Sachen Komfort immer ganz vorne mit dabei zu sein. Heute interessiert sich das Publikum für unterschiedliche Genres, und man braucht mehrere Säle, um diesen Vorlieben gerecht zu werden.» Den Beweis dafür liefert das Programm des traditionsreichen Kinos, das einen Mix aus kommerziellen Filmen und Autorenfilmen anbietet. Dazu kommen weitere Veranstaltungen, im Sommer Open-Air-Vorführungen (mehr als 120 pro Jahr) sowie der Vertrieb: Kosten und Ressourcen sind optimiert, und das Familienunternehmen ist vollkommenen selbsttragend.

Locarno, Lugano und Mendrisiotto: Drei Fälle, in denen ein fragiles Gleichgewicht erreicht werden konnte. Angesichts des begrenzten Einzugsgebiets und der Nähe zu Italien ist es für alle drei essenziell, das Angebot auf mehrere Säle verteilen zu können, und hinter den Entscheidungen steht immer auch der Wille, sich von den grossen Ketten abzugrenzen.

 

Gibt es Platz für ein neues Cinema Corso?

Ein Thema taucht in Lugano zuverlässig immer wieder auf: Die Wiedereröffnung des Cinema Corso. Das 1956 eingeweihte Kino des Architekten Rino Tami ist ein Juwel und steht unter kantonalem Denkmalschutz, hat seinen Kinobetrieb aber schon vor vielen Jahren eingestellt. Es handelt sich um einen grossen, bisher nicht digitalisierten Einzelsaal mit über 500 Plätzen, eine mitten in der Stadt gelegene «Kathedrale», die nur einmal im Jahr, wenn das Film Festival dei Diritti Umani stattfindet, für zehn Tage zum Leben erwacht. Anfang April – also kurz vor den Gemeindewahlen – forderte die Linke den Gemeinderat mit einem überparteilichen Vorstoss dazu auf, eine Wiedereröffnung des Kinos durch Kauf oder eine Zusammenarbeit mit Privaten zu unterstützen. Eine hehre Absicht, die allerdings weder die grossen erforderlichen Anfangsinvestitionen noch die Betriebskosten geschweige denn die Meinung der Eigentümer, der Familie Tami, berücksichtigt.

Die Hypothese, ein Kino dieser Art in die Kulturlandschaft von Lugano einzugliedern, führte zu unterschiedlichen Einschätzungen.

Für Fioroni wäre die Wiedereröffnung die Erfüllung eines Traums, «aber wenn sich niemand darum kümmert, die Kinoprogramme aufeinander abzustimmen, droht daraus ein Krieg ohne Gewinner zu werden. Eine ganz andere Dynamik würde entstehen, wenn die Stadt Profit anstreben und sich für ein Unternehmen entscheiden würde, das sich eine grosse Miete leisten kann.» Morandini hält das Kino für «überdimensioniert für einen regelmässigen Betrieb, das einheimische Publikum würde gesplittet. Für den institutionellen und kulturellen Bereich hätte das Kino aber gute Karten, mit einzelnen grossen Events liesse sich ein Teil der Ausgaben decken. Das Ganze wäre eher eine politische Entscheidung.» Positiver äussert sich Antonio Prata: «Wenn man einen solchen Ort eröffnet, muss man unbedingt auch an ausserfilmische Angebote denken. Es braucht eine andere Art von Programmphilosophie, solche Kinos müssen thematisch erweitert werden. Voraussetzung dafür sind die Zusammenarbeit mit erfahrenen Leuten und eine gute finanzielle Situation. Falls die Stadt in Sachen Kultur einen Neuanfang wagen möchte, könnte sie mit diesem Schritt ihre Attraktivität auf nationaler Ebene erhöhen. Es gibt Vereine, die solche Räume verwalten, es braucht nicht unbedingt einen Unternehmer.»

