MENU Schliessen

Artikel

Eine vorsichtige Politik


03. November 2016

Was wird von wem finanziert? Die öffentlichen Institutionen wagen erste Schritte, bleiben jedoch vorsichtig.

«Heute ist es für einen Kulturschaffenden in der Schweiz schwierig herauszufinden, wo die Mittel zu finden sind», sagt Emmanuel Cuénod. Er erwähnt das Geld, das vorerst mal von den Schulen wie EPFL, ECAL, HEAD und ZHdK stammt und fügt bei, dass auf Seiten des Bundes die Pro Helvetia dank ihres Programms Mobile führend ist. Dieses zielt auf Interaktion und interessierte sich zuerst für die Videospiele, bevor es dann die interaktiven Bücher, die Augmented Reality, die Transmedien und nun die virtuelle Realität integrierte.

Der Programmverantwortliche Michel Vust ist begeistert von den digitalen Ausdrucksformen: «Die virtuelle Realität ist zukunftsversprechend und regt die Videospiel-Branche an. Es wird unentwegt nach Neuem gesucht, ob in Sachen Markt oder Technologie, das dann rasch aufgenommen wird.» Was die politische Aktion betrifft, so freut er sich, mit Mobile «auf den ersten Zug der virtuellen Realität» aufgesprungen zu sein und – in Anbetracht des Potenzials der Schweizer Projekte – zu versuchen, «sie in die Unterstützungsangebote zu integrieren».

Die Beträge sind jedoch marginal: 400'000 Franken für alle interaktiven Projekte. Ab 2017 werden die Bemühungen verstärkt. «Wenn sich das kreative Potenzial der virtuellen Realität durchsetzt, wird man sich Gedanken zur Koordination machen müssen», sagt Michel Vust. «Die Mehrheit der Institutionen wartet noch ab. Obwohl es sehr viele gute Projekte gibt, bleibt die virtuelle Realität für viele eine Randerscheinung.» Deshalb sind die Behörden zurückhaltend gegenüber einem Medium, dessen Geschäftsmodell erst noch ausgearbeitet werden muss.

«Mit der Innovation zuwarten war noch nie eine gute Idee», findet Emmanuel Cuénod. Er fordert deshalb eine massive Investition der öffentlichen Hand, «und wäre es nur aufgrund eines politischen Opportunismus, weil sich gezeigt hat, dass die Projekte aus der Schweiz zukunftsträchtig sind.» Er plädiert für die Bildung von Kommissionen, in denen internationale Fachleute sitzen, die in der Lage sind, Innovatives zu erkennen: «Man darf nicht alles vermischen. Die Prototypenherstellung ist in der virtuellen Realität sehr wichtig. Das ist, wie wenn man die Kamera erfinden müsste, um einen Film zu machen.» Doch der Film muss nicht zwingend als Beispiel dienen: «Die Finanzierung sollte sich eher an der Wissenschaft orientieren, wo sich Leute zusammentun und sich fragen, ob das Projekt neue Erkenntnisse und Fragestellungen ermöglicht. Für ein Filmdossier ist das eine Katastrophe, man muss auf alles eine Antwort haben!»

Pascaline Sordet

Interessieren Sie sich für den Schweizer Film?

Abonnieren Sie!

Tarife