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Die Diskussion über Kinderfilme geht weiter

Chiara Fanetti
15. November 2019

Beim Kurzfilm-Wettbewerb Castellincorto von 2018 © Castellinaria

Das Kinderfilmfestival Castellinaria bietet zum ersten Mal, dank Unterstützung von Media Desk, einen Industry Day an.

Alle, die im Tessin aufgewachsen sind, haben Erinnerungen an das Festival Castellinaria, das schon Tausende von Mädchen und Jungen mit kritischem Geist und Neugier an das Kino herangeführt hat. Das Festival von Bellinzona ist zu einem wichtigen Ort der audiovisuellen Bildung geworden, die in den hiesigen Schulprogrammen nur schwach vertreten ist oder ganz fehlt. Es bietet Lehrkräften und Familien praktische Unterstützung und zeigt Kindern und Jugendlichen, dass die Filmkunst nicht nur zur Unterhaltung oder zum Lernen dient, sondern auch ein Beruf sein kann. Was tun, nachdem in 30 Jahren Castellinaria diese Ziele erreicht worden sind?

 

Termine für Fachleute und Neueinsteiger

Bei den jüngsten Ausgaben hat das Festival seinen Blick auf die ganze Schweiz und Europa ausgeweitet und mit Partnern wie dem Trickfilmfestival Fantoche, den Schweizer Jugendfilmtagen in Zürch und dem Piccolo Grande Cinema in Mailand zusammengearbeitet. Diese Synergien führten zum Wunsch, jungen Filmschaffenden Instrumente für ihre berufliche Tätigkeit zur Verfügung zu stellen. Zunächst einmal entstand das Format «Meeting One-to-one», das Regisseuren und Produzenten die Gelegenheit zu direktem Austausch bot, mit dem Ziel, Koproduzenten für Kurzfilme zu finden. Da es aber schwierig ist, über Ländergrenzen hinweg gemeinsam einen Kurzfilm zu realisieren, änderten die Organisatoren nun die Formel und bieten bei der 32. Ausgabe des Festivals etwas Zielgerichteteres an: ein Pitching Lab. An diesem Workshop wird der italienische Regisseur und Drehbuchautor Antonio Piazza interessierten Filmschaffenden erläutern, wie man sein Projekt erfolgreich Filmverleihern, Produzenten und Kommissionen vorstellt – ein erster Schritt zum Aufbau einer Industry-Sektion auch an diesem Jugendfilmfestival.

 

Schwerpunkt Drehbücher für Kinder und Jugendliche

Castellinaria will 2019 auch etwas zur aktuell in Europa laufenden Diskussion über den Kinderfilm beitragen. Im Juni wurde in Weimar eine Erklärung unterzeichnet, mit der eine Reihe europäischer Festivals erreichen wollen, dass der Entwicklung von Kinderfilmen mehr Fördermittel zur Verfügung gestellt werden. Das Anliegen stiess auch in der Schweiz auf Interesse und führte zur Gründung der AG Kinderfilm (in der auch Castellinaria vertreten ist). Diese Arbeitsgruppe will für die Notwendigkeit sensibilisieren, dass die audiovisuelle Produktionskette im Bereich Kinderfilm – auch durch spezifische Bildungsangebote oder Wettbewerbe – unterstützt werden muss. Gleichzeitig rief Suissimage ein Förderprogramm mit einem jährlichen Budget von 200ʼ000 Franken für die Entwicklung von Stoffen für Publikum unter 12 Jahren ins Leben (siehe dazu den Artikel in CB 510). Beste Voraussetzungen also, um vorzuführen, wie sehr die Kinderfilmkunst ein spezifisches Genre ist, das eigens Fachleute, Strukturen, Mittel und vor allem eigene Geschichten braucht, nicht einfach Adaptationen amerikanischer Bestseller. Aus diesem Grund hat Castellinaria sich dieses Jahr für den Schwerpunkt «Scrivere film per ragazzi» («Drehbücher für Kinder schreiben») entschieden, mit Gastbeiträgen von Nienke Poelsma, der Verantwortlichen für die Sektion Industry des Festivals Cinekid (Holland) und John Wäfler vom Festival ZoomZ und Roadmovie (Schweiz). Es werden zwei Fallstudien präsentiert: der niederländische Film «Fight Girl» von Johann Timmers und «I segreti del mestiere» von Andrea Maciocci, eine Tessiner Produktion, die in Bellinzona in Weltpremiere zu sehen sein wird. Der Tag endet mit einer Gesprächsrunde, während der Eindrücke und Vorschläge gesammelt werden sollen, um diese wichtige Debatte über Kinderfilmkunst weiterzuführen, an der sich Castellinaria mit dieser ersten Diskussions- und Aktionsplattform engagiert und konkret beteiligen will

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