 

Das Kino als Ort der Kultur

Von institutioneller Seite wird das Kinowesen zum Teil als kultureller Akteur betrachtet – lässt sich dasselbe auch von der Gesellschaft, vom Publikum sagen? Seit Monaten wird im Tessin darüber diskutiert, dass die unabhängige Kultur Raum, Geld und Autonomie bekommen muss, dabei ging es aber – in und ausserhalb der Medien – immer nur am Rande um Orte, an denen bereits bestimmte Formen von Kultur stattfinden: Konzertsäle, Theater, Kinos. «Mich beunruhigt das, es besteht die Gefahr, dass die Leute die Kinos immer weniger als Ort der Kultur wahrnehmen», sagt Prata. «Dort könnte heute auch anderes stattfinden, mehr als nur Filmvorführungen. Vieles hat sich geändert, ich finde aber, dass die Verantwortung auch bei uns liegt, kollektiv bei uns allen.» Es braucht auch die Sensibilität und das Verantwortungsbewusstsein der Bevölkerung, wenn man diese Veranstaltungsorte pflegen und lebendig halten will.

 

Versione italiana originale

Vita e sopravvivenza delle sale art-house in Ticino

Tra dibattiti sugli spazi culturali, proposte politiche e difficoltà varie, gettiamo uno sguardo sulle strategie che permettono a tre esercenti ticinesi di continuare la propria attività cinematografica.

 

A Zurigo a fine 2023 Città e Cantone hanno stanziato quasi 600’000 franchi per salvare le sale gestite da Neugass Kino AG e da Arthouse Commercio Movie AG (quest’ultima in meno di sei mesi ha dovuto chiudere due cinema). A sbloccare questi fondi è stata la convinzione che la fine dell’attività di altre sale avrebbe avuto un grosso impatto sull’offerta culturale zurighese, dato che molti film indipendenti, sperimentali e anche svizzeri non sarebbero stati proiettati da nessun’altra parte. A fronte dello scenario preoccupante riguardo lo stato di salute delle sale cittadine, lo sforzo delle istituzioni mostra un punto di vista incoraggiante: la percezione della sala cinematografica come luogo culturale per la società e per il territorio.

Un concetto simile è alla base della riapertura a Losanna dello storico Capitole, sopravvissuto grazie all’acquisto da parte della Città e alla gestione della Cineteca svizzera, ma anche di una realtà più piccola come il Cinema Teatro Blenio di Acquarossa, che beneficia del sostegno di contributi pubblici e associazioni, nonché del supporto di un’intera comunità. 

Tendenzialmente però per le sale art-house e le realtà estranee alle grandi catene, è necessario trovare strategie specifiche che rendano sostenibile un esercizio commerciale - il cinema - che solo commerciale non è.

 

Collaborazioni con città, comuni e istituzioni culturali

«Noi sopravviviamo perché paghiamo un affitto di favore al comune, simbolico per quelli che sono gli spazi. È una situazione che ci permette di stare a galla bene e sappiamo che se siamo in difficoltà possiamo chiedere una mano». A parlare è Joel Fioroni, che dal 2018 gestisce il Lux Art House (di proprietà del comune di Massagno) con la sua JFC sagl, società che dal 2022 si occupa anche del Cinema Iride, 80 posti in centro a Lugano di proprietà della Fondazione Maghetti. Anche in questo caso l’accordo è basato su una pigione di favore ma con un discorso culturale di fondo e qualche paletto da rispettare sui titoli in cartellone, essendo la fondazione legata alla Chiesa. Una conduzione su due sale che sta dando buoni risultati, anche grazie alle collaborazioni che Fioroni ha sviluppato con istituzioni culturali (LAC, Museo d’Arte della Svizzera Italiana e Museo delle Culture) e con le attività promosse dalla città, che ora hanno spostato le proiezioni all’Iride: «bisognava fargli capire che ci sono realtà esperte già operative nel campo del cinema, realtà che hanno bisogno di queste sinergie. Noi su queste collaborazioni ci campiamo e ci portano nuovo pubblico». 

 

Creare un circuito, differenziare l’offerta

Da un anno a questa parte nel Locarnese ha preso vita un piccolo circuito, Onde Cinema, grazie all’esperienza di Antonio Prata, che da tempo si occupa della programmazione dell’Otello di Ascona (monosala di proprietà privata), a cui ora si aggiunge quella del Rialto, spazio del Locarno Film Festival con tre sale. «Questa è stata la migliore stagione degli ultimi anni. Ho potuto distribuire titoli particolari su più sale, in modo prolungato, e ho visto arrivare anche generazioni più giovani», ci dice Prata, «il cinema e la cultura devono riprendersi del tempo, per la creazione ma anche per la distribuzione e la diffusione. Se la gente ha più tempo per vedere un film si abbona anche più facilmente. In Ticino dovremmo creare un dialogo maggiore tra esercenti, coordinarci prima tra noi e fare proposte dirette ai distributori». 

