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Fokus «Next Generation»

Teresa Vena
26. November 2022

Podiumsdiskussion im Kino Rex © zvg

Zum Auftakt des Wochenendes des Berner Films - BE MOVIE lud «Bern für den Film» zu einem Podiumsgespräch ins Kino Rex in Bern ein. In diesem Jahr waren bemerkenswert viele Erstlingswerke in der Filmauswahl zu sehen, die vom 18. bis 20. November in verschiedenen Kinos des Kanton Bern präsentiert wurde. 

Die Diskussion im Kino sah als Gäste die Filmemacher und Filmemacherinnen Fiona Ziegler, Regisseurin des Spielfilms «Lost in Paradise», Steven Vit, Regisseur des Dokumentarfilms «Für immer Sonntag», der einen Berner Filmpreis gewann, Lara Perren, Co-Autorin der Kurzanimation «Sauna» und Alan Sahin, Autor des Kurzdokumentarfilms «Zigipouse» vor.  

Im Gespräch ging es darum, herauszufinden, mit welchen Herausforderungen sich die aktuelle Generation Schweizer Filmschaffender konfrontiert sieht. Die Erfahrungen der Einzelnen stellte sich als unterschiedlich heraus. Während bei den einen ganz offensichtlich grosser Leistungsdruck herrscht, haben andere einen gelasseneren, oder so schien es zumindest, Eindruck gemacht, wenn sie auf ihre beginnende Karriere blicken. Die Anwesenden teilten das Gefühl, in ihrer Ausbildung nicht genug Praxisnähe gekannt zu haben. Ziegler vermisste insbesondere während des Studiums, nicht auf ihre Rechte als Filmemacherin aufmerksam gemacht worden zu sein. Sie hätte gerne gewusst, wie Verträge ausgearbeitet werden müssen, beispielsweise, damit kein ungesundes Abhängigkeitsverhältnis zwischen Produktion und Regie entsteht. Abgeschlossen haben alle als sogenannte «Generalisten», eine Chance und Schwierigkeit zugleich, meinten sie. 

Beim Thema Ausbildung trug die ebenfalls anwesende Aufnahmeleiterin Regula Begert vom Berufsverband SSVF mit ihren Erfahrungen am Gespräch bei. Begert, die seit Jahrzehnten im Beruf arbeitet, setzt sich nämlich dafür ein, für die Missstände in der Arbeit in der Filmindustrie zu sensibilisieren. Vielerorts liegt die Thematik eines vermeintlichen Nachwuchs- und Fachkräftemangels in der Luft, der, so glaubt man, mit der Umsetzung der Investitionspflicht aus der Lex Netflix verschärft werden wird, so auch Begert. Es fehle der Schweiz am Nachwuchs in den technischen Berufen und in den einigen Bereich der Filmindustrie wie eben der Aufnahmeleitung oder dem Catering. Das liege daran, meinte Begert, dass die aktuellen Strukturen nicht attraktiv genug seien. Es brauche Richtlöhne, flexiblere Arbeitsmodelle. In einem Nebensatz meinte Begert auch, dass dies in Deutschland nicht anders aussähe. Woraus man vermutlich schliessen kann, dass man die fehlenden Leute nicht einfach aus dem Ausland hinzuziehen kann. Um diese Aussagen zu untermauern, bräuchte man allerdings konkrete Zahlen und Beispiele. Auch kommt es sehr darauf an, wie sich die Filmproduktion mit dem «Streamer»-Geld tatsächlich entwickeln wird. 

Ein wenig widersprüchlich dazu war die Bemerkung der anwesenden Jungen, dass fast alle von ihnen, nicht vom Filmemachen selbst leben könnten und dies auch selbst nicht zwangsläufig erwarten. Sie müssen einer nebenberuflichen Tätigkeit nachgehen, um sich zu finanzieren. Dies bedeutet also zum einen, dass sie doch Kapazitäten hätten, um auch an anderen Filmprojekten mitzuarbeiten, zum anderen kommt es teilweise zurück auf die Feststellung, dass sie eine zu «offene» Ausbildung vorweisen können - doch eine Spezialisierung liesse sich wohl grundsätzlich nachholen.

«Das hört sich alles ziemlich pessimistisch an», sagte Regisseur Felix Tissi, der im Publikum sass und damit auch den Eindruck des Publikums zusammenfasste. Als Vertreter der älteren Generation (Berner) Filmemacher räumte er ein, dass sich seit seinen Anfängen die Schweizer Filmbranche stark verändert habe. Heute würden viel mehr Filme produziert als damals. Der Druck auf die Filmemacher und Filmemacherinnen sei schwächer gewesen. Man habe auch Experimente und Fellversuche akzeptiert. «Ein Schweizer Film im Kino war ein Ereignis, heute ist es fast eine Zumutung», sagte Tissi polemisch. Dennoch für ihn sei das Filmemachen nicht, wie es während der Podiumsgesprächs mehrfach genannte wurde, «ein steiniger Weg, sondern ein privilegierter». Die Wahrheit liegt vermutlich in der Mitte. 

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