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Ein Neustart für das Cinématographe

Alexandre Ducommun
11. Juli 2023

© Cinémathèque suisse - Carine Roth

Das «Collectif du nouveau Cinématographe», das von der Stadt Lausanne nach einer Projektausschreibung ausgewählt wurde, wird ab 2024 den Betrieb des legendären Saals im Casino de Montbenon übernehmen. Mit einem eklektischen Programm hoffen die vier Mitglieder des Kollektivs, Meli Boss, Faye Corthésy, Gysèle Giannuzzi und Alice Riva, ein vielschichtiges Publikum anzusprechen. Ein paar Fragen an Alice Riva, die für die Programmgestaltung mitverantwortlich ist.

Wie stellen Sie ein Gleichgewicht zwischen dem regulären Programm, den Sonderveranstaltungen und den Schulvorführungen her?

Wir werden eine breite Auswahl an Neuerscheinungen, Wiederaufführungen und Schwerpunkten anbieten, sowohl von aufstrebenden als auch von anerkannten Filmemachern und Filmemacherinnen. Es wird Treffen mit den Machern geben, aber auch Veranstaltungen, die das Kino mit anderen Kunstformen wie Literatur oder Performance in Verbindung bringen. Neben Schulvorstellungen werden jeden Mittwoch auch Vorstellungen für ein junges Publikum stattfinden. Es ist uns wichtig, Filmklubs Raum zu geben, sowohl bereits etablierten Gruppen als auch neuen Vereinigungen. Im Sommer, wenn die meisten Kinobetriebe schliessen, möchten wir ein Angebot an thematischen Vorführungen anbieten. Wir wollen den Cinématographe einem vielfältigen Publikum zugänglich machen, um gemeinsam die Erfahrung des Kinos im Kinosaal zu teilen! Wenn die Menschen in einen Kinosaal kommen, um einen Film zu sehen, dann auch wegen der kollektiven Erfahrung, dem Vergnügen, einen guten Moment miteinander zu teilen. Wir werden auch Vermittlungsarbeit anbieten, um das Publikum zu begleiten.

Wie positionieren Sie sich gegenüber den anderen bestehenden Institutionen in Lausanne, die bereits Kinobetrieb anbieten? 

Wir gehören zu einer Generation, die sich in der Post-Me-Too-Ära bewegt, in einer Welt, in der die Klimakrise uns Angst vor der Zukunft macht und die Technologien zu unseren Arbeits- und Schaffenspartnern werden. Wir betrachten Filme als Vehikel für Vorstellungen und Ideale und wollen uns für die Vermittlung von Inhalten einsetzen, deren Werte mit den Herausforderungen der sozialen und ökologischen Gerechtigkeit übereinstimmen. Um unseren Platz zu schaffen, zählen wir also auf unsere gemeinsamen Werte sowie auf die Qualität der Programme, die Vielfalt der behandelten Themen und die eingeladenen Filmemacher und Filmemacherinnen. In Lausanne leisten die Kinos hervorragende Arbeit und wir möchten uns in dieses Netzwerk in guter Zusammenarbeit einfügen, mehr Filme in die Kinos bringen, ein Sommerangebot anbieten und die Schweizer Produktion unterstützen. Wir wollen das bestehende Angebot ergänzen und uns an der kulturellen Vielfalt in Lausanne beteiligen. 

Sie sind ein Kollektiv von vier Personen, wie stellen Sie sich diese Zusammenarbeit vor?  

Um dieses Projekt zu tragen, haben wir uns mit einer bewährten Überzeugung von der Stärke des Kollektivs zusammengefunden. Wir haben Erfahrungen im Betrieb von Kinos, in der Programmgestaltung bei Festivals, in der universitären Lehre, im Projektmanagement und in der Kulturvermittlung und werden unsere Kompetenzen bündeln, um diesem geschichtsträchtigen Kino eine lebendige und integrative Zukunft als Kinobetreiber zu sichern. Unser Kollektiv gründet sich auf eine echte kollektive Energie, auf ästhetische und politische Werte. Wir möchten, dass das Cinématographe im Zeichen der Teilhabe und für die Zukunft des Kinos  weiterbesteht! Wir sind bereit, unsere Energie zu mobilisieren, um ein Programm anzubieten, das zum Nachdenken anregt, das erschüttert und das lauthals lachen lässt. 


Können Sie uns bereits die typische Woche im neuen Cinématographe vorstellen?

Es wird vier Filmstarts pro Monat geben, die nach Möglichkeit von den Filmemachern und Filmteams begleitet werden. Wir planen zwei Vorstellungen pro Tag unter der Woche, um 18 Uhr und 20.30 Uhr, und drei Vorstellungen am Wochenende, zu denselben Zeiten zusätzlich einer zusätzlichen Nachmittagsvorstellung. Eine Vorstellung am Mittwochnachmittag ist zudem dem jungen Publikum gewidmet. Das ist das Standardprogramm, aber es wird auch alles andere geben: Die Vorführungen der Filmklubs, die Zusammenarbeit mit den Festivals und viele andere Veranstaltungen.

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