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Eine Initiative auf nationaler Ebene

Adrien Kuenzy und Teresa Vena
22. März 2024

Von links nach rechts: Fabien Fivaz, Matthias Aebischer, Matthias Michel, Melanie Mettler, Adrian Blaser und Rajko Jazbec. © 2023 Cinéconomie / Keystone SDA

Die Geschäftsleiterin Salome Horber von Cinéconomie, der neuen Allianz der Schweizer Filmwirtschaft, spricht über die Besonderheiten dieses neuen Bündnisses, die die Bereiche Audiovision, Kultur, Hotellerie, Gastronomie, Tourismus sowie weitere zugewandte Kreise vereint.

Wie entstand Cinéconomie?

Die Initiative entstand nach der Volksabstimmung über die sogenannte «Lex Netflix». Nach langjährigen Debatten im Parlament und während des Abstimmungskampfes über die Einführung einer Investitionspflicht für Plattformen und Sendeunternehmen in unserem Land stellte dieser Erfolgsmoment einen Wendepunkt dar. Während der gesamten Kampagne unterstützte uns ein breites Komitee mit grossem Rückhalt in der Politik sowie in Bereichen wie Tourismus und Hotellerie. Nach der Annahme des Gesetzes wollten wir diese Beziehungen und die breite Unterstützung festigen. Daraus entstand die Allianz Cinéconomie, die die Politik, den audiovisuellen Sektor und andere verwandte Bereiche vereint. Zu unseren aktuellen Tätigkeiten gehört die Begleitung der Umsetzung des neuen Filmgesetzes und der Investitionspflicht, dessen Details auf Verordnungsebene geregelt sind. Besonders im Fokus ist dabei die Zusammenarbeit der Plattformen mit der unabhängigen Branche. So soll beispielsweise die unabhängige Produzentin ihr Werk auch im Falle einer Koproduktion mit einer internationalen Plattform weiterhin selber auswerten können.  

 

Welche Rolle wird die Allianz in der politischen Landschaft der Schweiz spielen, insbesondere in Bezug auf die Interessenvertretung der Filmindustrie?

Cinéconomie rückt die wirtschaftliche Bedeutung der Schweizer Filmindustrie, die in der Schweiz noch zu wenig erkannt wird, in den Fokus. Die Allianz ermöglicht eine Zusammenarbeit und Synergien zwischen Partnerinnen aus verschiedenen Bereichen, die von einer starken Filmindustrie profitieren. Cinéconomie ergänzt somit die filmkulturpolitische Arbeit von Cinésuisse, dem Dachverband der Schweizerischen Film- und Audiovisionsbranche.

 

Wie ist die Allianz strukturiert?

Sie besteht aus einem Vorstand, Mitgliedern und Partnerinnen. Der Vorstand, dem Vertreter und Vertreterinnen aus Politik und Verbänden angehören, trifft sich regelmässig unter der Leitung von Ständerat Matthias Michel (ZG). Unsere Mitglieder –Verbände der Filmwirtschaftsbranche – haben ein Stimmrecht und beteiligen sich finanziell. Die Partnerinnen wie HotellerieSuisse und Zürich Tourismus unterstützen unser Anliegen, beteiligen sich an den Diskussionen und sind antrags-, aber nicht stimmberechtigt. Für 2024 beabsichtigen wir, den Kreis von Mitgliedern und Partnerinnen zu erweitern.

 

Welchen Einfluss haben die unterschiedlichen politischen Parteizugehörigkeiten Ihrer Vorstandsmitglieder wie Matthias Michel (FDP), Isabelle Chassot (Mitte), Matthias Aebischer (SP), Melanie Mettler (GLP) und Fabien Fivaz (Grüne) auf die Entscheidungen und die Ausrichtung Ihrer Organisation?

Als sehr junge Organisation, die erst im vergangenen September anlässlich unserer Gründungsversammlung ins Leben gerufen wurde, ist es vor allem entscheidend, dass alle für uns wichtigen politischen Kräfte vertreten sind. Unsere erste Vorstandssitzung fand vor Kurzem statt, und alle Mitglieder, einschliesslich Politikern und Politikerinnen, stehen für unsere Anliegen ein. Sie waren bereits in der Kampagne zur «Lex Netflix» engagiert, unabhängig von ihrer parteipolitischen Zugehörigkeit. Diese politische Breite und Stärke sind nötig, um die Anliegen der Schweizer Filmindustrie im Parlament adäquat zu vertreten.

