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Das Kino Palace in Solothurn

Teresa Vena
24. Januar 2023

© Simon von Gunten

Das Solothurner Kino lebt seit Jahrzehnten im Herzen der Stadt.

Die Wände des Saals sind im unteren Teil schwarz-weiss getäfelt, der obere Teil sowie die Decke sind mit altrosa Samtstoff tapeziert. In die Sessel des Kino Palace lässt man sich wortwörtlich fallen. Der Boden steigt nämlich in Richtung Leinwand an und nicht, wie man es sonst meist gewohnt ist, nach hinten. Dies führt dazu, dass der Blick während der Vorführung von selbst nach oben gerichtet ist. Zweifelsohne beeinflusst diese Sitzposition das Filmerlebnis, sie entspannt den Körper und trägt vielleicht auch dazu bei, den Kopf zu befreien.

Die Einrichtung des heute ältesten Kinos der Stadt nahm beim umfangreichen Umbau von 1957 seine aktuelle Form an. Lange davor, um 1918, diente das Haus zum ersten Mal als Kino, doch seine Geschichte reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Bevor hier Filmvorführungen stattfanden, übernahm das Gebäude verschiedenen Funktionen: Vom Rathaus, Sitz des Schützenvereins, Schauplatz diplomatischer Verhandlungen über Markthalle bis hin zur Weinhandlung und Gastwirtschaft. Von den gotischen Architekturelementen ist im aktuellen Zustand nicht mehr viel zu sehen, wichtig bleibt die kulturgeschichtliche Bedeutung des Ortes.

Dass das Kino Palace zwischendurch nicht wieder zum Wirtshaus umfunktioniert oder wie das andere historische Kino der Stadt, erst «Hirschen» und dann «Elite» mit Namen, abgerissen wurde, verdankt es dem Engagement von Einzelpersonen. Zu ihnen gehört die Familie von Gunten, die nun seit über 50 Jahren, erst als Pächter, ab 1997 als Besitzer das Kino Palace der angespannten wirtschaftlichen Situation der Kinolandschaft zum Trotz betreibt.

Das Kino Palace ist eine der vielen Spielstätten der Solothurner Filmtage, in der unter anderem traditionellerweise die Filme der Rubrik «Rencontre» gezeigt werden. Dieses Jahr ist diese der Schnittmeisterin Katarina Türler gewidmet. Die Zürcherin, die mit 21 in die Niederlande auswanderte, hat über 60 Kurz- und Langfilme als Filmeditorin entscheidend mitgeprägt, eine Auswahl dieser Werke wird nun während des Festivals zu sehen sein.

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