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Hat Play Suisse sein Publikum gefunden?

Pascaline Sordet
06. Januar 2022

Das Publikum verschwindet nicht. Es verlagert und fragmentiert sich. © Ethan Hu / Unsplash

Ein Jahr nach seiner Lancierung zieht Play Suisse eine erste Bilanz. Da aktuell wenig aussagekräftige Zahlen zur Verfügung stehen, arbeitet die Streaming-Plattform an rechtlichen und technischen Anpassungen, um sein Publikum zu binden und ein neues zu gewinnen. 

Play Suisse habe «ein Anfangspublikum» gefunden, erklärt der operative Leiter des Projekts Pierre-Adrian Irlé, und sagt zugleich, diese Frage sei noch verfrüht. «Sie kann erst beantwortet werden, wenn das Produkt ausgereift ist, was bei Play Suisse noch nicht der Fall ist».

Ein Jahr nach ihrer Lancierung verzeichnet die Plattform 340,000 Benutzer­profile, was rund vier Prozent der Schweizer Bevölkerung entspricht. Die Zuschauerzahl liegt gemäss Medienmitteilung der SRG bei 690,000, da Streaming meist  ein gemeinsames Erlebnis ist. Mit diesen Zahlen liegt Play Suisse auf Platz zwei der meistgenutzten Streaming-Plattformen der Schweiz, weit hinter Netflix (das schon viel länger existiert), aber noch vor Apple TV+ oder Amazon Prime.

Über die Nutzung der Plattform wurde allerdings nichts kommuniziert. Folglich ist nicht bekannt, wie viele der Benutzerprofile aktiv sind und wie häufig sie genutzt werden. Warum nicht? «Das liegt nicht am mangelnden Willen», so der Projektleiter, «sondern hat rechtliche und technische Gründe. Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir keine repräsentativen Zahlen. Ich hoffe, dass wir nächstes Jahr welche kommunizieren können.» Aus Datenschutzgründen darf die Plattform ihre BenutzerInnen nicht tracken und weiss somit nicht, was sie tun, woher sie kommen und ob sie die Filme zu Ende schauen. Die einzigen verfügbaren Informationen stammen aus Cookies, was die Statistiken verfälscht. Nach den Anpassungen sollte auch gezieltes Marketing möglich sein, zum Beispiel um Benutzer:innen mit inaktiven Konten anzuschreiben.

 

«Ein guter Start»

Pierre-Adrian Irlé versichert, Serien wie «Sacha» hätten einen «guten Start» hingelegt, ohne jedoch konkrete Zahlen oder Ziele zu nennen. «Ein guter Start bedeutet nicht allein möglichst hohe Zuschauerzahlen, sondern auch, ob die Produktion ausserhalb ihrer Sprachregion Erfolg hat und ob das Publikum nach der ersten Folge weiterschaut.» Momentan gibt Play Suisse keine Zahlen zu einzelnen Produktionen bekannt. Ein Vergleich zwischen den Staffeln von «Wilder» gibt jedoch einen gewissen Aufschluss. Die ersten beiden liefen am Fernsehen, währen die dritte sowohl linear ausgestrahlt wie auf Play Suisse zur Verfügung gestellt wurde. Dieses Doppelangebot hatte keinen Einfluss auf die TV-Zuschauerzahlen. Pierre-Adrian Irlé schliesst daraus, dass die Zuschauer:innen auf Play Suisse ein zusätzliches Publikum bilden. 

Wertet er Play Suisse auch ohne detaillierte Zahlen als Erfolg? Ja, insbesondere weil ein Viertel der Zeit Inhalte aus anderen Sprachregionen geschaut werden. Play Suisse gelingt es, Sprachbarrieren zu überwinden und den grossen Aufwand für die Untertitelung der Werke nutzbar zu machen. «Ich bin wirklich zufrieden, es ist unglaublich, was wir in einem Jahr aus dem Nichts erschaffen haben. Die Leute werden allmählich merken, dass es einen Ort gibt für Schweizer Produktionen, und dass damit eine Lücke geschlossen wurde.» In Bezug auf das Publikum fügt er an, dass Werke, die in Vergessenheit geraten waren, nun Woche für Woche wieder neue Zuschauer:innen finden. «Unter den Top 10 sind auch alte Produktionen, die ohne Play Suisse nicht mehr geschaut würden.» Eine Art erfreulicher Return on Investment.  

 

Originaltext Französisch

 

Top 10 Serien bei Play Suisse, Mitte Dezember 2021

1. Wilder

2. Des Bestatter

3. Tschugger

4. Frieden

5. Seitentriebe

6. Neumatt

7. Cellule de crise

8. Quartier des banques

9. Sacha

10. The Team

 

10 Jahre Cinéforom

Emmanuelle Fournier-Lorentz
06 Januar 2022

Die «Labbies» von Rotterdam

Kathrin Halter
06 Januar 2022

Upcoming doc

Anne-Claire Adet
06 Januar 2022

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