MENU Schliessen

Professionalisierung über Animationsserien

Teresa Vena
26. Mai 2023

Die Kinderserie «Nussbaumbande» befindet sich in der Herstellungsfinanzierung. © Dschoint Ventschr

Die Serienproduktion in der Schweiz befindet sich in einer Hochphase. Bisher spielt das Fernsehen als Partner eine entscheidende Rolle. Das gilt auch für animierte Serien. Mit der «Lex Netflix» könnten neue einflussreiche Verbündete ins Spiel kommen, die für grössere Produktionsvolumen sorgen. Das wäre eine Chance für eine heimische Entwicklung.

Bisher haben Animationsserien in der Schweiz eine untergeordnete Rolle gespielt. Anders ist es in Ländern wie den USA und Japan, die in den 1980er Jahren eine eigene Industrie aufgebaut haben. Eine solche ist von existentieller Bedeutung, um mit genügend Fachleuten zu normierten Kosten und effizient die arbeitsintensive Herstellung stemmen zu können.

Für die Professionalisierung von Schweizer Talenten setzt sich auch Dschoint Ventschr ein, wobei die Firma mit Asako in Zürich und dem Genfer Studio Nadasdy vermehrt zusammenspannt. Gemeinsame Projekte sind die Kinderserien «Ein Fall für Maëlys», die bereits ausgestrahlt wird, und «Nussbaumbande», die im Sommer in die Herstellungsfinanzierung gehen soll.

 

Auslagerung der Produktion

Aktuell sei man gezwungen, einen Teil der Animationsproduktion ins Ausland zu verlagern. Animatoren in anderen Ländern, zum Beispiel Taiwan, schafften es, am Computer acht Sekunden am Tag zu animieren, in der Schweiz erreiche man nur einen Bruchteil davon. Also verlängere sich die Produktionszeit, für die man oft ohnehin unter Zeitdruck stehe. Das lasse sich mit den bisher für solche Projekte verfügbaren Mittel kaum ausgleichen, erklärt Sereina Gabathuler, Produzentin bei Dschoint Ventschr.

Ebenfalls in der Entwicklung befindet sich die Serie «Caca Boudin» von Claude Barras und Diane Agatha Schaefer, produziert von Clémence Pun und Hélium Films in Zusammenarbeit mit dem Berner Studio Eisprung. Bevor es in die eigentliche Produktion geht, muss die Pilotepisode finanziert und hergestellt werden. Diese ist einerseits das qualitative Aushängeschild, das die weitere Finanzierung sichern soll, andererseits unabdingbar und üblicher Teil des gesamten Planungsprozesses. Um die Kosten überschaubar zu halten, habe man sich auf eine Mischung aus 2D-Computeranimation und Realfilm geeinigt, sagt Pun. Für die Produktion der Pilotepisode rechnet sie mit einem Bedarf von etwa zehn Mitarbeitern.

 

Lesen Sie auch: Courgettes Geburt dauerte 10 Jahre

 

Joder von Rotz weiss auch, dass sein YK Animationsstudio in Bern Unterstützung bräuchte, wenn die Serie «Bloodmountain» von Lorenz Wunderle realisiert werden soll. Und dies bereits beim Schreiben des Drehbuchs. Kompromisse könnten auf verschiedenen Ebenen nötig sein, etwa auf der Ebene der Ästhetik, wenn man auf eine vereinfachende und schnellere Technik zurückgreift. Alles in Bern zu produzieren, sei unrealistisch, meint von Rotz. In der Schweiz fehle es an Erfahrung, nicht unbedingt an talentierten Menschen, in den Nachbarländern sei beides da, ergänzt er. Die Finanzierung von «Bloodmountain» werde auch deswegen eine Herausforderung sein, weil sich die Serie an ein erwachsenes Publikum richtet.

 

Stärkung des eigenen Marktes

Für die Produktion von 26 Episoden zu einer Minute der Serie «One Minute Movies» rechnet Olivier Zobrist von Langfilm mit einem Budget von 400’000 Franken. Konzipiert ist auch diese Serie von Stefan Holaus für Erwachsene. Für die Herstellung ist eine Dauer von eineinhalb Jahren vorgesehen, während der bis zu zehn Mitarbeiter beschäftigt sein werden.

Liessen sich die Projekte aneinanderreihen und damit ein kontinuierliches Arbeiten ermöglichen, würde das den Nachwuchs fachlich konkurrenzfähig machen, die Arbeitsbedingungen würden verbessert und die eigene Branche industrialisiert, was langfristig einem Fachkräftemangel entgegenwirken würde. Zudem könnten Serien in mehrerer Hinsicht als Bindeglied zwischen kurzem und langem Animationsfilm fungieren und schliesslich das gesamte Schweizer Animationsschaffen vorantreiben.

Interessieren Sie sich für den Schweizer Film?

Abonnieren Sie!

Tarife