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Die Vorteile einer Koproduktion mit der Schweiz

Davide Abbatescianni
24. Mai 2024

Von links nach rechts Tristan Albrecht, Dino Malacarne, Lisa Barzaghi, Carlo Cresto-Dina, Julia Krättli und Venia Vergo © Marché du Film de Cannes

Während eines Podiumsgesprächs am Filmmarkt in Cannes sprachen Vertreter Schweizer Film Commissions und Filmförderstellen über Drehorte, Fachkräfte und Produktionsbedingungen in der Schweiz.

An der Veranstaltung mit dem Titel «Film Commission, Beyond Locations» nahmen der Leiter der Valais Film Commission, Tristan Albrecht, die operative Leiterin der Ticino Film Commission, Lisa Barzaghi, der Produzent Carlo Cresto-Dina, die Geschäftsführerin der Zürcher Filmstiftung, Julia Krättli, und der Geschäftsführer der Film Commission Zürich, Dino Malacarne, teil. Das Gespräch wurde von Venia Vergou vom European Film Commissions Network moderiert und fand im Rahmen des diesjährigen Gastland-Programms statt.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde wurde das Mikrofon an Krättli übergeben, die dem internationalen Publikum einen Überblick über die nationalen und regionalen Fördermöglichkeiten gab und auf die drei Säulen der öffentlichen Filmförderung einging: die nationale, die an das Bundesamt für Kultur und das MEDIA-Desk der Schweiz gebunden ist, die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender und die regionale Förderung. Krättli fügte hinzu, dass die Zürcher Filmstiftung keine Steueranreize, sondern Investitionsrückerstattungen bietet und dass die Projekte einen Schweizer Produzenten benötigen, um förderungswürdig zu sein. Die Stiftung unterstützt alle Arten von Formaten, indem er Stipendien zur Förderung von Entwicklung, Produktion und Promotion bereitstellt. Jeder Zuschuss, der in Form eines zinsgünstigen Darlehens gewährt wird, kann maximal 100.000 für die Entwicklung, 1 Million für die Produktion und 100.000 Schweizer Franken für die Promotion betragen.

Krättli wies auch auf die Unbekannten, die das neue Filmgesetze, das seit Januar in Kraft ist, mit sich bringen werden: «Es ist völlig neu, und wir wissen nicht, wie es sich auswirken wird», sagte sie. Sie hob hervor, dass die Koproduktion mit der EU, Kanada und Mexiko im Laufe der Jahre dank spezieller Konventionen und Verträge erleichtert worden sei. Die wichtigsten Koproduktionspartner der Schweiz sind Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien, Österreich und Kanada.

Später erzählte der italienische Produzent Cresto-Dina von seinen Erfahrungen mit Koproduktionen mit der Schweiz. «Von den 20 Filmen, die ich produziert habe, wurde, glaube ich, nur einer nicht mit der Schweiz koproduziert. Dennoch war diese Art der Koproduktion für uns nie selbstverständlich. Es war nicht nur eine finanzielle Sache, das war nie so. Es war immer ein gegenseitiger Austausch, der unsere Filme besser, reichhaltiger und publikumswirksamer macht», betonte er und sprach über seine erste Koproduktion, Alice Rohrwachers Film «Corpo celeste» von 2011. Er bezeichnete seine Zusammenarbeit mit den Schweizer Partnern als «eine lange, fruchtbare Erfahrung» und erinnerte sich insbesondere an Tiziana Soudani, «eine Person, die man jederzeit anrufen konnte und die immer bereit war, einem zu helfen».

Anschliessend betonte Barzaghi die Arbeit ihrer Behörde bei der Erleichterung von Dreharbeiten in der Region, wobei sie für jedes Projekt eine fast «massgeschneiderte Strategie» verfolge und die Produktionen von Anfang bis Ende begleite, indem sie in verschiedenen Phasen Hilfe und Ratschläge anbiete, einschliesslich der Suche nach Drehorten, Anreizen, Fachleuten und Unterkunftsmöglichkeiten. Sie sprach auch über die Zusammenarbeit der Filmkommission mit der italienischen Regisseurin Margherita Vicario, die ihr an der diesjährigen Berlinale präsentiertes Spielfilmdebüt «Gloria!», mit der Schweiz koproduziert hat.

Cresto-Dina wies darauf hin, dass er es immer als einfacher empfunden habe, mit Filmkommissionen zusammenzuarbeiten, die ihre Kernfunktionen selbst betreuen und nicht an Dritte delegieren. Er übte schliesslich auch Kritik und erwähnte, dass er bedauere, dass es in der Schweiz an einem zertifizierten Protokoll für umweltfreundlich-nachhaltige Produktionen fehle. Das Prozedere, das Tristan Albrecht in diesem Bereich vorstellte, ging Cresto-Dina an und bezeichnete es als «Greenwashing». Das System verlange nämlich zwar die Einhaltung bestimmter Regeln, es stelle es aber den Produktionen frei, ihre Ergebnisse «selbst zu zertifizieren».

Barzaghi erläuterte die Aufgabe ihres Teams, ausländische Produktionen willkommen zu heissen und gleichzeitig die lokale audiovisuelle Industrie zu entwickeln. Albrecht stimmte Barzaghi zu und bemerkte zudem, dass viele ausländische Produktionen einfach «kommen und gehen». Für ihn blieben die Unterstützung der lokalen Fachkräfte und die Stärkung der lokalen Wirtschaft und des Tourismus daher vorrangige Ziele.

In diesem Zusammenhang nannte Barzaghi das Beispiel einer bevorstehenden, noch nicht angekündigten Amazon Prime-Produktion, eines Actionfilms, der die Sperrung einer Strasse im Zentrum von Lugano erfordere. Die Arbeit der Filmkommission erwies sich als unerlässlich, um die volle Zusammenarbeit mit der Polizei, der Gemeinde und vor allem mit der lokalen Bevölkerung zu gewährleisten.

Der Artikel erschien zuerst auf Cineuropa.org auf Englisch.

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