Il cinema in fondo è sempre legato alle scelte che fa il pubblico. Lo pensa Luca Morandini, distributore e gestore del Cinema Multisala Teatro di Mendrisio, quattro sale di proprietà della sua famiglia da cinque generazioni. «Al pubblico se non dai non ricevi. Abbiamo provato ad essere sempre all’avanguardia, aggiornando costantemente tecnologia e comfort. Il pubblico ora segue generi diversi e bisogna avere più sale per far fronte a queste esigenze». La prova si trova nella programmazione stessa dello storico cinema, che propone un mix tra film commerciali e d’essai. A questo si affiancano gli eventi, le proiezioni estive all’aperto (più di 120 annualmente) e la distribuzione: un’ottimizzazione di costi e risorse, un progetto imprenditoriale a conduzione familiare completamente autosufficiente. 

Locarnese, Luganese e Mendrisiotto: tre esempi in cui si sono raggiunti dei fragili equilibri, dove la suddivisione delle proposte tra sale è fondamentale, visto il bacino d’utenza limitato e la prossimità con l’Italia, e dove le scelte si prendono anche posizionandosi diversamente rispetto alle grandi catene.

 

C’è spazio per un nuovo Corso?

Ciclicamente a Lugano ricompare un tema: la riapertura del cinema Corso. Opera dell’architetto Rino Tami, inaugurato nel 1956, il Corso è un gioiello tutelato dalla Legge cantonale sulla protezione dei beni culturali ma è fermo nella sua attività cinematografica da molti anni. È una grande sala singola (più di 500 posti) che non ha mai effettuato il passaggio al digitale, una ‘cattedrale’ in pieno centro città che si rianima solo in occasione del Film Festival dei Diritti Umani, dieci giorni l’anno. Ad inizio aprile - poco prima delle elezioni comunali - un’interrogazione interpartitica dell’ala di sinistra ha riattivato il discorso intorno alla sala, chiedendo al Municipio di intervenire per sostenerne la riapertura, con un’acquisizione o tramite la collaborazione con privati. Un nobile intento che però non tiene conto del grosso investimento iniziale, dei costi di gestione e non da ultimo dell’opinione dei proprietari, la stessa famiglia Tami. 

L’ipotetico inserimento sulla scacchiera luganese di una sala simile ha suscitato diverse riflessioni. Per Fioroni «riaprirla sarebbe un sogno, ma se non c’è qualcuno che tiene ordine tra la programmazione delle sale si rischia una guerra senza vincitori. Se la città cercasse un guadagno da chi può permettersi un grosso affitto si entrerebbe in dinamiche molto diverse». Per Morandini è una sala «sovradimensionata per un’attività regolare su quel territorio e il pubblico si dividerebbe. Nell’ambito istituzionale e culturale potrebbe giocarsi le sue carte, con eventi puntuali di richiamo per il pubblico, per coprire parte delle spese. Sarebbe più una scelta politica». Più positivo Antonio Prata: «non si può aprire uno spazio del genere senza pensare ad attività extra cinematografiche. Bisogna cambiare filosofia di programmazione, queste sono sale che vanno arricchite. Bisogna lavorare con gente esperta e avere una base economica importante. Se Lugano cerca una ripartenza dal punto di vista culturale, questa sarebbe una mossa che la renderebbe più attrattiva a livello nazionale. Ci sono associazioni che gestiscono questi spazi, non deve per forza farlo un imprenditore». 

 

Il cinema come luogo di cultura

Se le istituzioni talvolta considerano i cinema tra i protagonisti del mondo della cultura si può dire lo stesso della società, del pubblico? In Ticino è in corso da mesi un importante discussione sulla disponibilità di spazi, mezzi e autonomia da destinare alla cultura non istituzionale, ma nei dibattiti - mediatici e non - sono restati ai margini quei luoghi che già svolgono specifiche attività culturali: sale concerti, teatri, cinema. «Questa cosa mi preoccupa, nella percezione della gente la sala cinematografica rischia di essere vista sempre meno come uno spazio culturale”, ci dice Prata. «Sono luoghi dove oggi si potrebbe fare anche altro, non solo proiezioni. Tante cose sono cambiate ma credo che la responsabilità sia anche nostra, collettiva». Ci vuole sensibilità e responsabilità anche da parte dei cittadini per seguire questi luoghi e farli vivere.  

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