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«Die ersonnene Welt wird real. Das ist für mich ein absolut magischer Moment.»

Teresa Vena
05. Februar 2024

© Merav Maroody

Nach dem Erfolg ihres Kurzfilms «Rå» präsentierte die Schweizer Regisseurin mit schwedischen Wurzeln und deutscher Wahlheimat beim internationalen Filmfestival in Rotterdam ihren ersten langen Spielfilm. «Milchzähne» ist die Geschichte einer jungen Frau, die sich in einer rauen und von patriarchalischen Werten dominierte Gesellschaft Respekt und Anerkennung erkämpft. Wir stellten Sophia Bösch ein paar Fragen.

Schon bei Ihrem vorherigen Film haben Sie sich für ein nicht-urbanes Umfeld entschieden. Können Sie sagen, wieso es Sie dahinzieht?

Ich habe eine grosse Faszination für das, was mit uns Menschen geschieht im Angesicht der Natur, einer Natur, die übermächtig erscheint, die grösser ist als wir. Neben meinen schweizerischen Wurzeln habe ich auch Wurzeln in Schweden, wo auch mein letzter Film («Rå») gedreht wurde. In Nordschweden hat der Wald nochmal eine ganz andere Dimension als hier in Mittel- oder Zentraleuropa. Es ging mir um dieses Gefühl, in so einem Wald zu stehen, und sich klein zu fühlen. Man ist einerseits geborgen und andererseits total ausgesetzt, da man nicht weiss, was und wer in diesem Wald ist. Ich finde den Versuch des Menschen faszinierend, Dinge einzuordnen, Dinge zu verstehen und Dinge unter Kontrolle zu halten, die wir nicht kontrollieren können. Es sind viele Narrative, Mythen und Geschichten, aus diesem Bedürfnis heraus entstanden. 

 

Wo haben Sie gedreht?

Wir waren eine Reiseproduktion. Es war eine Herausforderung, diese Orte zu finden, die ich in meinem Kopf hatte. Es sollte eine Welt fern von der Zivilisation sein und auch in einer Art postindustriellen Welt. Zum Beispiel für den Fluss, der ja ganz wichtig ist für die Geschichte, haben wir lange gesucht. Er musste einerseits breit genug sein und andererseits durfte er nicht an einem bewohnten Ufer sein. Es brauchte Wildnis links und rechts davon. In Europa sind die meisten breiten Flüsse aber selten so. Schwierig war es zusätzlich, weil die Umgebung für ein Filmteam dennoch zugänglich sein musste. Das Gleiche gilt für die Häuser der Figuren. Wir sind lange gesucht, damit sie perfekt sind. Wir haben daher schlussendlich in vier deutschen Bundesländern gedreht.

 

Was war für Sie die grösste Herausforderung bei diesem Film?

Das war der Moment als ich nach drei Jahren Isolation, in denen ich mit Roman Gielke das Drehbuch geschrieben habe, plötzlich mit so vielen Menschen drehte. Das ist aber genau das Wunderschöne am Filmemachen natürlich, wenn dann alles zusammenkommt und der Film tatsächlich entsteht. Die Szenen entstehen, die wir davor im Kopf hatten oder geschrieben haben. Die ersonnene Welt wird real. Das ist für mich ein absolut magischer Moment. Auch wenn es ein sehr ehrgeiziges Projekt war. Ich wurde gewarnt, nicht mit Tieren und Kindern drehen zu wollen. Bei unserem Film sind lebende Tiere, tote Tiere und auch noch Kinder.

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