Ein wichtiger Teil der Dreharbeiten von «Bon Schuur Ticino» fand im Tessin statt. © Ticino Film Commission
Das Bundesamt für Kultur hat Anfang Jahr den ersten Teil seiner Studie «Die öffentliche Filmförderung im Wandel» präsentiert. Sie zeigte, dass sich die Umsätze des Schweizer Filmsektors jährlich auf 618 Millionen Franken belaufen. Dank der Mittel, die von öffentlichen Händen und Stiftungen mit kulturpolitischer Zielsetzung eingespeist werden, wird ein Umsatz von 150 Millionen generiert. Den restlichen Umsatz von 470 Millionen Franken erzielt die Schweizer Filmwirtschaft also ausserhalb der Kulturförderung und zeigt, dass der Film eine bisher kaum beachtete Form wirtschaftlicher Wertschöpfung darstellt. Analysen über dieses Potenzial gibt es bereits verschiedene. Die Zurich Film Commission hat eben eine neue in Auftrag gegeben. Man ist sich einig, und das legen die Ergebnisse aus dem Ausland sowie erste Erfahrungen beispielsweise im Wallis mehr als nahe, dass für jeden investierten Franken mindestens eine Reinvestition von 1,5 Franken zu erwarten ist. Umso effizienter die Instrumente zur Standortförderung sind, desto höher fällt dieser Faktor aus.
2016 hat das BAK die Filmstandortförderung (FiSS), die es alleine trägt, eingeführt. Produktionen, die eine bestimmte Summe an Kosten in der Schweiz aufwenden, kann ein Zuschuss von bis zu 30 Prozent zugesprochen werden. In Bezug auf einheimische Projekte hat sich das Instrument als erfolgreich erwiesen, das dafür vorgesehene Budget von 6 Millionen ist mehr als ausgeschöpft. Doch das Verhindern der Abwanderung eigener Produktionen ist nur das eine Ziel, das Anziehen von ausländischen Produktionsfirmen das andere. Für sie bleibt der Standort Schweiz bisher aber finanziell noch unattraktiv.
Die Schweiz ist eines der wenigen Länder, das keine nationale Filmkommission besitzt. So zerfallen die Bemühungen um eine Standortförderung in regionale Initiativen, was konträr zur Tatsache steht, dass der Bund sonst die Hauptverantwortung für die Filmförderung für sich beansprucht.
Die Diversität der schweizerischen Filmlandschaft bietet nationalen und internationalen Produktionen zahlreiche Möglichkeiten. Regionen wie Montreux, Genf und Jura bergen, wenngleich in bescheidenerem Rahmen, vielversprechende Initiativen zur Standort- und Talentförderung, wie die Valais Film Commission und die Ticino Film Commission, die sich dank grösserer Projekte bereits einen Namen machen konnten. Parallel dazu tragen weitere wichtige Akteure wie Fribourg Films und Film Zentralschweiz sowie andere Institutionen wie Balimage, Verein Zürich für den Film und Bern für den Film zur Ausgestaltung dieser Diversität bei.
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Teresa Vena und Adrien Kuenzy
22 März 2024