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Der Schweizer Animationsfilm: lebendiger und vielfältiger denn je

Max Borg
31. Mai 2022

In « Giuseppe » (2022) von Isabelle Favez träumt ein kleiner Igel vom Schnee

Beim Festival von Annecy stehen Schweizer Produktionen im Mittelpunkt. Ein Überblick.

 

Beim Festival von Annecy, dem grössten ganz dem Animationsfilm gewidmeten Event des Jahres, stand die Schweiz schon immer hoch im Kurs. Man denke nur an das Jahr 2016, als der Cristal für den besten Spielfilm an «Ma vie de Courgette» von Claude Barras ging oder 2017 der Ehren-Cristal an Georges Schwizgebel. Dieses Jahr dominiert der Schweizer Animationsfilm die gesamte Veranstaltung: Zur offiziellen Auswahl – etwa ein Dutzend Filme in den verschiedenen Wettbewerben vom 13. bis 18. Juni –, kommt noch eine Hommage, die der Geschichte des Schweizer Animationsfilms gewidmet ist. Marcel Jean, für die künstlerische Seite zuständig, beschreibt den Schweizer Animationsfilm als «Filmkunst mit anerkannten Autoren, die sämtliche Stilrichtungen und Genres umfasst». Für ihn ist die Produktion «lebendiger und vielfältiger denn je.»

 

Schweizer Abend und Kinokonzert

Was die Hommage anbelangt: Sie begann bereits im Vorfeld mit der Vergabe des diesjährigen Festival-Trailers an das Genfer Studio Nadasdy Films – unter Beteiligung der Zürcher Kollegen von Team Tumult. 14 Spezialprogramme mit über 100 Filmen sind zu entdecken, unter anderem eine Retrospektive mit Kurzfilmen von Marcel Barelli (auch im Wettbewerb mit «Dans la nature» vertreten), Claude Barras und Isabelle Favez (mit «Giuseppe» auch beim Fernsehfilmwettbewerb dabei); des weiteren eine noch zu nominierende Auswahl der beiden grossen Schweizer Animationsfestivals Animatou (Genf) und Fantoche (Baden); schliesslich frisch Restauriertes aus dem Schweizer Filmarchiv, darunter Werke der Medienpioniere Julius Pinschewer sowie Gisèle und Ernest «Nag»Ansorge. Am 14. Juni findet ein Schweizer Abend mit vielen Gästen statt, für den 17. Juni ist im Schloss Annecy ein Kinokonzert mit Georges Schwizgebel und Louis Schwizgebel-Wang angesetzt. Keine Unbekannten auch Frédéric Maire, Direktor der Cinémathèque, sowie die Filmemacher Michael Frei und Saskia von Virág – sie sind in diversen Jurys vertreten.

 

Koproduktionen sind elementar

An der Hommage sind mehrere Partner beteiligt, darunter auch Swiss Films. Sylvain Vaucher, Berater für Kurzfilme, beschreibt die Situation des Schweizer Animationsfilms im Ausland so: «Speziell Kurzfilme sind bei den internationalen Festivals sehr beliebt, und das nicht nur auf Fachevents. Bei der Berlinale zum Beispiel gab es eine ganze Reihe Schweizer Kurzfilme. Und auf lange Sicht hat der Erfolg von ‹Ma vie de Courgette› seit seiner Präsentation in Cannes und Annecy sicherlich einen Einfluss auf die Wahrnehmung in anderen Ländern gehabt.» Das ist wichtig, weil Animation teurer ist als ein Film mit realen Schauplätzen, oft führt da kein Weg an Koproduktionen vorbei. Welche Länder kommen dafür am ehesten in Frage? «Je nach Sprache sind es die Nachbarländer Frankreich, Deutschland oder Italien. Es gab aber auch schon Koproduktionen mit Belgien und Luxemburg.» 

SwissFilms hat wie jedes Jahr einen eigenen Stand auf der MIFA, dem zeitgleich zum Publikumsfestival stattfindenden Filmmarkt. Dieser Stand soll grösser ausfallen als bisher, verschiedene Fachleute werden erwartet, es geht darum, Schweizer Produktions-Knowhow auf internationaler Ebene zu teilen. Für Véronique Encrenaz, Direktorin der MIFA, werfen beide Seiten der Veranstaltung – die künstlerische wie auch die merkantile  – ein Schlaglicht auf Vergangenheit und Zukunft des Schweizer Trickfilms. «Im Rahmen des MIFA Campus, der sich an junge Talente und Studenten richtet, können Interessierte das Gespräch mit Samuel Patthey suchen, dem Mitregisseur von ‹Ecorce, der 2021 den Cristal im Bereich Kurzfilm gewann. Und mit dem Genfer GIFF bieten wir zwei XR-Projekte im dafür geschaffenen Bereich an.» Ein Jahrhundert Kino, Fernsehen, Werbung und technischer Erfindungsgeist, präsentiert während einer intensiven und zukunftsorientierten Woche.  

 

 

Annecy Festival 2022

13. bis 18. Juni 

www. annecy.org

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