 

Wie stellt sich Cinéconomie die Zusammenarbeit mit den regionalen Filmkommissionen vor, um die Produktionsbedingungen für Filme in der Schweiz zu verbessern?

Die Allianz wurde vor dem Hintergrund der gesetzlich eingeführten Investitionsverpflichtung für Plattformen und Sendeunternehmen gegründet, um die Interessen der Schweizer Filmindustrie und ihrer Partnerinnen wahrzunehmen. Aber natürlich befasst sie sich auch mit weiteren Anliegen. Zurzeit sind wir mit den regionalen Film Commissions im Austausch über eine mögliche Partnerschaft. Die Film Commissions setzen sich insbesondere dafür ein, ausländische Produktionen in die Schweiz zu holen. Dies dient der Schweizer Filmbranche, den Regionen und verwandten Wirtschaftszweigen wie Hotellerie und Gastronomie – die wiederum wichtige Partnerinnen für Cinéconomie sind. Wir unterstützen die Initiativen der Film Commissions. Unsere Tätigkeit fokussiert jedoch auf die nationale Ebene und nicht auf die kantonale oder regionale. (aky)

Politisches Engagement

Der Zuger Ständerat Matthias Michel (FDP) hat die Präsidentschaft von Cinéconomie übernommen. Michel spielt selbst Klavier und präsidiert ein regionales Profiorchester. Verbunden mit seinem breiten Interesse an kulturellen Themen (er ist unter anderem Vizepräsident der Kommission Wissenschaft, Bildung und Kultur des Ständerates und Ko-Präsident der parlamentarischen Gruppe Kultur) ist er ein geeignetes Aushängeschild für die neue Allianz, auch wenn er bisher keinen direkten Bezug zur Filmbranche hatte. «Kultur existiert nicht isoliert», sagt Michel, «sie ist mit der Gesellschaft und zahlreichen Wirtschaftsfeldern vernetzt». Für Michel besteht gleichwohl kein Zweifel daran, dass man filmisches Schaffen nicht einfach an seiner Rentabilität zu messen hat. Mit einer entsprechenden politischen Abstützung aber könnte seiner Meinung nach die Bedeutung des Filmsektors für die gesamtschweizerische Wirtschaft hervorgehoben und gefördert werden. «Der Schweizer Film ist zudem eine Imagekampagne für die Schweiz», so Michel, «um Investitionen zu begünstigen, braucht es allerdings die richtigen Voraussetzungen». Mit dem neuen Filmgesetz sei Bewegung in der Branche zu erwarten. Gemeinsam mit der Tourismus- oder der Veranstaltungsbranche beispielsweise liessen sich Rahmenbedingungen schaffen, die die Stellung des Filmstandorts Schweiz stärken würden. Aktuell suche die Allianz nach Zusammenarbeit und Synergien. Sicher werden die verschiedenen Filmkommissionen der Schweiz zu wichtigen Partnern werden, aber auch erste Verbindungen zur Beherbergungsbranche wurden schon geknüpft. Engagiert hat sich Cinéconomie mit einer offiziellen Stellungnahme bereits konkret bezüglich der parlamentarischen Initiative «Fluri», die die Vergabe von Aufträgen an Dritte durch die SRG stärker reglementieren will. Die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen der eidgenössischen Räte wird in den nächsten zwei Jahren einen entsprechenden Gesetzesentwurf ausarbeiten. «Namentlich finden für das parlamentarische Publikum auch regelmässig Filmveranstaltungen statt». Während der Sommersession richtet Cinéconomie gemeinsam mit der parlamentarischen Gruppe Film und Cinésuisse eine Veranstaltung aus: «Das ist eine gute Plattform, um für die Interessen der Schweizer Filmbranche einzustehen. Dabei schlägt die Allianz auch die Brücke zur Ausrichtung der Europäischen Filmpreise im Dezember in Luzern», ergänzt Michel. (tev)

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