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Das Wallis will mehr Filmproduktionen anlocken

Adrien Kuenzy
14. August 2022

Von links nach rechts: Damian Constantin, Direktor von Valais/Wallis Promotion; Staatsrat Mathias Reynard; Tristan Albrecht, Film Commissioner; Vincent Reynard, Präsident der Valais Film Commission; Sophie Toth, Produzentin. AKU

Die Valais Film Commission will den Kanton Wallis für Schweizer und ausländische Produk­tionen attraktiv machen, indem sie ein in der Schweiz neuartiges Instrument zur Schaffung wirtschaftlicher Anreize einsetzt. Gestartet wurde das Unternehmen anlässlich des Locarno Film Festival. 

«Es ist ein Projekt, das vor mehr als zehn Jahren begonnen hat, aber wir haben es im Wallis nicht immer eilig» , sagte Vincent Reynard, Präsident der neuen Valais Films Commission, beim vergangenen Locarno Film Festival. «Wie bei der Herstellung eines guten Weins muss man sich die Zeit und die Mittel nehmen». Die Commission, die an einer Pressekonferenz offiziell lanciert wurde, ist heute operativ und «das Wallis muss also nur noch seine Arme öffnen und die Produktionen auf seinem Territorium willkommen heissen», meinte der Präsident weiter, bevor er das Wort an die Gesprächspartner Damian Constantin, den Direktor von Valais/Wallis Promotion, Staatsrat Mathias Reynard, Tristan Albrecht, Film Commissioner, und die Produzentin Sophie Toth übergab.

Die Vertreter beleuchteten die Interessen der Valais Film Commission – wirtschaftliche, kulturelle und fördernde: «Unsere erste Aufgabe ist es, die anfragenden Produktionen zu empfangen und alle ihre Fragen zu beantworten», erklärte Tristan Albrecht. Hinzu kommt der wirtschaftliche Auftrag. «Als Akka Films beispielsweise die Krimiserie «Hors saison» im Wallis drehte, waren die Auswirkungen für unsere Region beträchtlich, ganz zu schweigen von den indirekten Einnahmen, denn wir wissen, wie sehr ein Film, der eine Region aufwertet, Touristen anlocken kann.» Und der Leiter fährt mit dem kulturellen Auftrag fort. «Die Idee ist, lokale Kompetenzen zu entwickeln. Da immer mehr Dreharbeiten in der Region stattfinden, wollen wir den Technikerinnen und Technikern aus dem Wallis die Möglichkeit geben, in Schweizer oder ausländischen Produktionen zu arbeiten und von deren Wissen zu profitieren.» Und schliesslich die Aufwertung des Gebiets: «Ein Film ist ein hervorragendes Werbeinstrument, er verbreitet Bilder und ermöglicht es zugleich, eine andere Facette des Wallis hervorzuheben.» 

Um diese Ziele zu erreichen, arbeitet die Valais Films Commission an zwei Achsen. Die Erleichterung läuft direkt über den Film Commissioner, aber auch über die neue Website, die eine Datenbank mit einem System von Kriterien bietet, in der unter anderem zahlreiche Kulissen aufgelistet sind. Die Plattform bietet auch einen Zugang zu verschiedenen Dienstleistern – Freelancern, Technikern, Produktionsfirmen im Wallis, in der Romandie und auf internationaler Ebene.

Zweitens gibt es eine im helvetischen Mikrokosmos noch nie dagewesene Achse: ein Instrument der wirtschaftlichen Anreize auf kantonaler Ebene. «Hier wird es interessant», fährt Tristan Albrecht fort. «Wir haben beschlossen, zwei Systeme zu entwickeln: Das erste ist das Cash-Rebate-System, also eine Rückerstattung der im Wallis getätigten Ausgaben, und das zweite ist eine punktuelle Unterstützung.» Der Cash Rebate richtet sich an Spiel- und Animationsfilme in Spielfilmlänge sowie an Serien. Um Zugang dazu zu erhalten, muss man mindestens fünf Drehtage im Wallis einplanen, mindestens hunderttausend Franken anrechenbare Ausgaben tätigen, zudem müssen 70% der Finanzierung bereits bei der Ankunft gesichert sein. Sind diese Kriterien erfüllt, kommt es zu «einer Matrix». Alle Filme, die diese Kriterien erfüllen, erhalten 15 Prozent der förderfähigen Ausgaben zurückerstattet. Die Walliser Filmkommission beschließt, ausländische Filme oder minoritäre Schweizer Koproduktionen mit zusätzlichen 10 % zu bevorzugen, wodurch sich die Erstattungsmöglichkeiten auf 25 % erhöhen. «Der Grund dafür ist ganz einfach», erklärt Tristan Albrecht. «Wir gehen davon aus, dass das Ausland uns in Bezug auf die Entwicklung der Industrie viel bringen kann, und deshalb wollten wir dieses Element fördern.» Ein zweiter Prozentsatz von 10 %, der für Filme bestimmt ist, die «das Wallis für das Wallis zeigen», ist ebenfalls vorgesehen. «Wenn Sie nach Brig kommen und Brig als die Stadt Brig zeigen, erhalten Sie 10 % mehr».

Es gibt also zwischen 15 % und 35 % Rückerstattung. Hinzu kommen förderfähige Gehälter: «Wir wollen die Ausbildung und Entwicklung von Technikerinnen und Technikern im Wallis fördern. Wir bevorzugen die Beschäftigung von Fachleuten mit Wohnsitz im Wallis, indem wir 40 % der Ausgaben für ihre Gehälter zurückerstatten.» 

Ein weiteres System bezweckt die Förderung des Dokumentar- und Kurzfilms sowie des Reality-TV. «In diesem Fall gibt es keine automatische Rückerstattung, sondern es wird mit einem weiteren Förderbudget subsidiär unterstützt mit einem automatischen Verfahren, aber sofern Geld übrig bleibt, haben wir direkte Zuschüsse vorgesehen: 30‘000 Franken für Dokumentarfilme, 20‘000 Franken für Reality-TV und 10‘000 Franken für Kurzfilme. Das sind Förderrahmen, die ebenfalls auf eine Dossiereingabe zu gleichen Bedingungen reagieren».

Weitere Informationen finden Sie unter valaisfilmcommission.ch.



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