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Ein Podium zum Geburtstag


13. August 2015

Am 8. August präsentierte Cinébulletin am Filmfestival von Locarno seine neue Website und feierte mit einer Podiumsdiskussion über die geplante Standortförderung FiSS den 40. Geburtstag der Schweizer Filmzeitschrift.

Von Nina Scheu

Dass sich Cinébulletin zum 40. Geburtstag nicht nur den kompletten Relaunch der Website, sondern auch eine Podiumsdiskussion im Rahmen des Filmfestivals von Locarno schenken wollte, war schon länger klar. Dass aber die Kulturbotschaft 2016 ohne lange Diskussion von National- und Ständerat angenommen werden würde, war bei der Themensuche für das Panel noch kaum vorstellbar gewesen. Umso entspannter gestaltete sich die Diskussion im Teatro Paravento am 8. August zum Thema «Film Standort Schweiz (FiSS) als Teil der Kulturbotschaft – Neue Förderung für welche Filme?».

Matthias Aebischer, SP-Nationalrat und Präsident von Cinésuisse, meinte denn auch auf die Frage von Gesprächsleiter Thomas Tribolet, was die Gründe für diese reibungslose Zustimmung gewesen seien, dass das Abstimmungsresultat nicht zuletzt dank vieler Stimmen aus der politischen Mitte zustandegekommen sei. Allerdings gelte es zu bedenken, dass die Kulturbotschaft ab 2020 kein aussergewöhnliches Ratsgeschäfts mehr sein werde wie jetzt: «Wenn dann die Finanzierung des kulturellen Engagements des Bundes gleichzeitig mit dem Armee-Budget beraten wird, muss sich die Filmbranche einiges wärmer anziehen». Ivo Kummer, Filmchef im Bundesamt für Kultur, bedankte sich für die gute Zusammenarbeit der ganzen Branche, die bestimmt auch dazu beigetragen habe, die Politiker von den Anliegen der Filmschaffenden zu überzeugen. Die Verordnung befindet sich jetzt in der Redaktionsphase und wird der Branche voraussichtlich vom 20. September bis 20. Oktober zu einer kurzen Vernehmlassung vorgelegt.

Die Genfer Produzentin Francine Lusser berichtete von der Reaktion in der Eidgenössischen Filmkommission, wo es durchaus zu Diskussionen über die neuen Förderinstrumente gekommen sei. Vor allem sei umstritten, dass über die neue Standortförderung die Produktion statt die Regie, also die Technik an Stelle der Kreativität, gefördert werde. Michael Steiger von C-Films versuchte, das Prinzip zu erklären: Gänzlich in der Schweiz finanzierte und zu mindestens 75 % gesicherte Spielfilme mit einem Budget über 2,5 Millionen, Dokumentarfilme mit einem Budget über 500'000 Franken oder Co-Produktionen mit einem Schweizer Mindestanteil von 500'000 Franken können mit 20 % Unterstützung rechnen.

Ein Knackpunkt, das wurde schnell einmal klar, sind die relativ hohen Eintrittsschwellen für die – automatische – Standortförderung. Richard Grell erinnerte daran, dass in der Schweiz je länger je mehr auch das technische Know-how fehlen werde, um die geforderte Schweizer Beteiligung in der Produktion leisten zu können. Die Schweiz sei mit ihren hohen Mieten und Löhnen nicht konkurrenzfähig gegen Firmen im Ausland und so fehle es mehr und mehr an geschultem Nachwuchs.

Gerard Ruey zeigte am Beispiel von «Sils Maria», dessen Dreharbeiten wegen eines Förderangebots aus dem Südtirol zum grossen Teil in die Dolomiten verlegt wurden, dass diese Sorgen nicht unbegründet sind. Und als Stimme der Südschweiz monierte auch Michela Pini vom Tessiner Produzentenverband AFAT, dass ein Tessiner Spielfilm gar nie gefördert werden könne, weil man hier mit Budgets weit unter 2,5 Millionen kalkulieren müsse. 

Dem entgegnete Gérard Ruey, dass die Standortförderung auch bei Koproduktionen zur Anwendung komme. «Gerade bei Koproduktionen erhöhen sich zudem die Chancen, dass ein Film auch im Ausland gezeigt werden kann». Ivo Kummer mahnte zum Schluss, man solle das System möglichst nicht von Anfang an komplizieren, sonst werde man die Standortförderung nie zum Fliegen bringen. Korrekturen liessen sich, wenn nötig, auch zu einem späteren Zeitpunkt noch anbringen.

Für eine Diskussion mit dem Publikum fehlte am Ende die Zeit, weil – wie so oft in Locarno – einige der Podiumsteilnehmer bereits zur nächsten Sitzung eilen mussten. Zurück blieb die Erkenntnis, dass zwar alle zufrieden sind, dass ein weiteres Förderinstrument die Schweizer Filmbranche beflügeln könnte, dass aber die Verteilung des kaum fertiggebackenen Kuchens für Diskussionen sorgen wird.

Podium

Matthias Aebischer, Nationalrat und Präsident Cinésuisse
Richard Grell, Cinégrell, Zürich
Ivo Kummer, Leiter Sektion Film, Bundesamt für Kultur, Bern
Francine Lusser, Tipi’mages Productions, Genf
Gérard Ruey, CAB Productions, Chavannes-près-Renens
Michela Pini, AFAT, Ligornetto
Michael Steiger, C-Films, Zürich und Bern

Moderation: Thomas Tribolet, Präsident Verein Cinébulletin

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