Der Zürcher Cyrill Schäublin widmete seinen Preis allen anarchistischen Uhrmachern des 19. Jahrhunderts. Bild: Berlinale
«Mit einer merkwürdigen und verwirrenden Ruhe lässt der Film die Zuschauerinnen und Zuschauer in einen Moment eintauchen, in dem Ideale der Kollektivität und Anarchismus den Kräften des Kapitalismus begegnen», heisst es in der Jurybegründung zu Cyrill Schäublins Film. «Unrueh» ist ein historischer Spielfilm über die Anarchistenbewegung in einer jurassischen Uhrmacherstadt im 19. Jahrhundert, als Behörden, Fabrikanten und Uhrenmodelle noch mit je eigenen Zeiteinteilungen operierten. Damals gründeten Arbeiter eine anarchische Gewerkschaft mit Verbindung zur internationalen Arbeiterbewegung. Es begegnen sich Josephine, die über die Montage der Unruh, des Herzstücks der mechanischen Uhr, wacht, und der russische Kartograf Pyotr Kropotkin, der gerade im Jura weilt.
«Nach seinem Debüt Dene wos guet geit hat Cyril Schäublin seinen Stil weiterentwickelt: Mit höchster kompositorischer Sorgfalt verknüpft er die für ihn typischen kunstvollen Totalen und extremen Close-ups, die die Handwerkskunst feiern, mit einer klaren politischen Haltung und macht durch Verfremdung und Ironie deutlich, wie aktuell und universell sein Thema ist», schreibt die Berlinale zum prämierten Film. Die Sektion Encounters zeichnet ästhetisch und strukturell wagemutige Arbeiten von unabhängigen, innovativen Filmschaffenden aus. Ziel ist es, neue Perspektiven des Kinos zu fördern.
Michael Koch wiederum, der mit seinem Film «Drii Winter» im Hauptwettbewerb nominiert war, hat eine speziellen Erwähnung der Jury erhalten. Ursula Meier, die mit «La Ligne» im Rennen war, ging leider leer aus.
Die Preisverleihung der Berlinale fand gestern Abend (16. Februar) statt. Der Goldene Bär ging an das Drama «Alcarràs» der spanischen Regisseurin Carla Simón.
Sämtliche Preisträger finden sich hier.
Medienmitteilung Swiss Films
10 Februar 2022
Medienmitteilung Filmo
10 Februar 2022