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Filmkritik im digitalen Zeitalter

Noemi Parisi
30. April 2019

Was bedeutet es in Zeiten von Social- und Cross-Media Filmkritiken zu publizieren? Um dieser Frage nachzugehen, trafen sich Filmkritikerinnen und Filmkritiker an einem Panel bei Visions du Réel.

Videoessays, partizipative Filmkritik, sozialen Medien oder doch die altbewährte Textform? Wo steht die Filmkritik heute, wo alles schneller und aktueller sein soll, um Publikum im digitalen Raum zu akquirieren? Darüber diskutierten Johannes Binotto (Filmbulletin), Ekkehard Knörer (Cargo), Nadin Mai (The Art(s) of Slow Cinema) und Giuseppe Di Salvatore (Filmexplorer) unter der Moderation von Pascaline Sordet (Cinébulletin) am 8. April 2019 am Visions du Réel.

Der Blick ins Internet zeigt schnell: Es gibt Platz für alle und alles. Ohne Zeichenbeschränkung, wie im Print, kann geschrieben und publiziert werden. Ein Traum für Kritikerinnen und Kritiker. Doch werden diese Texte auch gelesen? Die Podiumsteilnehmenden sind sich einig, das A und O ist es, sich eine Community aufzubauen und dadurch Lesende immer wieder auf die Plattform zurück zu holen. Nadin Mai sieht ihre Vorteile in der Nische: Sie macht «langsame» Kritik, nimmt sich Zeit, das Gesehene zu verarbeiten. Erst dann veröffentlicht sie ihre Gedanken dazu auf ihrem Blog. Ihre offene Subjektivität und ihr Frausein, in einer noch immer von vielen Männern dominierten Sparte, sieht sie als grosses Plus. Um ihre Community zu bilden, zählt sie auf die sozialen Medien. Über diese pflegt sie aktiven Kontakt mit den Lesenden. Doch dies braucht viel Zeit. Und dann steht da auch die Skepsis im Raum, ob dabei nicht öfters die Social-Media-Plattformen als eigene Inhalte beworben werden. Denn das schnelle Durchscannen und nicht-vertiefte Lesen des Geposteten ist eine verbreitete Praxis.

Auf eine andere Weise inspirieren lassen von den sozialen Medien hat sich Cargo: Anstatt lange Texte zu schreiben, haben sie sich auf die 140 Twitter-Zeichen beschränkt, um im Webmagazin über Filme zu berichten. Twitter als Anbieter haben sie dafür jedoch nicht verwendet.

Einen weiteren Weg zum kürzeren Text zeigt Filmexplorer: Die Antworten zum Interview werden mit einer Drop-Down Funktion verschachtelt. Erst durch den Klick auf die Frage erscheint die vollständige Antwort. Dasselbe machen sie auch in crossmedialer Form. In solchen Beiträgen verstecken sich dann hinter den Fragen geschnittene Ton- oder Videoaufnahmen.

Spannend an diesen crossmedialen Formen, besonders an Videoessays, findet Johannes Binotto, dass mit medialen Formen des Films gespielt wird. Diese sollten aber neu interpretiert werden, beispielsweise dadurch, dass kurze Filmausschnitte genau unter die Lupe genommen werden.

Dass der Text als Form jedoch nicht aussterben wird, darüber herrscht Konsens unter den Podiumsteilnehmenden. Denn das Transferieren der filmischen Form in Sprache helfe beim Reflektieren und schaffe Distanz zum Medium Film. Die grösste Heraussforderung dabei: Worte für jene filmischen Elemente zu finden, bei denen die Worte fehlen.

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