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«Die Nachfrage nach Filmschauspieltalenten steigt»

Adrien Kuenzy
16. September 2022

Ludovic Gossiaux © Julie Reggiani

Der Schauspieler Ludovic Gossiaux, der gemeinsam mit Tahar Rahim am Laboratoire de l’Acteur in Paris studierte, schuf vor vier Jahren die Schauspielschule Acting Line Studio in Lausanne und Genf, bei der das Filmschauspiel im Zentrum steht.

Weshalb haben Sie das Acting Line Studio gegründet?

Die Idee dazu entstand nach den Anschlägen vom 13. November 2015. Ich hatte Angehörige verloren, wollte aus Paris weg und dachte sogar daran, meinen Beruf aufzugeben. Ein Freund brachte mich auf die Idee, dieses Projekt zu lancieren, da ich wie er mehrere Jahre am Laboratoire in Paris als Coach tätig war. Wir haben dort viel mit Bildern gearbeitet, darum ist dieses Medium ganz natürlich für mich. Film- und Theaterschauspiel sind für mich zwei grundverschiedene Dinge, und es gibt viele Techniken zu lehren. Heute zählt unsere Schule 14 Dozierende und 250 Studierende.

 

Denken Sie, dass Ihre Schule ein Bedürfnis erfüllt?

Ich denke, dass die Nachfrage nach Filmschauspiel-Talenten zunimmt. Ich stamme aus Belgien, und als ich in die Schweiz kam, um die Schule zu gründen, erinnerte mich das Land an meine Heimat vor 20 oder 25 Jahren, als es noch sehr wenige Filme und Serien gab. Allmählich entstanden immer mehr Koproduktionen, und mir wurde bewusst, dass hier etwas Ähnliches abläuft. Ich spüre in der Schweiz den Wunsch, mit Bildern und mit Streaming-Plattformen zu arbeiten. Und ich bin überzeugt, dass unsere Schauspieler:innen gerne Filme machen möchten, ohne dafür ins Ausland gehen zu müssen.

 

Wie stellen Sie die Arbeit vor der Kamera ins Zentrum Ihrer Ausbildung?

Die Studierenden machen sich ab dem ersten Jahr mit Kamera, Technik und Licht vertraut. Angehende Schauspieler:innen müssen störende Spannungen sehr schnell erkennen, wie zum Beispiel eine Wange, die vor der Kamera zittert, oder Verspannungen im Nacken, das kommt häufig vor. Schritt für Schritt schlüpft man dann in die Rolle und haucht der Figur Leben ein. Es ist ein Fehler, diese Kompetenzen nicht stärker in die klassischen Ausbildungen einzubinden. Die Studierenden müssen möglichst früh mit der Dreharbeit vertraut werden, mit einem Team, Technikern, Funkmikrofonen usw. Nur so können sie ihr Potenzial voll entfalten. Eigentlich habe ich genau die Schule geschaffen, die ich mir als Student gewünscht hätte.

 

Ist der Kontakt zur Filmbranche Teil der Ausbildung?

Im zweiten und dritten Studienjahr haben alle Studierenden die Möglichkeit, an einem Casting vor Fachleuten teilzunehmen. Vergangenes Jahr wurden sieben unserer Student:innen von Cinéart, einer grossen Pariser Agentur, aufgenommen. Das war ein riesiger Erfolg, der Saal war bis auf den letzten Platz besetzt. In der Schweiz gibt es keine Agenten, doch sie sind sehr wichtig, um im Film weiterzukommen. Ich behaupte nicht, unsere Schule sei die Lösung, doch sie bietet auf jeden Fall eine optimale Vorbereitung auf den Eintritt in den Arbeitsmarkt.   

 

Originaltext: Französisch

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