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Wer muss die Filmpromotion finanzieren?

Stéphane Goël / Mischa Schiwow
16. Mai 2019

Das Palacinema in Locarno

Das Publikum mag Events zum Kinostart, doch oft fehlt für die lange und überaus wichtige Arbeit der Filmpromotion das Budget. Zwei Meinungen dazu.

Peter, Beat, David, Jonathan, Adeline, Pascal, Laurent... Quinnie, Houdini, Rex, Casino, Bobine, Royal, Capitole, Roxy... Zum Kinostart der letzten beiden von Climage produzierten Dokumentarfilme, «Insulaire» und «Les dames», reise ich quer durch die Schweiz von Kino zu Kino. Im Gespräch mit den KinobetreiberInnen erfahre ich vieles über die Freuden und die Herausforderungen ihres Berufs, über ihren Alltag, ihre Hoffnungen und Enttäuschungen.

Natürlich ist die berühmte Begegnung mit der oder dem Filmschaffenden wichtig, um nicht zu sagen unerlässlich, damit ein Film gut starten und sein Publikum finden kann, denn solche Begegnungen fördern die Mund-zu-Mund-Propaganda. In erster Linie geht es jedoch darum, die Stimmung unter jenen mitzubekommen, die Eintritt bezahlen, um sich unsere Filme anzusehen. Diese Erfahrung, die sowohl freudig als auch schmerzlich sein kann, ist unabdingbar für all jene, die den Anspruch haben, Kinofilme zu machen. Für mich geht es dabei um weit mehr als um rein finanzielle Aspekte. Diese Art von Engagement in der Filmpromotion ist für mich praktisch ein Muss und hilft mir dabei, bessere Filme zu drehen und zu produzieren.

Für Regisseurinnen und Regisseure sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, zum Kinostart rund zwanzig Halbtage für Begegnungen mit dem Publikum und der Presse aufzuwenden. Diese Phase gehört zum Herstellungsprozess eines Films dazu und muss in den Verträgen entsprechend berücksichtigt werden. Selbst wenn es für die Filmschaffenden eine unverzichtbare Erfahrung ist, so handelt es sich doch um Arbeitszeit, die vergütet werden muss.

 

Stéphane Goël, Regisseur und Produzent Climage

▶  Originaltext: Französisch

 

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Ich hatte in den letzten 15 Monaten das Privileg, fünf Schweizer Dokumentarfilme mit Promotionsmassnahmen und Medien­arbeit zu begleiten. Jeder von diesen Filmen ist eine neue Herausforderung und bedarf einer spezifischen, mit den Regisseur­Innen vereinbarte Herangehensweise:

Für «Bis ans Ende der Träume» von Wilfried Meichtry wurden BuchhändlerInnen informiert und mobilisiert, bei «Eldorado» von ­Markus Imhoof waren es Hilfswerke und politische Organisationen,  bei «Genesis 2.0» von Christian Frei die Akademie der Naturwissenschaften und die ETH, bei «Immer und Ewig» von Fanny Bräuning Spitex-Organisationen und MS-Gesellschaften. Und gerade jetzt, bei «Gateways to New York» von Martin Witz, haben wir Architekten- und Ingenieur-Vereinigungen einbezogen…

Das verlangt sowohl vom Verleih wie auch von den Filmschaffenden viel Zeit und Geschick, denn die Türen der potenziellen Partner öffnen sich nicht immer auf Anhieb und verlangen Gegenleistungen. Die Präsenz von Regisseurinnen und Regisseuren an Anlässen sind dabei eine gute Voraussetzung, um das Publikum zu erreichen und die Mund-zu-Mund-Werbung in Gang zu setzen. Die Regieverträge der Produktionsfirmen sehen meistens keine Entschädigung dieser Arbeit vor. In den Budgets, welche ich für Frenetic Films aufstelle und welche mit der Produktion als Verleihvorkosten abgesprochen sind, sehe ich jeweils einen Posten vor, der über die Spesenabgeltung hinausgehend eine kleine Entschädigung für den Zeitaufwand der Filmschaffenden einschliesst. Aber wir sind weit weg von einem eigentlichen Honorar, das die reell investierte Zeit abgelten würde. Da besteht Handlungsbedarf: Es wäre begrüssenswert, wenn das BAK diese für die Auswertung so entscheidenden Events in der Berechnung der Startförderung ähnlich gewichten würde wie die Anzahl Startorte und Vorführungen.

 

Mischa Schiwow, Leiter der Promotionsagentur Prochaine:

▶  Originaltext: Deutsch

 

 

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