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«Unsere Arbeitsweise galt schon damals als pionierhaft und modern»

Teresa Vena
12. März 2024

© Anka Schmid

An der Berlinale wurde in diesem Jahr auch die Gemeinschaftsarbeit «Techqua Ikachi, Land - Mein Leben» (1989) in der Sektion Forum Special gezeigt. Hier finden in der Regel, die Werke ihren Platz - und werden wiederaufgeführt -, die sich durch eine besondere und innovative Filmsprache sowie Arbeitsweise auszeichnen. Wir haben der Schweizer Filmemacherin Anka Schmid, eine der drei Beteiligten, ein paar Fragen gestellt.

 

Welche Bedeutung hat es für Sie, Ihre Arbeit in Berlin zeigen zu können, da Sie wichtige Lehrjahre hier verbracht haben?

Ich bin eng verbunden mit der Berlinale, weil ich 14 Jahre in Berlin lebte, zuerst als Filmstudentin der DFFB (Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin), danach als junge Filmerin. Dieses wichtige internationale Filmfestival bot mir jahrelang die Möglichkeit, die weltweit „besten“ Filme anzuschauen, ob Mainstream oder experimentell, fiktional oder dokumentarisch. So hatte ich im Februar jeweils die Chance, das eigene Filmschaffen in den Kontext anderer Filmschaffenden zu stellen und an den Diskussionen Spannendes über deren Haltungen und Arbeitsweisen zu erfahren.

 

Ihr Film wurde in der Sektion Forum Special gezeigt. Was verbinden Sie mit dem Forum der Berlinale? Wieso denken Sie, war der Film dort am besten aufgehoben?

Das FORUM interessierte mich schon immer, weil es Filme in der ganzen Spannbreite zeigte: Arthouse-Filme von aufstrebenden Regisseuren und Regisserinnen, «Low-Budget»-Produktionen von Unbekannten und Werke mit neuen Filmsprachen. «Techqua Ikachi, Land - Mein Leben» ist zwar mit dem Produktionsjahr 1989 kein neuer Film, aber die Art und Weise der Kollaboration zwischen einem Hopi, einer bildenden Künstlerin und einer jungen Filmerin gilt heute als pionierhaft und „modern“, zudem haben wir nicht nur Völker übergreifend, sondern auch Generationen übergreifend gearbeitet mit Jahrgang 1916, 1945 und 1961. 

 

«Techqua Ikachi, Land - Mein Leben» ist das Gemeinschaftswerk von Ihnen, Agnes Barmettler und James Danaqyumptewa. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit? 


Um die lange Geschichte abzukürzen: Agnes Barmettler war als Künstlerin von der Hopi-Kultur stark angezogen und hatte dort mehrmals längere Zeit bei der Familie von James Danaqyumptewa gelebt. Danaqyumptewa war nicht nur Hopi-Bauer, Priester, Familienvater und Kachina-Künstler, sondern auch ein engagierter Aktivist und Kämpfer für die Unabhängigkeit der Hopi. Daher begann er mit Super-8 zu filmen und als Sprecher für die Hopi-Ältesten an die UNO, an den Weltgerichtshof und anderen Orten zu reisen, wobei ihn Agnes in Europa begleitete. Ich war bereits Studentin an der DFFB, aber zufällig in der Schweiz, als James jemanden brauchte, der ihm seine Super-8-Filme für die Anhörung in Genf neu schneiden konnte. So brachte uns Agnes zusammen. Meine Art, wie ich ihm half, hat ihm das Vertrauen gegeben, dass wir zwei die Personen sein könnten, die ihn unterstützen werden, den Hopi Film zu realisieren, den die Ältesten seit Jahren machen wollten: Die Geschichte und den Kampf der Hopi aus ihrer Sicht zu erzählen. Doch die bisherigen Versuche mit amerikanischen Filmer und Filmerinnen waren alle gescheitert. Ich war damals 25 Jahre jung und fand diese Anfrage für eine Kollaboration äusserst spannend. Zudem war ich von Anfang an von seinen Super-8-Aufnahmen von Zeremonien und politischen Aktionen fasziniert und von ihrer Einzigartigkeit überzeugten. So startete ein langes Abenteuer, das sich über 4 Jahre hinwegzog: vom Austausch über den Inhalt, Reisen ins Hopi Land, Geldsuche mit der Gründung einer eigenen Produktionsfirma, bis zu einem Jahresaufenthalt in Arizona für die Dreharbeiten und den gemeinsamen Schnitt.

 

 

Anka Schmid im Gespräch an der Berlinale 2024 © zvg

Sie arbeiten in Ihren Dokumentarfilmen vielfach aus einer persönlichen Nähe zum Thema heraus, die sich dann erweitert. Wie war es in diesem Fall? 


Hier entstand eine ganz andere persönliche Nähe: Ich habe nie jemanden wie James Danaqyumptewa erlebt, der so stark von einer Dringlichkeit getrieben war, dass dieser Film gemacht werden muss. Dieses Feuer hat auch Agnes und mich erreicht. Ich wollte mich für diesen Film voll und ganz engagieren, habe dazu mein neues Berliner Zuhause, die Filmschule und den Freund für ein ganzes Jahr verlassen. Gleichzeitig habe ich mir dank dieses langen Aufenthalts vertieftes Wissen über die Kultur der Hopi aneignen können: sei dies durch das Partizipieren am Alltag, durch Beobachtungen und viele Gespräche mit James. 

 

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