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François Musy, ein bescheidener Stern des Schweizer Kinos ist ausgegangen

Alexandre Ducommun
05. Dezember 2023

Der Toningenieur mit über 200 Filmen und internationalem Ruf ist im Alter von 68 Jahren verstorben.

Von seinem Studio als Toningenieur aus hat François Musy mit den grössten Namen der Filmindustrie zusammengearbeitet. Nach seinem Abschluss an der Hochschule für visuelle Künste in Genf wurde er im Alter von nur 25 Jahren Toningenieur von Jean-Luc Godards «Passion» (1982). Es folgte eine lange Zusammenarbeit mit dem Regisseur, die 1983 mit dem Technikpreis des Filmfestivals von Venedig ausgezeichnet wurde und bis zu «Film Socialisme» von 2010 andauerte. Neben Jean-Luc Godard arbeitete Musy auch mit anderen Ikonen des französischen Kinos wie Claire Simon, Élie Chouraqui und Xavier Giannoli. Ausserdem wurde er 2007 und 2016 mit zwei Césars für den besten Ton für «Quand j'étais chanteur» und «Marguerite» ausgezeichnet.

Da er an der Arbeit im Schatten gewöhnt war, bewegte er sich stets mit Humor zwischen seiner internationalen Bekanntheit und der diskreteren lokalen Realität ein. «Ich wurde noch nie so oft von der Presse angesprochen. Sogar das RTS ist aufgewacht, und La Liberté entdeckt, dass ich Freiburger bin», erzählte er amüsiert in der La Liberté, nachdem er seinen zweiten César erhalten hatte (La Liberté, M. Loewer, 28.01.2017). Die Ruhe vor den Medien genoss Musy in seinem Studio in Rolle, wo er sich voll und ganz seinen Projekten widmen konnte. Sein Studio hat sich im Laufe der Jahre in eine wahre Sonothek verwandelt. Es sind Zehntausende von Geräuschen, die er bei seinen Dreharbeiten oder bei der Suche nach Stimmungen gesammelt hat. Da er seit den 1980er Jahren aktiv war, hat er auch die wichtigsten technischen Umwälzungen bei der Tonaufnahme miterlebt, so wie die Einführung von Digitalaufnahmen oder Stereo. Und obwohl Musy immer die klassische Tonaufnahme - verdrahtete Stange und Aufnahme von oben - bevorzugte, interessierte er sich als leidenschaftlicher Techniker, der er war, immer auch für neue Technologien. 

Am Mittwoch, dem 22. November 2023, verlor der Schweizer Film eines seiner feinsten Ohrenpaare.

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