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«Wir sind auch Filmemacher»

Teresa Vena
23. November 2023

Am letzten Wochenende konnte man in verschiedenen Kinos des Kantons Bern eine Auswahl von Filmen entdecken, die für den Berner Filmpreis kandidierten. Im Rahmen des BE MOVIE fand auch eine Podiumsdiskussion zum Thema Ton und Musik im Film statt.

Eingeladen waren der Tonmeister Balthasar Jucker und der Musiker und Komponist Mario Batkovic. Sie wurden von Moderator Hannes Liechti, von der Musikplattform Norient, über ihre Berufsfelder befragt. Anschaulich und mit ansteckender Begeisterung erzählten sie von den Unterschieden ihrer Aufgabe.

Bakovic berichtete von seiner Erfahrung mit «Mad Heidi» von Johannes Hartmann und Sandro Klopfstein, für den er die Filmmusik verantwortete. «Wir haben eine neue Schweizer Hymne komponiert», die massgeblich für den Charakter des Films war und zu dessen Leitmusik wurde. Für Batkovic sei die grösste Herausforderung an seiner Arbeit, die Vorstellungen der Filmemacher in Musik zu übersetzen. Zuweilen fühle er sich dabei als Psychologe oder Psychiater, wenn es darum gehe, die mögliche Diskrepanz aufzufangen.

Für Batkovic ist jedes Filmprojekt, so gross oder klein es sein mag, immer einzigartig. Für die Zeit, in der er damit arbeitet, gehöre es ihm. Er identifiziert sich damit, «selten fühle ich mich als reiner Vollstrecker», sagt er. «Wir sind Filmemacher, nur dass wir auf einen Bereich spezialisiert sind», ergänzte Batkovic und meinte damit sich und auch Tonmeister Jucker. Seine Leidenschaft für seinen Beruf demonstrierte er während der Diskussion im Kino Rex in Bern dann auch kurzerhand, als er sich ans Klavier setzte und die Leitmusik des Spielfilms «Nachbarn» von Mano Khalil anriss. Bei diesem Projekt sei es wichtig gewesen, ein Instrument zu finden, das dem kindlichen Protagonisten entspräche. Schliesslich entschied sich Batkovic für ein Glockenspiel. Er gab zudem am Beispiel von «Nachbarn» zu bedenken, wie wichtig die Abspannmusik eines Films sein könne: «Sie ist ein Epilog der Emotionen, die der Film ausgelöst hat». Man sollte des Weiteren dazu ermutigt werden, noch sitzen bis zuletzt sitzen zu bleiben.

Diese ähnliche Leidenschaft war auch bei Jucker zu spüren. Seine Arbeit beginnt etwas früher im Schaffensprozess eines Projektes. Als Tonmeister nimmt er den Originalton vor Ort während der Dreharbeiten auf. Dies bedeutet aber nicht, dass dieser dann auch so verwendet werden kann. In einer Szene von Felix Tissis «Aller Tage Abend» war der Schauplatz dermassen windig, dass die Originalspur nicht übernommen werden konnte. In so einem Fall werden die Dialoge wurden neu aufgenommen, die Geräusche nachproduziert oder wie in einem anderen Film in einem zweiten Schritt vor Ort bei besseren Bedingungen nochmals aufgenommen.

Jucker führte vor, was man über den Ton eines Films zu vermitteln vermag. Man könne den Fokus steuern oder auch ganz in eine Traumwelt entführen. Grenzwertig sei für ihn die, wenn die Tonspur eines vermeintlichen Dokumentarfilms aus komponierten Einzelaufnahmen entstehe. Diese Erfahrung hat er beispielsweise bei «Zimmerwald» von Valeria Stucki gemacht. Hier öffnete Jucker die Diskussion auf eine ethische Frage und zeigte, welches Gewicht tatsächlich von der Tonabteilung in der Herstellung eines Films getragen wird.

BE MOVIE in Zahlen

Das Festival konnte insgesamt rund 1000 Eintritte verzeichnen. Auch das Streaming-Angebot wurde rege genutzt: Rund 1040 Streams wurden auf der Online-Plattform von BE Movie verzeichnet.

Die mit insgesamt 1500 Franken dotierten Publikumspreise, gesponsert vom Verein CinéBern, die per Onlinevoting erfolgten, gehen in der Kategorie Langfilm an «Bratsch – Ein Dorf macht Schule» von Norbert Wiedmer und in der Kategorie Kurzfilm an «Il nonno che non c’è» von Sara Furrer und Fabian Lütolf. Die Filme sind anlässlich der öffentlichen Preisverleihung am 9. Januar 2024 im Kino Lichtspiel in Bern noch einmal in Anwesenheit der Filmschaffenden zu sehen.

 

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