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«No Billag»: Cinéforom nimmt Stellung


01. Juni 2017

In einem Kommentar, der in Le Temps und der NZZ erschienen ist, äussert sich Cinéforom über den Kollateralschaden einer Schwächung der SRG und die Gefahr für das unabhängige Filmschaffen in der Schweiz. Hier der Text im Wortlaut. 

Die gegenwärtig im Schweizer Parlament geführte Debatte über den Stellenwert des Service public, die Rolle der SRG, ihren Leistungsumfang sowie ihre Finanzierung darf uns nicht gleichgültig sein. Seit vielen Jahren beleuchten die unabhängigen Schweizer Filmschaffenden unsere Realität auf einzigartige Weise, leisten einen Beitrag zur Kultur sowie zur gesellschaftlichen Reflexion und tragen das Bild einer diversifizierten, neugierigen und weltoffenen Schweiz über unsere Grenzen hinaus.

Ein lebendiges Filmschaffen, das sich auch gegenüber einer starken internationalen Konkurrenz durchsetzen kann, zu erhalten, ist eine stimulierende, aber komplexe Herausforderung – besonders in einem so kleinen Land wie der Schweiz, das vier verschiedene Sprachkulturen vereint. Schweizer Spiel- oder Dokumentarfilme sind nämlich nur realisierbar dank der Komplementarität der drei Säulen der Filmförderung – dem Bundesamt für Kultur mit seiner in der Verfassung verankerten Filmförderung, der regionalen Filmförderung – namentlich Cinéforom (Fondation Romande pour le Cinéma), die Zürcher Filmstiftung, die Berner Filmförderung oder der Basler Fachausschuss Film und Medienkunst BS/BL – sowie natürlich der SRG.

Die SRG engagiert sich im Rahmen des Pacte de l’audiovisuel – einem Vertrag mit der unabhängigen Schweizer Filmbranche – seit vielen Jahren mit Koproduktionen von Filmen, die von unabhängigen Autoren und Produzenten initiiert wurden. Sie stellt gegenwärtig rund 27,5 Millionen Schweizer Franken pro Jahr für diesen Zweck zur Verfügung. Neben dieser finanziellen Unterstützung strahlt die SRG diese Filme auch aus und stellt auf diese Weise sicher, dass sie in unserem Land von einem breiten Publikum gesehen werden können. Die SRG erfüllt so ihren Service-public-Auftrag und trägt dazu bei, kulturelle Werke – Bausteine unserer Identität – in Umlauf zu bringen und ihre Existenz über nationale Sprachgrenzen hinweg zu sichern. Auch wenn dieses Engagement in einigen Aspekten noch verbesserungswürdig ist, begrüssen wir das freiwillige und verantwortungsvolle Handeln der SRG selbstverständlich sehr. Man kann nämlich schwerlich behaupten, dass in einem so kleinen Markt wie dem unseren privaten Strukturen diese Funktion übernehmen und eine faire Behandlung der Filmschaffenden in allen Regionen des Landes garantieren könnten.

Eine finanzielle Schwächung der SRG würde das Gebilde, das durch diese drei Säulen gestützt wird, ins Wanken bringen und das Filmschaffen – insbesondere in den französisch- und italienischsprachigen Regionen der Schweiz – gefährden. Die gemeinsamen nationalen und regionalen Anstrengungen der öffentlichen Hand könnten so zunichte gemacht werden.

Auf dem Spiel steht einerseits der nationale Zusammenhalt, der die Stärke unseres Landes ausmacht und beispielsweise durch den fein austarierten Finanzausgleich, der auf der Solidarität zwischen den besser und schlechter gestellten Regionen gründet, symbolisiert wird.

Andererseits wäre auch die wirtschaftliche und kreative Struktur des Landes gefährdet, insbesondere die zahlreichen KMU, die Hunderte von Arbeitsplätzen für Künstler, Techniker und die Zulieferindustrie schaffen.

Letztendlich geht es aber auch um unsere Fähigkeit, unsere eigenen, originellen und vielfältigen Filme, auf die wir so stolz sind, zu realisieren und der Welt anbieten zu können.

Filme wie «La Salamandre», «Ma vie de Courgette», «Die Schweizermacher», «Les petites fugues», «Die göttliche Ordnung», «More Than Honey», «Mais im Bundeshuus», «Heidi», «Sister» oder «Grounding», die inzwischen als Teil unseres kulturellen Erbes betrachtet werden, hätten nicht realisiert werden können ohne die enge Partnerschaft zwischen der SRG und den unabhängigen Filmschaffenden. Dies sollte man sich unbedingt in Erinnerung rufen zu einem Zeitpunkt, wo Stimmen laut werden, die eine Beschneidung unseres hochqualitativen Service public fordern.

Cinéforom (Fondation romande pour le cinéma), Gérard Ruey - Generalsekretär

Cinéforom (Fondation romande pour le cinéma) wurde 2011 gegründet mit dem Ziel, durch die Zusammenlegung der finanziellen Mittel der sechs französischsprachigen Kantone, der Städte Genf und Lausanne sowie der Loterie Romande das unabhängige Filmschaffen in der Westschweiz zu fördern.

 

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