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Die Auftragsfilmbranche als vernachlässigtes Glied der Wertschöpfungskette

Susann Vogel
22. März 2024

Susann Vogel, Geschäftsführerin von Swissfilm Association, dem Verband der Schweizer Auftragsfilmbranche. © zvg

Die Produktion von audiovisuellen Werken ist ein komplexes Vorgehen, welches neben dem Dreh an sich aus verschiedenen Arbeitsschritten besteht. So zählen zur Filmproduktion sowohl die Konzeptionsphase, die Entwicklung der Strategie, die Drehbuchentwicklung, die Abklärung von Nutzungsrechten, die Vorproduktion inklusive Organisation des Mitarbeiterstabs als auch die Postproduktion. 

Bei Filmproduktionsfirmen entstehen audiovisuelle Werke, welche in Auftragsfilme und Freie Filme unterteilt werden. Die Studie, die Swissfilm Association 2022 von BAK Economics hat durchführen lassen, geht davon aus, dass die Filmbranche  rund 727 Millionen Franken Umsatz jährlich generiert. 

Seit ihrem Bestehen wurden etwa 50 Prozent der Branche beständig mit kommerziellen Auftragsproduktionen finanziert und haben so ohne Fördergelder zum wirtschaftlichen Bestehen der Schweizer Filmindustrie und deren Infrastruktur beigetragen. Ein Auftragsfilm ist ein audiovisuelles Werk, welches von einem externen Unternehmen in Auftrag gegeben und vollständig von diesem finanziert wird. Ein freier Film ist ein audiovisuelles Werk, bei dem die Produktionsfirma selbst die inhaltliche und operative Verantwortung für das Projekt trägt. Die Finanzierung erfolgt durch Eigenmittel, öffentlich-rechtliche Förderstellen, Stiftungen und Videoabrufplattformen. 

Die Grenzen zwischen den beiden Produkten sind aber nicht so einfach zu ziehen. Viele Arbeitsprozesse und insbesondere technische Fertigkeiten gehen auf die gleichen Grundkenntnisse zurück. Die Wechselwirkungen zwischen den beiden Sektoren können sehr fruchtbar sein. Als willkürliche Beispiele können in den USA Spike Lee, in der Niederlande Anton Corbijn oder in der Schweiz Hans Kaufmann aufgeführt werden, die alle Erfahrung in der Werbung oder mit Musikvideos gemacht haben und dann als freie Filmautoren tätig wurden. 

Die Ausbildung von Fachkräften in der Auftragsfilmbranche steht der im freien Film in nichts nach. Bei der bescheidenen Grösse des Schweizer Filmsektors ist es keine Seltenheit, dass Produktionsfirmen sowohl fremde Aufträge als auch eigene umsetzen. Es ist auch üblich, dass Experten für beispielsweise Schnitt, Farbkorrektur, Animation und Spezialeffekte, die vielfach auf selbstständiger Basis arbeiten, ebenfalls in beiden Feldern tätig sind. 

Die Auftragsfilmbranche trägt massgeblich dazu bei, die Strukturen der gesamten Schweizer Filmbranche aufrechtzuerhalten und Fachwissen zu bündeln. Ihre wirtschaftliche Wertschöpfung ist ebensowenig zu vernachlässigen. Zur direkten Wertschöpfung kommt eine indirekte im Faktor von etwa 1:1, wenn man zum Beispiel Arbeitsplätze, Honorare und Fremdleistungen in anderen Branchen dazuzählt. 

Die Verwendung von Film und Bewegtbild nimmt aktuell in allen Bereichen der kommerziellen Kommunikation zu und somit auch die Bedeutung dieses Wirtschaftszweigs. Es ist zu erwarten, dass der Anteil an Auftragsproduktionen in Zukunft steigen wird. 

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