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Filmemachen als Kulturtechnik erlernen

Teresa Vena
07. April 2023

Bei einer Veranstaltung von CinéPhilo © Kenza Wadimoff

Es ist schwer, sich nicht von Simone Häberlings Enthusiasmus anstecken zu lassen, wenn sie von ihren «filmkids» spricht. Seit der Gründung der Initiative 2007 setzt sie sich für eine «praktische» Filmvermittlung und Filmbildung ein.

Kinder und Jugendliche werden bei «filmkids» über ein breites Kursangebot und der Arbeit an konkreten Projekten mit den Techniken des Filmemachens sowohl vor als auch hinter der Kamera vertraut gemacht. Dabei lernen sie neben den vermeintlich attraktivsten Gewerken wie Regie, Kamera, Schnitt und Schauspiel auch jene kennen, die man aktuell in der Branche in Gefahr sieht, weil nicht genug Nachwuchs vorhanden sei. Man könnte also meinen, es sei keine schlechte Voraussetzung, wenn man die Berufsfelder von Anfang an mit der richtigen Wertschätzung vermittelt.

Ein besseres Verständnis der (kollektiven) Arbeit des Filmemachens führt zu einer stärkeren Identifikation mit dem Medium und der Kunstform an sich und bildet ein urteilsfähiges, zukünftiges Publikum heran. Davon geht Häberling, Produzentin und Inhaberin der Firma Presence Production, aus. Aus den «filmkids» werde darüber hinaus «ein Publikum, das Geschichten in der eigenen Kultur, in der eigenen Sprache und gedreht in der Schweiz selber umgesetzt hat. Es ist ein Publikum, das Filmschaffende persönlich kennengelernt und von deren Projekten erfahren hat und dadurch einen anderen Bezug zum Schweizer Film aufbaut», meint Häberling.

Die Arbeit mit den Kindern zeigt deutlich, welche Stoffe sie selbst gerne verfilmt sehen wollen. Das Hauptkriterium ist dabei: Es muss spannend sein. Abenteuergeschichten, die je nach Altersgruppe mehr zu Action-, Detektiv-, Monster- oder Horrorfilmen tendieren, stehen hoch im Kurs. Bei Jugendlichen kommen auch realitätsnähere Themen wie Mobbing, Freundschaft, erste Verliebtheit, Sexualität und Familienleben dazu. 

 

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Gemeinsam mit engagierten Kollegen und Kolleginnen, wovon nur ein kleiner Teil beim Verein festangestellt ist und zu denen auch Ehemann und Regisseur This Lüscher gehört, entwickelt Häberling «filmkids» stetig weiter. Aktuell geht es gerade darum, am Standort Zürich Kursräume und vor allem ein 200 Quadratmeter grosses Filmstudio in Betrieb zu nehmen. Finanzielle Unterstützung von der Stadt Zürich oder dem BAK erhalte der Verein vor allem projektgebunden. Eine strukturellere Förderung scheitere daran, dass das Konzept zwischen zwei Stühle falle und sich nicht eindeutig in Bildung, Kultur oder Soziales einordnen lasse.

In Zahlen

2007 Gründung
2016 Produktion «The Real Thing» mit 75 Jugendlichen, Einladung auf verschiedene Festivals
2022 haben 2058 Kinder an Kursen zu Filmemachen und Filmschauspiel teilgenommen.
2023 Aufbau Kursräume und Filmstudio. Die Kosten liegen für ein einmaliges Kurswochenende beispielsweise bei 200 Franken, für einen Semesterkurs mit einem wöchentlichen Termin bei rund 700 bis 1000 Franken.

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