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«Animation hat den Vorteil, dass den Ideen keine in der Realität existierenden Grenzen gesetzt sind.»

Teresa Vena
07. Juni 2023

Ensemble © Frame Eleven

Oliver Aemisegger ist Art-Direktor bei Frame Eleven. Das Studio hat sich auf die Auftragsfilmproduktion spezialisiert, darunter zählen die verschiedensten im Marketing benutzten Filmformate. Zu den Kunden zählen Axa, SRF, Migros und Tele Bärn genauso wie internationale Firmen mit einem eigenen Standort in der Schweiz. Im Gespräch gab Aemisegger einen Einblick in die Bedeutung von Animation in der Auftragsfilmbranche.

Bei welchen Arten von Beiträgen (Werbung, Imagefilm, etc.) greift man vor allem auf Animation zurück?

Die ganze Bandbreite. Motion Design-Elemente finden fast in allen Produktionen ihren Auftritt, der Packshot ist ein klassisches Beispiel. Hauptsächlich werden rein animierte Animationsfilme für die Kommunikation auf den sozialen Medien eingesetzt oder als Erklärfilme für Produkte und Dienstleistungen. Animation hat den Vorteil, dass den Ideen keine in der Realität existierenden Grenzen gesetzt sind.

Oliver Aemisegger

 

Lesen Sie weiter in unserem Interview an Claudia Röthlin und Yves Gutjahr von Tiny Giant

 

Auf welche Techniken greift man bevorzugt zu?

Fotorealistische Produktvisualisierungen sind sicher vertreten, digitaler Legetick findet man viel in den sozialen Netzwerken und bei den Erklärfilmen. Auch entdecke ich immer wieder vereinzelte Zeichentrick-Juwelen. Meiner Ansicht nach, ist die Schweiz im internationalen Vergleich aber tendenziell etwas konservativer, was animierte Inhalte betrifft: Eher nett und brav.

 

Wir haben zu wenig Firmen, welche diese Talente zu fairen Konditionen langfristig einstellen können. 

Ist die Produktion bei teilweise oder ganzheitlich animierten Projekten zwangsläufig teurer als ohne Animation?

Auf keinen Fall. Ein klassischer Werbespot oder Unternehmensfilm, mit mehreren Drehtagen, kann schnell sehr teuer werden. Eine gute Idee bleibt aber eine gute Idee, auch wenn sie mit einfachen Skizzen umgesetzt wurde.

PSI © Frame Eleven

Ist der personelle Aufwand grösser?

Nicht unbedingt. Auch hier kommt es auf die Idee an. Es gibt Animationsfilmschaffende, welche alleine ganze Werbespots produzieren. Das ist beim klassischen Film eher selten. Klar, komplexe Produktionen, welche unter Zeitdruck realisiert werden müssen und Personen mit Spezialgebiet erfordern, werden schnell sehr aufwändig.

 

Lesen Sie weiter in unserem Beitrag zur Animationsfilmbranche

 

Gibt es genug Fachleute, diesen zu stemmen?

Die Fachleute von den Hochschulen sind da. Es gibt jedes Jahr neue Talente, die abschliessen. Das Problem ist ein strukturelles: Wir haben zu wenig Firmen, welche diese Talente zu fairen Konditionen langfristig einstellen können. Dadurch fehlt es der Branche an Kontinuität und Sichtbarkeit gegenüber Auftraggebern.

Zudem haben wir ein weiteres Problem, welches ich das Swiss-style-Paradox nenne: Schweizer Schrift- und Grafikdesign geniesst bis heute international einen ausgezeichneten Ruf. Hier interessiert das komischerweise niemanden. Ich wünsche mir mehr Wertschätzung für Designschaffende aus der Schweiz, damit diese unter besseren Bedingungen hier arbeiten können.

Meiner Ansicht nach, ist die Schweiz im internationalen Vergleich aber tendenziell etwas konservativer, was animierte Inhalte betrifft: Eher nett und brav. 

Welche Eigenschaften und Vorteile von Animation macht man sich für Auftragsarbeiten zunutze?

Ich finde, die grössten Vorteile sind das phantastische, das unerwartete und das progressive Element. Motion Design kann zudem höchst effizient Inhalte vermitteln und hat eine extrem starke markenbildende Wirkung. Oft habe ich das Gefühl, dass man bei realen Auftragsfilmproduktionen heutzutage einfach das Logo am Schluss auswechseln könnte und es würde trotzdem funktionieren. Hier liegt die Chance des Animationsfilmes, der es ermöglicht, aus der Masse herauszustechen. 

UBS Kids © Frame Eleven

Haben Sie sich bewusst für die Auftragsbranche entschieden im Vergleich zur freien Animationsszene?

Eigentlich nicht. Ich wollte nur mal kurz reinschauen. Musste mir dann aber eingestehen: Mir liegt die kürzere Dauer der Projekte. Auch der tägliche Kontakt mit Menschen aus ganz unterschiedlichen Bereichen empfinde ich als bereichernd. Trotzdem liebe ich experimentelle Filme und bin in meiner Freizeit aktiv, um mich künstlerisch weiterzuentwickeln. Ich habe grossen Respekt vor den Autorenfilmschaffenden in der Schweiz, sie haben mehr Ausdauer als ich und viele überraschende Ideen.

 

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