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Jürgen Haas: «Es ist wichtig, ein ganzheitliches Bild des Animationsfilms zu haben»

Die Fragen stellte Adrien Kuenzy
26. Mai 2023

Jürgen Haas © HSLU

Jürgen Haas, Leiter des Bachelorstudiengangs Animation an der Hochschule Luzern, spricht über die Ausbildung.

Ist es schwierig, in Ihrem Animationslehrgang eine klare Linie festzulegen?

Wir nehmen zurzeit 30 Studierende pro Jahr auf. Diese Zahl mag sehr hoch erscheinen, doch wir haben gleichzeitig 100 Bewerbungen erhalten. Das Interesse ist also gross, man könnte sagen grösser denn je. Diese Situation bestärkt uns in unserem Entschluss, im Rahmen unseres Studiengangs alle Aspekte des Animationsfilms zu behandeln. Eines unserer Probleme besteht darin, dass wir keine Filmschule sind. Wir werden zwar bald das Wort «Film» in unserem Namen tragen, doch unsere Lehrplanstruktur ist stark von Design und Kunst geprägt. Das hindert uns zuweilen daran, unserer Ausbildung eine klare Linie zu geben.

 

Hat der Studiengang Animation der Hochschule Luzern Ihrer Meinung nach die Situation in der Schweiz verändert?

Natürlich, und die Veränderung findet immer noch statt. Mit unseren Absolventen und Absolventinnen üben wir grossen Druck auf die Branche aus. Das Einstiegsniveau der Bewerber wird immer höher, und folglich auch die Qualität der Diplomfilme. Dies wird uns auch regelmässig von den Festivals bestätigt. Das bedeutet, dass selbst erfahrene Filmschaffende heute bessere Dossiers einreichen müssen als noch vor ein paar Jahren, um Fördergelder für ihre Projekte zu erhalten. Zudem können Schweizer Produktionen vermehrt auf einheimische Fachkräfte zurückgreifen, während sie früher von französischen oder englischen Fachleuten abhängig waren. Ausserdem stellen wir fest, dass Studierende, die im Ausland Erfolg haben, oft nach ein paar Jahren zurückkehren und enormes Fachwissen mitbringen. Diesen Effekt werden wir in den kommenden Jahren noch verstärkt beobachten können.

 

Welche Lücken gibt es derzeit in der Schweiz im Bereich des Animationsfilms, und was müsste getan werden, um diese zu schliessen?

Mich beschäftigt vor allem die Tatsache, dass es keine Struktur gibt, um die Gründung neuer Unternehmen im Bereich des Animationsfilms zu fördern, wie dies in gewissen sehr produktionsstarken Regionen Europas der Fall ist. Es ginge dabei nicht um kulturelle, sondern um wirtschaftliche Förderung. Die Kreativwirtschaft rund um den Animationsfilm hat ein enormes Potenzial, der Animationsfilm erlebt in Europa gerade einen wahren Boom. Bei uns in Emmenbrücke hätten wir ideale Bedingungen für ein Gründerzentrum, doch leider fehlt es der Politik am nötigen Mut oder Interesse.

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