Welcher Schweizer Film schafft es dieses Jahr in den Wettbewerb? Und welcher auf die Piazza? Das Durchforsten des Festivalprogramms nach Teilnehmern aus der Schweiz (auch in Nebensektionen oder der Semaine de la Critique) ist ein mediales Ritual und doch mehr als das. Die Fragen zielen aufs Selbstbewusstsein des Schweizer Films; verglichen wird schliesslich im internationalen Kontext.

Das ist auch Carlo Chatrian bewusst, dem künstlerischen Leiter, der das Festival zwischen globaler Ausrichtung und lokaler Verankerung situieren muss. An der Pressekonferenz hat er den einzigen Beitrag im internationalen Wettbewerb jedenfalls besonders hervorgehoben.

«Heimatland» also. Dass wir dem Kollektivfilm gleich zwei Beiträge widmen, liegt aber nicht nur an seiner Platzierung im Festivalprogramm. Zum einen ist das, unserer Meinung nach, ein wirklich sehenswerter Film, intensiv und dunkel. Zum anderen sind die Umstände seiner Entstehung speziell: ein Ensemblefilm von zehn Jungtalenten, produziert von der Berner Produktionsfirma Contrast Film, die man nach ihren Erfolgen mit «Der Kreis» oder dem oscarnominierten ZHdK-Abschlussfilm «Parvaneh» (koproduziert von Contrast Film-Mitinhaber Stefan Eichenberger) schon fast als Überflieger bezeichnen möchte.

Lionel Baier wird nicht zum ersten Mal nach Locarno eingeladen: Erst vor zwei Jahren lief seine Komödie «Les Grandes Ondes (à l’ouest)» auf der Piazza, nun gibt es mit «La Vanité» bereits wieder eine Baier-Premiere im schönsten Freiluftkino der Schweiz. Lesen Sie das Porträt eines der interessantesten und umtriebigsten Regisseure dieses Landes.

Um Nachwuchs ist auch die Summer Academy des Festivals bemüht: In mehreren Beiträgen zur Industry und Critics Academy zeigen wir Ihnen, was es mit dieser Ausbildungs- und Förderplattform für 90 junge Filmschaffende und -fachleute aus aller Welt auf sich hat. Ergänzt wird unser jährliches Locarno Special zudem einmal mehr mit einer (diesmal beigelegten) Agenda, auf der alle Schweizer Premieren und Branchenanlässe aufgelistet sind.

Zuletzt noch dies: In Locarno wird am Samstag, 8. August, unsere völlig erneuerte Website präsentiert. Diese geht am selben Tag online und enthält neben viel anderem natürlich auch alle Beiträge zu diesem Heft. Gefeiert wird am 8. August auch das 40  Jahre-Jubiläum von Cinébulletin: Mit einem filmpolitischen Podium und anschliessendem Apéro. Lesen Sie dazu den zweiten Teil unserer kleinen Reihe mit Texten ehemaliger Redaktoren: Ein persönlicher Rückblick von Walter Ruggle, Redaktor von 1983 bis 1985.

Wir wünschen Ihnen ein schönes Festival - und gute Lektüre.

Kathrin Halter