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Die Niederlande entscheiden sich für ihre «Lex Netflix»

Davide Abbatescianni
17. Juli 2023

Die holländische Serie «Dirty Lines» © Netflix

Das niederländische Parlament hat einen Gesetzentwurf verabschiedet, der grosse Streaming-Dienste dazu verpflichtet, einen Teil ihrer Einnahmen in heimische Produktionen zu investieren.

Am 6. Juni gab die Regierung der Niederlande bekannt, dass künftig audiovisuelle Onlineplattformen wie Netflix und Disney+, die in den Niederlanden mehr als 10 Millionen Euro Umsatz machen, mindestens 5 Prozent dieses Umsatzes entweder in die Koproduktion niederländischer Inhalte oder in den Erwerb neuer niederländischer Serien und Filme investieren werden müssen. Ausserdem müssen rund 60 Prozent dieser Serien und Dokumentarfilme von unabhängigen Produktionsfirmen stammen.

Bemerkenswert ist dabei, dass in diese Verordnung explizit auch Reality- und Spielshows einbezogen werden und auf sie bis zurHälfte der Investitionen fallen könnten. Diese Spezifizierung wurde ausdrücklich von der Koalition und den Rechtsparteien des Landes unterstützt.

Die niederländische Regierung schätzt, dass das Gesetz mindestens 40 Millionen Euro an zusätzlichen Investitionen in den Film- und Fernsehsektor des Landes bringen wird. Die neue Bestimmung soll nach der Genehmigung durch den niederländischen Senat in Kraft treten. Ausgearbeitet wurde das Gesetz von der Staatssekretärin für Kultur und Medien Gunay Uslu.

Bei der Frage, ob die 5 Prozent-Verpflichtung ein fairer Prozentsatz oder nur ein Ausgangspunkt sei, entschied sich Doreen Boonekamp, Expertin für audiovisuelle Medien und ehemalige Geschäftsführerin des niederländischen Filmfonds, für das zweite, «vor allem weil nur die Hälfte dieses Betrags für Filme, Dokumentarfilme und Serien ausgegeben und nur 60 Prozent in unabhängige Produktionen investiert werden müssen». Nichtsdestotrotz bezeichnete sie die Regelung als «einen Schritt zur Stärkung des niederländischen Produktionssektors und zur Angleichung an andere europäische Länder».


«Die meisten anderen europäischen Länder setzen nach und nach die AVMSD-Richtlinien der EU um und gleichen die Investitionsverpflichtungen und -abgaben an. Im Vergleich dazu ist der Vorstoss der Niederlande recht bescheiden. Zwar haben in den letzten Jahren mehr Streamer von sich aus begonnen, in niederländische Produktionen zu investieren. Nun müssen jedoch alle audiovisuellen Onlineplattformen mit einem Umsatz von mehr als 10 Millionen Euro in den Niederlanden 5 Prozent in niederländische Produktionen investieren. Sie müssen auch die Mindestquoten einhalten, besonders bei den unabhängigen Produktionen, die ihren Anteil an den Verwertungsrechten behalten werden», erklärt Boonekamp weiter.


«Diese Investitionsverpflichtung könnte dazu beitragen, dass niederländische Filme, Dokumentarfilme und Serien sowohl in den Niederlanden als auch im Ausland wettbewerbsfähiger werden. Dafür müssen die Investitionen dazu beitragen, das Niveau der niederländischen Produktion anzuheben und auf Qualität statt auf Quantität setzen, indem das Potenzial unabhängiger Produktionen und  Koproduktionen genutzt wird, um die besten Talente anzuziehen und über verschiedene Quellen zu finanzieren.»

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf Englisch bei Cineuropa. Nachveröffentlichung in Zusammenarbeit mit Cineuropa.

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