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«Die letzte Chance» restauriert


21. April 2016

Die digitale Fassung des restaurierten Schweizer Films Die letzte Chance (La dernière chance / The Last Chance) von Leopold Lindtberg (1945) wird im Rahmen der Sektion Cannes Classics an den kommenden Filmfestspielen von Cannes als Premiere gezeigt – 70 Jahre nach seiner offiziellen Selektion für die erste Ausgabe des Festivals. Die Restaurierung stand unter der Leitung der Cinémathèque suisse und von Schweizer Radio und Fernsehen (SRF), mit Unterstützung von MEMORIAV und der Ausführung durch Digimage. Es ist dies das erste Mal, dass ein Schweizer Film in diese den restaurierten Filmklassikern vorbehaltene Sektion aufgenommen wurde.

Die letzte Chance ist ohne Zweifel eines der bedeutendsten Werke der Schweizer Filmgeschichte. Die Handlung spielt im Jahre 1943 im Norden von Italien. Ein englischer Leutnant und ein amerikanischer Sargent, beide Kriegsgefangene, helfen nach ihrer Flucht jüdische Flüchtlinge über die Schweizer Grenze zu bringen. 1944 noch während des Krieges gedreht befasste Die letzte Chance sich mit der hochaktuellen Frage der Flüchtlinge und der Asylpolitik der Schweiz. Was der Produktionsfirma zahlreiche Schwierigkeiten seitens der Behörden eintrug. Die Schweiz hatte kein Interesse an einem Werk, das den Anschein von Kritik erwecken konnte. Das Drehbuch von Richard Schweizer beruht auf langen Gesprächen und Nachforschungen. Regisseur Leopold Lindtberg zu seinem Film: «Die Story Der letzten Chance ist gemessen an der Wirklichkeit ein harmloses Weihnachtsmärchen. (...) Der Film war allerdings nicht gemacht für die, die den Krieg erlebt hatten, er sollte die Andern, die Glücklichen, Verschonten zum Nachdenken bringen». Die Stimme im Off am Ende des Films ist von erstaunlicher Aktualität: «Millionen Menschen in Europa gehen denselben Weg. Eines Tages werden sie endlich heimkehren können». 

Nachdem ihn mehr als eine Million Zuschauer in der Schweiz gesehen hatten, wurde Die letzte Chance an den Filmfestspielen von Cannes 1946 mit dem Grand Prix ausgezeichnet. In den USA, wo er von MGM vertrieben einen grossen Erfolg erlebte, erhielt der Film den Golden Globe. Er ist weltweit gezeigt worden und wurde in der mit der Heilung der Wunden befassten Welt sowohl vom Publikum als von der Kritik hervorragend aufgenommen. Georges Sadoul, Henri Langlois oder Filmemacher wie Jean Grémillon, Alberto Lattuada, Luigi Comencini und namentlich Alfred Hitchcock sprachen diesem Film ein grosses Lob aus, der in eindrücklicher Weise die Unwägbarkeiten von Krieg und Verfolgung schildert.

Produziert wurde Die letzte Chance von der 1924 von Lazar Wechsler und Walter Mittelholzer gegründeten Produktionsfirma Praesens Film. Vor allem mit Marie-Louise (1945 Oscar für das beste Drehbuch) und Die Vier im Jeep (1951 Goldener Bär der Stadt Berlin) von Leopold Lindtberg oder mit Die Gezeichneten (The Search) von Fred Zinneman (1948 Oscar für das beste Drehbuch und Juvenile Award) und mit Heidi von Luigi Comencini (1952 Auszeichnung in Venedig) erfuhren die Produktionen von Praesens Film von Ende der 30er Jahre bis in die 60er Jahre grosse internationale Anerkennung. Diese wundervolle Selektion für Cannes erlaubt uns dies heute in Erinnerung zu rufen. (Cinémathèque suisse)

 

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