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Frame

Teresa Vena
19. Oktober 2023

So ähnlich wird das neue Frame von aussen aussehen. © ZFF

Im letzten Dezember schloss das Kino Kosmos jäh seine Türen und meldete Konkurs an. Für die Zürcher Kinoszene mag es nicht völlig überraschend gekommen sein, da die Kontroversen um die Wirtschaftlichkeit des Kulturhauses schon älter waren. Als 2017 der Buchhändler Bruno Deckert und Filmemacher Samir mit dem Marketing- und Werbefachmann Martin Roth als Geschäftsführer sich ins Abenteuer stürzten, wollten sie einen Ort der interdisziplinären Begegnung schaffen. Hier sollte der charakterlosen Neugestaltung der Häuserzeile durch die SBB ein belebter und alternativer Kontratpunkt gesetzt werden. Als Besitzerin der Immobilie unterstützte die Bahngesellschaft das Projekt, dennoch liess sich die jährliche Miete von etwa 1,3 Millionen langfristig nicht stemmen.

Während sechs Monaten war unklar, was mit dem 5000 Quadratmeter grossen Gebäude und den sechs nach dem höchsten Standard eingerichteten Kinosälen passieren würde. Beworben haben sich offenbar verschiedene Kinobetriebe wie die Swisscom mit ihren «Blue cinemas», die Arthouse Commercio Movie-Gruppe, Betreiberin der «Arthouse»-Kinos, aber auch Unternehmen, mit alternativen Nutzungskonzepten. Den Zuschlag hat letztendlich die Spoundation Motion Picture AG, die Vermarktungsagentur des ZFF, erhalten. «Wir sind sehr froh, dass die Kinos jetzt gerettet werden konnten», sagt Festivaldirektor Christian Jungen. Den Standort hat das Festival bereits erfolgreich bespielt. «Im letzten Jahr wurde das Kino nach dem Corso am zweitbesten besucht», erklärt Jungen, «zudem erschliesst es uns ein anderes, viel jüngeres Publikum».

Unter der neuen Führung wird es künftig «Frame» heissen: «Im Unterschied zu anderen Kinos wollen wir den Filmen einen Rahmen geben. Programmverantwortliche des ZFF werden häufig vor Ort sein und die Menschen persönlich begrüssen. Oder wir werden kurze Ansprachen aufnehmen, die dann vor jedem Film laufen und erläutern, wieso der Film ausgewählt wurde und warum er uns gefällt.»

Den Auftakt macht am 27. September die Weltpremiere der ersten grösseren Schweizer Koproduktion mit Netflix, «Early Birds» von Michael Steiner. Der «Neo-Noir-Thriller» passt nicht nur inhaltlich, da er in der nahen Langstrasse gedreht wurde, sondern weiht das Kino als «Premierenhaus und Heimat des Schweizer Films» ein. Gleich nach dem Festival wird am 9. Oktober der reguläre Betrieb aufgenommen.

 

 

Das Engagement für das Kino als einzigartigen kulturellen Begegnungsort teilen wir mit den Initiatoren des Projekts «Kinolichter», die Videoporträts von besonderen Einrichtungen herstellen. Auf kinolichter.ch ist beispielsweise das Kino Xenix in Zürich zu entdecken. 

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